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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Provinz versteckt hat, wenn es nötig war.“
    „Er war mit
dem Gesetz in Konflikt geraten. Hat es mir nie verschwiegen. Aber wenn ich
gewußt hätte, daß er ein Mörder war...“
    „Natürlich.
Deshalb hat er mich auch nicht umbringen lassen, als er mich loswerden wollte.
Er hat sich was anderes ausgedacht. Wenn ich nämlich eines gewaltsamen Todes
gestorben wäre, hätten Sie ihn sofort verdächtigt, und er legte doch so großen
Wert auf Ihre profitable Freundschaft. Gut. Ich hab Faroux auch nicht erzählt,
daß Sie bei einer Erpressung nicht zur Polizei oder zu einem Privatdetektiv
laufen, sondern Péronnet bitten würden, das in Ordnung zu bringen. Wie Sie ihn
gebeten haben, sich um Moreno zu kümmern, falls der wieder auftauchen sollte.
Moreno kann aber nicht wieder auftauchen. Er ist nämlich tot, was ich Ihnen
nicht gesagt hatte. Sie gaben Péronnet alle Informationen über ihn. Die hat er
sich zunutze gemacht, als er Esther beseitigen mußte, weil sie die Art seiner
Geschäfte entdeckt hatte.“
    Schweigen.
Ich riß ein Streichholz an, um mir meine Pfeife anzuzünden. Dann fuhr ich fort.
    „Mademoiselle
Esther machte sich Sorgen über Ihre Beziehung zu diesem Mann, den sie
durchschaut hatte. Aber sie hat sich damit begnügt — aus Anstand oder einem
anderen Gefühl, wer weiß — , mich hier ins Haus zu bringen. Vorwand Moreno.“
    Ein anderes
Gefühl? Und wie, Nestor! Sie ahnte seit langem was. Aber wer sollte als
Pflasterstein ins Wasser geworfen werden, damit ihr Bruder in den Wellen
ertrank? Nestor Burma, klar! Sein Name stand mehrmals in dem Tagebuch. Wenn
Moreno zurückkäme. Das war der Vorwand. Burma wär eine gute Adresse. Hört, hört! Ausgezeichnet Idee. Für eine ausgezeichnet Idee war das
wirklich eine ausgezeichnete Idee.
    „Sie hat sich
nur an mich gewandt, um Sie zu schützen...“ Von wegen! Als sie mich na.chts
anrief, nachdem Sie das Ding mit den falschen Dollars entdeckt hatte, zitterte
ihre Stimme. Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Endlich hatte sie was in der
Hand, um ihren Bruder hochgehen zu lassen! Komplize eines Gangsters. Und sie
konnte es sich nicht verkneifen, sich an dem Schauspiel in der Druckerei zu
weiden, anstatt wie vereinbart im Bistro auf mich zu warten. Deshalb war sie
jetzt tot.
    „...Ich
möchte, daß Sie das nicht vergessen.“
    „Ich werde es
nicht vergessen“, sagte Lévyberg.
    „Wunderbar.
Jetzt schauen Sie mal.“
    Ich holte die
Abzüge und das Negativ raus und legte sie auf die grüne Schreibunterlage.
    „Das hier
wollte Ihnen Marceau-Marcellin verkaufen. Wurde von einem Komplizen von
Péronnet auf dessen Anordnung hin gemacht. Péronnet wollte Sie in der Hand
haben, falls eines Tages Ihre Dankbarkeit nachlassen würde. Aber er hat die
Kontrolle über die Fotos verloren. Mußte sie wiederhaben, denn in fremden
Händen konnten sie auch für ihn gefährlich werden. Ich nehme an, Péronnet hat
Ihnen geraten, das Geschäft anzunehmen, das Marceau-Marcellin Ihnen vorschlug.
Und er hat sie auch veranlaßt, die nötige Summe Bargeld abzuheben für unsere
Verabredung, nicht wahr?“
    René Lévyberg
wunderte sich über nichts mehr.
    „Ja“,
flüsterte er.
    „Was anderes,
Monsieur. Auf diesem Foto könnte man sie leicht für einen raffinierten
Komplizen von Péronnet halten. Trotzdem waren Sie’s nicht. Moral: Hör nicht auf
Erpresser, es kommt noch immer besser. Ob es nun einfache Gangster oder die von
der Gestapo sind...“
    Na ja, ich
wollte noch etwas Geld aus Esther rauspressen, auch wenn sie jetzt tot war.
    „Ja,
höchstwahrscheinlich“, sagte Lévyberg.
    Nachdenklich
betrachtete er die Fotos. Schließlich hob er seinen Flatterblick.
    „Wieviel?“
    „Sie
beleidigen mich“, lachte ich. „Aber ich will Sie nicht enttäuschen. Zwei
Millionen. Verteilt auf zwei Schecks. Der erste auf den Namen Clotilde
Philippon. Sie ist sozusagen die Witwe eines jungen Blödmanns, eines
Charakterschweins erster Güte. Sie soll nicht glauben, daß er sie belogen hat.
Der andere Scheck geht auf meinen Namen. Ist aber nicht für mich. Irgendwo ist
bestimmt ein Waisenkind in Pflege, von einem armen Mädchen, einer heißen Nutte,
die kaltgemacht worden ist.“
    Als ich
wegging, hatte ich die Schecks in der Tasche. Zum letzten Mal sah ich an der
Fassade hoch. So breit wie eine Flußmündung. Fünf Etagen. Stoffe Berglevy.
Wollgewebe. Baumwollgewebe. Seidenstoffe. Tuche. Leinengewebe.
    Kinoleinwand
zum Träumen? Bettücher für ein Liebesnest? Leichentücher, sonst

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