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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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meine bescheidene Person gekümmert hatte. Dafür
aber um einen anderen, der neben mir gestanden hatte und mir auf den Wecker
gegangen war. Und den ich dann später hinter dem Auto wiedergetroffen hatte. Monsieur
Bonfils, der vornehme falsche Taube. Wenn ich dieses besondere Kennzeichen am
Ohr bemerkt hätte, hätte ich mich hinterher vielleicht mehr für diesen Mann
interessiert. Na ja... dafür hatte er sich um so intensiver um mich gekümmert.
Außerdem, was sollte das Gejammer? Jetzt war ich reif. Ich hatte noch eine
Kugel, und dann hatten sie mich. Sie konnten schon mal die Todesanzeige
drucken. Ich wollte mich nur noch um einen guten Abgang bemühen.
    In der
Werkstatt wurde die Knallerei immer schlimmer. Die Maschine gab mir volle
Deckung. Aber wohl fühlte ich mich nicht gerade. Der Krach, die vermischten
Gerüche von Öl, Druckerschwärze und Kordit, alles störte mich. Ich verschoß
meine letzte Kugel. Mitten hinein in die plötzliche Stille brüllte jemand:
    „Vorsicht,
Burma! Kommen Sie da unten vor!“
    War das nicht
die Stimme von Florimond Faroux?
    Auf allen
Vieren kroch ich aus meinem Unterstand. Dann richtete ich mich auf und besah
mir die Bescherung. Faroux’ Leute führten gerade drei „Drucker“ in Handschellen
ab. Péronnet lag in einer Ecke, so tot, toter ging’s nicht. Jo und noch ein
anderes Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft begleiteten ihn auf der großen
Reise. „Noch heute nacht werde ich Frankreich verlassen.“ Wie man sagt, wenn
man in die Auvergne fährt: Ich verlasse Frankreich und die Welt...
    Neben dem
Kommissar stand eine zierliche Person:
    „Und drei,
macht vierzehn, Hélène“, sagte ich.
    Sie fiel mir
um den Hals.
    „Sie verdient
einen Extra-Kuß“, sagte Faroux. „Danken Sie Ihrem Schutzengel, Burma. Sie hat
die Gefahr gewittert, und da sie nicht ganz so blöd ist wie Sie, ist sie Ihnen
bis hierher gefolgt, anstatt schlafenzugehen. Dann hat sie mich angerufen. Ein
nettes Mädchen. Aber verdammt nochmal, Burma! Ich will Ihnen mal eins sagen:
Ich bin nur gekommen, weil Sie hier an der Place du Caire waren. Sonst hätte
ich Sie krepieren lassen, egal wo. Ich wäre einfach nicht gekommen, so nett
Hélène auch ist. Aber Place du Caire, das war was anderes... “
    Nein, ich
hatte nicht gerade einen Beweis meiner Intelligenz geliefert. Einen Punkt
wollte ich aber wenigstens doch noch machen.
    „Ja“, sagte
ich gleichgültig. „Esther Lévybergs Leiche ist hier gefunden worden, nicht
wahr? Erwürgt, aber vorher mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen.
Haben Sie endlich doch noch gemerkt, daß das eine schwere Druckplatte war?“

Nachspiel
     
    Stoffe
Berglevy. Fünf Etagen. Eine Fassade, so breit wie eine Flußmündung. Der Portier
war wieder ein Neuer. In naher Zukunft war noch eine erhebliche personelle
Veränderung fällig.
    René Lévyberg
blinzelte immer noch, war immer noch genauso unfreundlich, schien noch
niedergeschlagener. Ich setzte mich unaufgefordert. Er sagte:
    „Sie haben
mir anscheinend eine wichtige Mitteilung zu machen, Monsieur Burma?“
    „Ja. Aber
zuerst möchte ich mich nach Ihrem Gesundheitszustand erkundigen. Ich habe
gehört, Sie sind vor ein paar Tagen sozusagen das Opfer eines Attentats
geworden? Genauer gesagt, an dem Abend als Péronnet-Bonfils seine Seele
ausgehaucht hat, ein wenig mit meiner Unterstützung. Sie hatten wohl eine
stürmische Diskussion, hm? Als Feind jeden Skandals, jeden störenden Gerüchts
hat Ihnen der Artikel im Crépu natürlich nicht gefallen. Péronnet war
das egal. Er hatte Sie genug benutzt und wollte ins Ausland.“ Lévyberg knurrte
nur etwas vor sich hin.
    „Ich sehe,
Sie haben sich wieder vollkommen von diesem Unfall-Vorfall erholt.“
    Wieder nur
Knurren und Wimpernklimpern.
    „Ich habe
Kommissar Faroux erzählt, daß Sie Péronnet in dem Lager kennengelernt haben, in
das ihn seine Freunde von der Gestapo gebracht hatten, um ihn gefügiger zu
machen — was Sie nicht wußten. Ich hab ihm auch erzählt, daß er Ihnen das Leben
gerettet hat und Sie ihm deshalb ewige Dankbarkeit geschworen haben. Und daß
Péronnet Ihr Unternehmen für seine eigenen... Geschäfte benutzt hat. Und
deshalb seine Leute hier eingeschleust hat. Zum Beispiel den Portier, der
meinen ersten Besuch seinem Chef meldete.“
    „Das stimmt
allerdings“, schnauzte Lévyberg. „Ich hatte von nichts ‘ne Ahnung.“
    „Ich hab Faroux
aber nicht erzählt, daß Péronnet sich in einer Ihrer Vorstadtwohnungen oder
Häuser in der

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