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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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eine Coladose zum Anstoßen in die Runde. Michelle hatte sich Tobi gekrallt und stand mit ihm ebenfalls ein paar Meter entfernt von der Runde. Auch Tobi drehte sich jetzt zu Schleicher und prostete ihm zu: »Auf die Tour!« Die anderen stimmten ein. »Yeah! Es kann losgehen!«
    »Wir sollten früh genug losfahren, damit wir noch Zeit zum Soundcheck haben«, meine Lex, während er sein Handy aus der Tasche zog und irgendetwas eintippte.
    Greg stimmte ihm zu. »Ja, lasst uns direkt im Morgengrauen los. Um fünf oder so.«
    »Yes«, meinte Schleicher. Einzig Tobi schien die Zeit ein Dorn im Auge zu sein. Er hatte seinen Arm um Michelle gelegt. Die setzte gerade alle Flirttechniken, die ich je gesehen hatte, gleichzeitig ein. »Und wenn ich heute noch was vorhabe?«, sagte er mehr in Michelles Richtung als in die der Jungs.
    »Dann musst du es entweder verschieben oder schnell machen«, antwortete Lex trocken.
    »Sollen wir es schnell machen?«, fragte Tobi nun Michelle und begann laut zu lachen. Der passte der Spruch anscheinend gar nicht, denn sie löste sich aus seiner Umarmung und zerrte die immer noch lächelnde Kira aus der Runde heraus. »Haste dir wohl so gedacht. Komm, Kira, wir gehen! Pff!«
    Die anderen lachten und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn Michelles Ruf eilte ihr voraus, das wusste jeder. Beide verschwanden um die Ecke. Gerade als sie hinter der Ecke verschwunden waren, tauchte Max auf.
    »Hi, Leute.«
    Er machte einen ziemlich zerknirschten Eindruck, und auch, wenn ich ihn nicht kannte, wusste ich, dass irgendwas im Busch sein musste, so mitgenommen wie er aussah.
    »Wo warste, Mann?« Tobi schlug Max auf die Schulter, der verlegen zusammenzuckte. »Was’n los, Alter?«
    Ohne eine Erklärung ging Max runter in den Probenraum und die anderen folgten ihm, halb lachend, halb irritiert guckend. Ich war verunsichert – sollte ich hier draußen stehen bleiben? Mitgehen? Ich hatte das Gefühl, dass mir nichts anderes übrig blieb, als auch hinterherzulaufen – schließlich war ich für heute nun mal dabei –, was ich dann auch tat. Die Jungs hatten sich um Max herum aufgereiht und ich schloss die Tür so leise wie möglich hinter mir.
    »Leute«, murmelte Max in die ungewöhnliche Stille und guckte ziemlich verkniffen. »Da is’ was, das ich euch sagen muss.«
    »Ach, Schwamm drüber«, sagte Schleicher, »jeder kommt mal zu spät, kein Ding.«
    »Deswegen ist es nicht«, erklärte Max weiter und klang noch reumütiger als bei der Begrüßung.
    Tobi, Greg, und Lex sahen ihn unbeeindruckt an. »Was denn? Haste vergessen, deine Unterhosen zu bügeln?«, fragte Tobi grinsend und sofort grölten alle lauthals los.
    »Meine Leute wollen mich nicht mitlassen.«
    Augenblicklich war es still im Probenraum.
    Lex hatte zuerst seine Fassung wieder: »Du willst uns verarschen, oder?«
    Max schüttelte den Kopf. »Sorry. Gab ’nen Riesenstreit gerade, deswegen konnte ich auch nicht früher kommen. Die sind irgendwie mies drauf wegen der Fünfer im Zeugnis. Die Ferien über soll mich so ein dämlicher Nachhilfeloser wieder auf die Spießerspur bringen. Ich kann echt nix dafür, Leute, wirklich!«
    Jetzt mischte sich auch Tobi als Leads änger und Sprachrohr der Band ein. »Du willst uns hängen lassen? Einen Tag vor der Abreise? Tickst du noch ganz sauber?!« Er baute sich demonstrativ vor Max auf, der mit seinen sechzehn Jahren nicht nur der Jüngste, sondern auch der Kleinste der Truppe war.
    »Du verarschst uns«, wiederholte er Lex’ Worte.
    »Nein. Sorry. Ich … kann nicht. Echt nicht.« Ohne eine weitere Erklärung wich Max rechts Richtung Tür aus, bevor Tobi noch etwas sagen geschweige denn ihn aufhalten konnte. Im Gehen rief er noch ein »Sorry« in den Raum und war verschwunden.
    »Das glaub ich jetzt nicht.«
    Auch die anderen standen wie versteinert, und wenn Blicke mehr sagten als tausend Worte, dann sah ich hier gerade echte Ratlosigkeit.
    »Wir sind erledigt«, flüsterte Tobi fassungslos.
    »Voll«, ergänzte Schleicher. »Über Nacht finden wir keinen Ersatz. Never!«
    Auch Lex klang erschüttert. » Gerade Keyboard! Ohne Keyboard geht’s nicht! Wir können uns alles abschmieren. Die Tour, die Gigs, die Gage. Ich hatte die Kohle fest für meinen Auszug eingeplant, verdammt!«
    Ich stand währenddessen immer noch stumm wie ein Fisch an der Wand.
    »Was soll das heißen, ›gerade Keyboard‹ ?«, fragte Greg gereizt nach. »Heißt das, auf den Bass hätte man verzichten

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