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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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zitterte, sie schwankte und schlang die Arme um den Oberkörper. Ihre Augen waren zu Boden gerichtet. Sie waren so leer wie die Stille.
    Jamian wandte den Blick ab. Was er sah, schmerzte ihn. Er starrte auf den verschmierten Blutfleck, der über ihr seine Flurwand zierte. Laines Blut. Schnell blickte er weg und betrachtete einen kleinen Riss im Holz zu seinen Füßen. Manchmal verirrten sich Ameisen dadurch ins Haus. Hätte er schon längst mal mit Silikon zukleben sollen.
    Laines stille Präsenz drang zu ihm hindurch wie eine Nadel durch dicke Watte. Laine, für die er in dieser Nacht alles getan hätte. Für die er in dieser Nacht gestorben wäre, wenn sie es gewollt hätte. Er fühlte sich schwach und hilflos. Wie ein leises Schlagzeug.
    „Hör auf, Sin.“ Seine Anweisung kam viel zu spät, da Sinead sich längst einen Schritt zurückgezogen hatte.
    „Selbstverständlich.“ Die Miene der Senatorin war beherrscht, ihre Augen strahlten hell und kraftvoll. Erfüllt. Von Laines Kraft, die Sin nicht zustand. „Wir müssen wissen, was sie weiß. Wer sie schickt und was sie vorhaben.“ Mit einem abfälligen Schnauben sah sie auf Laine hinab . „Rede! Rede, oder du kannst erleben, was es heißt, um den Tod zu betteln.“
    „Sin?“, fragte Jamian leise , ohne von seinem Fixpunkt, dem Riss in den Fußbodendielen, aufzusehen. „Lass uns allein. Bitte geh jetzt.“
    „Was?“ Entsetzt aufgerissene Augen starrten ihn an. „Sag mal, spinnst du?“
    Jamian drückte sich eine Hand vor die Schläfe, rieb sich über die Augen und versuchte , den Dunst von seinem Sichtfeld zu bekommen. „Geh einfach, ja? Wir reden später über alles.“
    „Die da solltest du rausschmeißen!“, keifte Sinead empört und wies auf die regungslos auf dem Boden hockende Laine, die nicht einmal mehr aufsah. „Die Blutsaugerin wollte dich umbringen! Und du …“
    „Hat sie aber nicht.“ Die plötzliche Erkenntnis erstaunte ihn. Sie hatte ihm kein Haar gekrümmt, dabei hatte es für sie in der letzten Nacht mehr als genug Gelegenheiten gegeben. War ihm das entgangen? Er spürte, wie ihm die Knie zu zittern begannen, als seine Gedanken langsam wieder klar wurden.
    „Geh, Sinead“, forderte er fest und kniete neben Laine nieder. Er berührte ihren Oberarm. Gegen seine Kehle pressten sich tausend Bitten um Verzeihung, aber diese vor Sinead auszusprechen, konnte er nicht über sich bringen. „Laine? Alles in Ordnung?“
    „Nichts ist in Ordnung.“ Ihr Wispern war kaum hörbar, ihre Lippen schienen sich nicht zu bewegen. Er wollte sie an sich ziehen, doch sie bat ihn mit einer Geste, es nicht zu tun.
    „Laine. Ich … Oh , verdammt.“
    „Das ist doch nicht zu fassen!“ Sinead stampfte wie ein wütendes Kind mit dem Fuß auf. „Hallo? Erde an Jamie! Musst du jetzt hier den Schmalspurcasanova mimen? Selbst wenn sie dich nur flach- statt umgelegt hat, wer sagt dir, dass das so bleibt ?“
    „Sinead, ich hab dich gebeten, zu gehen.“
    „Du bist ein Vollpfosten, Kerl! Interessiert sich eigentlich irgendwer dafür, warum ich hier bin?“
    „Nein!“, knurrte Jamian. „Du warst nicht eingeladen und hast völlig überreagiert. Das war mehr als unnötig. Verschwinde. Und lass mich ein für alle Mal mit deiner blöden Wettervorhersage in Frieden, verstanden?“
    Sinead stöhnte auf, als hätte sie ein Schlag getroffen. Vom einen auf den nächsten Moment wirkte sie verzweifelt. „Genau darum geht es aber. Ich würde dich damit in Frieden lassen. Du glaubst nicht, wie sehr ich mir wünsche, dich da raushalten zu können. Aber ich kann es nicht, es ist nicht möglich.“ Mit einem heftigen Luftholen, beinah schon einem Schluchzen, wandte sie sich ab und vergrub das Gesicht in den Händen. War das wieder einer ihrer Tricks? Er hatte Sin selten weinen sehen, aber er zweifelte nicht an, dass sie Tränen ebenso brillant zur Manipulation einsetzte wie Augenaufschläge oder ihren Hüftschwung.
    „Es ist nicht meine Schuld, Jamie“, erklang ihre Stimme gedämpft. „Ich wollte dich eigentlich nur warnen.“
    „Das hast du jetzt. Aber sei dir sicher, dass ich nichts zu befürchten habe. Laine ist keine Gefahr.“ Für mich, musste er hinzufügen.
    „Nicht vor ihr“, erwiderte sie tonlos. „Ich wusste nicht, dass sie hier ist. Ich wollte dich vor meinem Vater warnen.“
    „Warum das?“
    Auch Laine hob schwach den Kopf.
    „Er wird im Laufe des Tages hier auftauchen. Er will dafür sorgen, dass du zugibst, der zu sein, von dem die

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