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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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jemals wieder normal werden würde, stand offen. Jamian wäre nicht der Erste , in dem diese Teufelei etwas kaputt gemacht hätte. Niemand konnte sagen , was dieses dreckige Vampirgift in einem anrichtete, wie weit es einen selbst zum Monster machte. Noch ein Stück mehr.
    Es hieß, manch einer hätte mit seiner Sterblichkeit auch seinen Verstand verloren, die Gefühle, die Wünsche, den eigenen Willen. Vielleicht sogar die Seele. Zurück blieben leere Hüllen, die der Senat nach eigenem Ermessen formen konnte. Zumindest behauptete man das über die Unsterblichen.
    Ob das Gerüchte waren? Aus Angst oder Neid geschaffene Vorurteile? Junias wusste es nicht, er kannte nur einen weiteren Kienshi, der nicht mehr älter wurde. Jamians Exfreundin Sinead. Die konnte er nicht ausstehen.
    Er wartete in seinem Zimmer, bis sich der Mini vom Haus entfernte, dann schlurfte er ins Bad, um den widerlichen Müllgeruch abzuwaschen, der seit den Stunden in seinem Versteck an ihm haftete. Er entspannte sich für die zweieinhalb Minuten, in denen der Boiler heißes Wasser hergab , und fluchte vor sich hin, als nur noch kaltes kam.
    In frischer Kleidung ging er in die Küche und frühstückte eine Schüssel Cornflakes; trocken, weil die Milch sauer geworden war. Wirklich hungrig war er auf etwas anderes. Schon wieder.
    Obwohl es noch zu früh war, um zur Schule zu fahren, holte er seinen Rucksack und den Helm, verließ das Haus und schloss den windschiefen Schuppen auf, der sich daneben befand. Er schob seine 125er Yamaha durchs Brennnesselgestrüpp, das den Schuppen wie eine kleine Dornröschenhecke umschloss. So oft er das Unkraut auch niedertrampelte, es richtete sich doch immer wieder auf, als woll t e es ihm eins auswischen. Er trat den Kickstarter runter – mit Vorsicht, denn er hatte ihn oft genug abgetreten – und raste los.
    Einfach der Straße nach, nirgendwo hin.
    Natürlich kam er zu spät zum Unterrichtsbeginn. Dafür hatte er sich durch den Fahrtwind und die Ruhe der Landstraßen abregen können. Mrs. Jenkins bekam ihre hektischen Flecken und schrieb wortlos eine Notiz ins Klassenbuch. Aus den Reihen der Schüler drang gehässiges Murmeln, als er zu seinem Platz ging. Er versuchte, die geflüsterten Bemerkungen zu überhören, doch auch wenn die meisten davon nicht für seine Ohren bestimmt waren, erreichten sie ihn alle. Einige trieben ihm die Röte ins Gesicht, teils aus Scham, teils aus Wut.
    In der Schule war von dem mächtigen Kienshi, der Vampire besiegen konnte, nichts übrig. Hier war er der letzte Dreck. Ein Einzelgänger. Ein Freak. Das war immer schon so gewesen, aber nachdem Jamian die Schule im letzten Jahr verlassen hatte, waren die Anfeindungen schlimmer geworden. Seitdem er selbst ein Kienshi war, war es kaum noch auszuhalten.
    Wie leicht hätte er ihnen die Mäuler stopfen können … und durfte es nicht. Er durfte es einfach nicht. Aber sie durften! Ihn auslachen, ihn beleidigen, ihn herumschubsen .
    Junias schmiss seinen Rucksack mit zu viel Kraft unter den Tisch. Der Schwung ließ die Tasche ein Stück durch den Raum rutschen und blieb ein paar Meter weiter vor Brian Gibbs ’ Tisch liegen. Junias stöhnte leise. Ausgerechnet Gibbs.
    Mrs. Jenkins war in ihrem einseitigen Dialog mit der Tafel versunken und kritzelte physikalische Formeln mit so viel Begeisterung an das dunkle Grün, dass ständig die Kreide abbrach. Das kratzende Geräusch schmerzte in Junias ’ Ohren und der Anblick von Brian Gibbs Fingern, die sofort neugierig seinen Rucksack durchwühlten, kostete ihn alle Beherrschung. Er sah weg und konzentrierte sich auf das Abnagen seiner Nägel und auf die Geräusche, die durch das Fenster hineindrangen . Normalerweise ertrug er die Schule mit gelangweiltem Desinteresse. Heute würde es schwieriger werden, sehr viel schwieriger.
    Er wartete bis zum Ende der Stunde, ehe er zu Brian Gibbs ging und einsilbig nach seiner Tasche forderte.
    Brian überreichte ihm den leeren Rucksack mit süffisantem Grinsen und einem betont freundlichen „Aber gerne doch, lieber Junias. Hab gut drauf aufgepasst.“
    „Die Bücher auch.“
    „Bücher?“ Brian feixte. „Sag bloß, da waren Bücher drin? Kannst du überhaupt lesen, Bryonts?“ Er grinste in die schadenfrohe Runde der anderen Jungs. „Hat einer von euch Bryonts Bilderbücher gesehen?“
    Junias erwiderte das Grinsen. Ja, er hatte sie gesehen, denn seinen Augen entging so schnell nichts. „Steve hat mein Mathebuch in der Tasche. Garry das Biobuch in

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