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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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als einem Jahrzehnt hat das Haus nicht so viele Gäste gesehen.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme hatte ihr die Sprache verschlagen. Angestrengt suchte sie nach einer klugen Antwort.
    Danke. Ich werde es meinen Mitarbeitern ausrichten, hätte sie sagen sollen. Aber ihr Blick hatte sich mit seinem verschränkt, und irgendwie war sie in der reichen Glut seiner Augen versunken. Seine gemurmelten Worte schienen viel zu persönlich, viel zu privat, um ihm mit einer höflichen Floskel zu antworten.
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen hatte, dass ihr der Atem stockte. Zuvor hatte sie bemerkt, dass sie beieinanderstanden, im Dunkeln, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt - und nur ein paar Meter entfernt von der Menge im Schankraum. Entgegen ihrer Absicht hatten sie sich in eine private Ecke zurückgezogen, waren allein, unbeobachtet und auch tatsächlich nicht zu beobachten.
    Zuvor hatte sie bemerkt, dass er seine Aufmerksamkeit ganz und gar auf sie konzentrierte.
    Dass ihre Sinne sich ganz und gar in seinem Anblick verloren hatten.
    Dass ihre Lippen sich warm, beinahe pulsierend anfühlten.
    Seine Lider wurden schwer. Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen.
    Und die pulsierten noch mehr.
    Em fühlte, wie ihr das Herz bis in die Fingerspitzen pochte, sie konnte fühlen, wie etwas sich in ihr ausdehnte ...
    Sie hörte, wie er einen weichen, kaum hörbaren Laut ausstieß, sich dann aufrichtete und den Blick langsam, ganz langsam zu ihren Augen hob.
    Jonas verzog die Lippen zu einem wehmütigen Lächeln. »Gute Nacht, Miss Beauregard.«
    Seine Stimme klang heiser.
    Er trat zurück, löste sich aus dem Türrahmen, ging in Richtung Küche.
    Die Dunkelheit verschluckte ihn. »Träumen Sie süß.«

4
    »Nun, ja.« Em stand vor Ballyclose Manor und schaute an der Fassade hinauf. »Das könnte es sein. Unser höchstes Haus, das Haus des Höchsten.«
    Das Anwesen war ein recht unauffälliger Bau unbestimmten Alters. Weil es aber einen gepflegten und wichtigen Eindruck erweckte, weil zahlreiche Frauen und gelegentlich auch ein Mann im besten Sonntagsstaat - obwohl erst Donnerstagnachmittag war - zu dem Haus strömten, zu Fuß oder in kleinen Kutschen, lag es nahe, Ballyclose Manor als erstes Haus im Ort zu bezeichnen.
    Issy nickte, ebenso wie Em in die Betrachtung des Anwesens vertieft. »Wir werden die Keller durchsuchen müssen.«
    »Zuerst sollten wir uns überzeugen, dass es überhaupt eine Unterkellerung gibt. Dann sollten wir in Erfahrung bringen, wo sich diese Räume befinden.« Entschlossen ging Em über den knirschenden Kies in Richtung Eingang. »Wenn wir heute tatsächlich so viel erreichen könnten, wäre ich sehr zufrieden.« Sie warf Issy einen Blick zu, während sie die Treppe hinaufstieg. »Ich bin genauso eifrig bei der Schatzsuche wie die Zwillinge. Aber jetzt, wo wir uns so bequem im Gasthaus einrichten konnten, brauchen wir uns nicht zu beeilen oder unnötige Risiken einzugehen.«
    Issy nickte zum Einverständnis.
    Sie waren oben zwischen den Säulen angekommen und mischten sich unter die Herrschaften, die ins Haus strömten. Em hatte sich für ein apfelgrünes Kleid mit einem einzigen gesäumten Volant am Halsausschnitt entschieden. Die waldgrüne Jacke mit den Bändern aus Satin hielt die Oktoberkälte fern. Issy dagegen trug ein schlichtes blaues Kleid, das ihre geschmeidige Figur am besten zur Geltung brachte. Mit ihren blonden Haaren, den blauen Augen und einem sehr sanften Wesen war Issy diejenige unter den Schwestern, der man stets am meisten Beachtung schenkte; Em rechnete damit, dass diese Tatsache ihr selbst größere Freiheit verschaffen würde.
    Ein beeindruckender, recht hochmütiger Butler wartete unmittelbar hinter der geöffneten Eingangstür und dirigierte die Gäste in das Empfangszimmer, das sich an einer Seite des Hauses befand.
    Mit Issy neben sich und der alten Miss Hellebore im Schlepptau betrat Em den Raum. Die alte Lady konnte nicht mehr sehr weit oder schnell gehen, besaß aber einen rüstigen Geist, flinke Augen und ein scharfes Gehör. Das schloss Em daraus, wie Mr Filing und auch die Gastgeberin die alte Dame und auch ihre Begleiterin begrüßten.
    Miss Sweet, eine sanfte, wohl ein wenig flatterhafte Seele mit Gesichtszügen und einem Lächeln, das ihrem Namen alle Ehre machte, stand neben Miss Hellebore und unterstützte die alte Dame. Die beiden Frauen wurden von einer braunhaarigen Lady begleitet, die selbstsicher auftrat, ohne

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