Stolen Mortality
Prophezeiung spricht. Der, der die Gedanken der Vampire hören kann.“
Ach, es war zwecklos. Sie würde nie mit diesem Unsinn aufhören. „Wie oft soll ich es noch sagen? Ich höre keine Gedanken.“ Er hoffte, überzeugend zu lügen, denn ganz entsprach das nicht der Wahrheit. Doch von der mentalen Sprache, die er mit seinem Bruder sprechen konnte, sollte niemand erfahren. „Noch mal zum Mitschreiben: Ich habe. Keine. Besonderen Fähigkeiten! Nichts. Niente. Nothing. Nada. Chan eil, falls du es auf Gälisch willst.“
Laine senkte den Kopf wieder, doch ihm entging nicht, dass sie ihn ansatzweise schüttelte.
„Das musst du aber!“, beharrte Sinead. „Mein Vater verlangt, dass du es zugibst. Es ist kein Spaß mehr, Jamie! Es ist absoluter Ernst! Er hat Magnus als Unterstützung angefordert.“
Jamian hatte das Gefühl, sein Magen müss t e gefrieren.
„Vater schreckt vor nichts mehr zurück. Er will die Prophezeiung durchsetzen, und zwar so schnell wie möglich.“ Sie warf Laine einen angewiderten Blick zu. „Die Partisan haben davon erfahren. Sie haben die Informationen gestohlen, daher bleibt keine Zeit, um abzuwarten. Sie würden alles zunichtemachen.“
Jamian verstand überhaupt nichts mehr und er war sich längst nicht mehr zu stolz, um nachzufragen. „Aber warum wollen sie das denn verhindern?“
„Vielleicht , weil wir nicht sterben wollen?“ Die Antwort kam in ungläubigem Ton von Laine. Das Sprechen schien ihr schwerzufallen, immer noch schien sie mehr im Delirium als ganz bei sich. Sie so zu sehen, machte ihn verrückt vor Sorge und Schuldgefühlen.
„Sterben?“ Sinead wirkte, als würde sie gleich nach Laine treten, sodass Jamian sie vorsichtshalber mit seinem Körper abschirmte. „Was redest du dummes Stück vom Sterben ? Die Prophezeiung verspricht den Frieden.“
Laine gab ein schwaches, abgehacktes Lachen von sich. „Das sind alles Lügen.“ Dann schwankte sie so stark, dass Jamian sie festhalten musste.
„Genug jetzt!“, entschied er. „Ich kläre das, Sinead. Danke für deine Warnung. Jetzt geh besser. Wenn dein Vater wirklich herkommt, solltest du ihm nicht über den Weg laufen.“
Das schien sie einzusehen, doch überzeugt war sie noch immer nicht. „Kommst du mit der Blutsaugerin klar?“
Er antwortete mit einem eisigen Blick, Sinead verzog bockig den Mund und verließ das Haus. Der Motor ihres Motorrads jaulte auf.
Kaum war sie weg, sackte Laine völlig in sich zusammen, als hätte sie sich zuvor an einem letzten Faden aus Stolz aufrecht gehalten. Sie widersetzte sich nicht, als er sie an sich zog , und lehnte das Gesicht an seine Brust. Genau so hatte er sie schon einmal gehalten. Schwach und verletzlich war sie gewesen, und er hatte nicht das Geringste über sie gewusst. Es fühlte sich an, als wäre der Abend am Bach viele Jahre entfernt, statt weniger Tage.
„Es tut mir alles so leid“, wisperte sie gegen sein T-Shirt. „Ich wollte das nicht.“
„Mir tut es leid. Ich hätte Sinead aufhalten müssen. Entschuldige. Ich hab dich im Stich gelassen und dafür …“ Jamian rang mit der Wahrheit, die störrisch war und seinen Stolz aufwiegelte. Er gewann den Kampf. „Dafür schäme ich mich.“
„Das meine ich nicht.“ Sie sprach, ohne den Kopf zu heben, e s musste sie sehr anstrengen. „Du bist in Gefahr. Nicht nur der Senator ist auf dem Weg. Auch ein Vampir. Ein mächtiger Vampir.“
„Klingt ja toll. Was finden diese Typen nur alle an mir?“ Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, klemmte eine dünne Strähne hinter ihr Ohr. Sein Lächeln fror ihm im Gesicht fest, als sie aufsah und sich ihr Blick in seinen bohrte. Ernst und voller Traurigkeit, als wäre er bereits mausetot. Für einen Moment fühlte er sich auch so.
„Er will, dass du stirbst.“
Laine hätte die Worte nicht aussprechen müssen.
„Warum das alles?“ Er musste sich räuspern, weil seine Stimme nur noch ein Krächzen war. „Nur wegen dieser bescheuerten Prophezeiung?“
„Nur ist gut.“ Laine erzitterte, er spürte es unter den Händen, an den Armen, an der Brust. „Ich weiß nicht, was sie dir erzählt haben, aber der Prophezeiung zufolge bist du der apokalyptische Reiter der Vampire.“
„Sind das nicht normalerweise vier? Außerdem kann ich nicht mal reiten, und ich werde es auch nicht lernen. Pferde sind mir suspekt.“ Er schwafelte mit voller Absicht Unsinn , um nicht darüber nachdenken zu müssen, was sie gerade in den Raum geworfen hatte.
„Ich mag Pferde
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