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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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spürte das Prickeln ihrer Lippen, das brennend heiße Erinnerungen an seinen Kuss erweckte.
    Um sich zu sammeln, schaute sie zur Uhr hinüber.
    »Sie sind etwas zu früh.« Sie ertappte sich dabei, dass sie sich darüber … ja, freute.
    »Sie bringen den Zeitplan eines jeden Mannes durcheinander«, erwiderte Jasper mit leichtem Lächeln.
    Ihr wurde ganz warm ums Herz.
    »Sie sehen bezaubernd aus, Eliza.« Er senkte die Stimme. »Ich wollte ein paar Minuten mit Ihnen allein sein, ehe ich durch die Etikette eingeschränkt bin.«
    »Sie werden durch mich eingeschränkt sein, junger Mann!«
    Regina, Lady Collingsworth, kam wie ein Wirbelwind in den Salon gerauscht. Sie war eine weißblonde Matrone mit durchdringenden blauen Augen und kirschroten Wangen. Neben ihrem freundlichen, liebenswürdigen Naturell konnte sie auch große Willenskraft an den Tag legen. Nun blieb sie stehen und musterte Jasper mit stählernem Blick.
    Mit ihrem geschlossenen Fächer auf ihn deutend, sagte sie: »Sie sind ein attraktiver Bursche, Mr. Bond, und wissen sehr wohl, dass Ihnen kaum jemand widerstehen kann. Aber ich bin mir sicher, Sie werden sich benehmen. Wenn Sie sich Ungezogenheiten herausnehmen wollen, werden Sie mehr aufbieten müssen als Charme und ein Lächeln.«
    Lady Collingsworth reichte kaum bis an Jaspers Schulter, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie ihm gewachsen war.
    Eliza stellte die beiden einander vor und fügte hinzu: »Regina und ihr Sohn, Lord Collingsworth, werden uns heute begleiten.«
    Jasper vollführte eine elegante Verbeugung. »Es ist mir ein Vergnügen, Lady Collingsworth.«
    »Mal sehen, ob Sie das am Ende des Tages immer noch meinen.«
    Kurz darauf saßen sie alle bequem in Lord Collingsworths Landauer, die Männer auf einer Seite, Eliza und Regina auf der anderen. Verstohlen musterte Eliza die beiden Männer unter ihrer breiten Hutkrempe hervor und versuchte zu ergründen, warum sie sich von allen ihr bekannten Männern ausgerechnet zu Jasper so hingezogen fühlte. War es deshalb, weil er gleichermaßen von ihr angezogen zu sein schien? Falls ja, so wäre die einfachste Lösung, die Sache mit ihm zu besprechen und ihn um etwas mehr Zurückhaltung zu bitten. Bisher sah es so aus, als hätte er nichts anderes im Sinn, als seinen Auftrag sehr, sehr gründlich durchzuführen. Und sie wusste, dass sie nicht der Typ Frau war, der in Männern rasende Leidenschaft entfachte.
    Der Gedanke hatte eine deprimierende Wirkung auf ihre Stimmung.
    Um nicht in Selbstmitleid zu zerfließen, wandte sie ihre Aufmerksamkeit Lord Collingsworth zu. Seine Lordschaft war der Inbegriff aristokratischer Vollendung, groß und schlank, mit strengem Mund und Adlernase. Er hatte das helle Haar seiner Mutter, doch nicht ihre Lebhaftigkeit. Collingsworth hatte vor einem Jahr seine Gattin und sein ungeborenes Kind verloren, und die Lebensfreude, die ihn einst erfüllt hatte, war mit ihnen gestorben. Seine Trauer spiegelte sich in seiner düsteren Kleidung und seiner ernsten Miene wider. Eliza versuchte immer noch zu begreifen, warum die Dinge, die ihn vor seiner Ehe glücklich gemacht hatten, dies jetzt nicht mehr vermochten. Sicher, er hatte einen schweren Verlust erlitten, aber warum wandte er sich nicht wieder den Interessen zu, die er als Junggeselle gehabt hatte?
    Ganz offensichtlich mangelte es ihr an Erfahrung, um darauf eine befriedigende Antwort zu finden. Sie würde sich wohl damit abfinden müssen, dass ihr romantisch veranlagte Naturelle immer ein Rätsel bleiben würden.
    Jasper stupste mit dem Stiefel gegen ihren Fuß. Mit fragend erhobenen Brauen wandte sie sich ihm zu.
    Sehen Sie mich an , drückte seine finstere Miene aus.
    Verstand er denn nicht, wie schwierig das war? Natürlich nicht, wie auch? Schließlich geriet er nicht in Wallung, wenn er sie anschaute. Er grübelte nicht darüber nach, wieso eine so banale Handlung wie das Aufeinanderpressen ihrer beider Münder eine derart überwältigende Auswirkung auf andere Teile der Anatomie ausgeübt hatte.
    Frustriert verschränkte sie die Arme und wandte den Blick den vorbeifahrenden Kutschen zu.
    Jaspers Stiefelspitze berührte ihren Knöchel und glitt dann an ihrer Wade empor.
    Eliza erstarrte. Sie bekam keine Luft mehr. Ein Schauer lief von ihrer Wade zu unaussprechlichen Stellen ihres Körpers. Entsetzt starrte sie Jasper an.
    Er blinzelte ihr zu. Während Empörung in ihr aufstieg, leckte er sich in einer langsamen, sinnlichen Geste über die Unterlippe.
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