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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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so überzeugend ist, wie es mein Plan erfordert, oder ob ich so in Leidenschaft nach Ihnen entbrannt bin, dass ich dasselbe Gefühl unbedingt auch in Ihnen hervorrufen will.«
    Sie wich seinem Blick aus. Auf diese Weise formuliert hörte sich ihre Frage töricht an. Jasper war ein atemberaubend gut aussehender Mann. Auch als sie sich jetzt aus purer Verlegenheit im Saal umsah, stellte sie fest, dass zahlreiche Frauen ihn unverhohlen beäugten oder ihm in regelmäßigen Abständen verstohlene Blicke zuwarfen. Er könnte jede Frau haben, die ihm gefiel. Eine Frau, die charmant und verführerisch war. Erfahren.
    »Miss Martin.«
    Eliza wandte sich dem Mann zu, der sich ihnen zugesellt hatte. »Sir Richard«, sagte sie mit gezwungenem Lächeln, »welch eine Freude, Sie hier zu sehen.«
    Sir Richard Tolliver war ein absolut durchschnittlicher Mann, weder jung noch alt, weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Er hatte mittelbraunes Haar und freundliche grüne Augen. Mit seiner ruhigen, unaufdringlichen Art war er einer ihrer am wenigsten aggressiv auftretenden Verehrer.
    »Sie erinnern sich gewiss an meine Schwester, Miss Amanda Tolliver«, sagte er mit einem verstohlenen Seitenblick auf Jasper.
    »Ja, natürlich. Schön, Sie zu sehen, Miss Tolliver.« Heiter und routiniert stellte Eliza Jasper und die Geschwister einander vor. Doch als Jasper sich über Miss Tollivers Hand beugte und die junge Dame bis in die Haarwurzeln errötete, veränderte sich Elizas Stimmung drastisch.
    Sir Richard lächelte gepresst. »Jetzt verstehe ich, weshalb Sie meine Einladung, Sie auf diese Ausstellung zu begleiten, abgelehnt haben, Miss Martin. Ich wusste nicht, dass Sie bereits verabredet waren.«
    Mit einiger Überraschung stellte Eliza fest, dass er sichtlich verstimmt war. Er fühlte sich gekränkt, obwohl das nicht ihre Absicht gewesen war. Sie hatte seine Einladung abgelehnt, um nicht stundenlang in Gesellschaft eines Mannes ausharren zu müssen, mit dem sie nichts gemein hatte. Sie hatte es für das Beste gehalten, ihnen beiden die Peinlichkeit einer gezwungenen Konversation zu ersparen.
    Diese Erklärung konnte sie jedoch nicht anführen. Gesellschaftliche Konversation hatte nur wenig mit Wahrheit zu tun. Es ging eher darum, über möglichst neutrale Themen zu parlieren. Für viele zählte die Wahrheit nicht dazu.
    Sie überlegte gerade, wie sie auf angemessene Art antworten könnte, als ihr auffiel, dass Miss Tolliver Jasper hingerissen anstarrte und mit ihren dichten Wimpern klimperte. Eliza verschluckte die höfliche Ausrede, die ihr auf der Zunge gelegen hatte. Plötzlich wusste sie ganz genau, wie Tolliver sich fühlte und wie wenig das mit Vernunft zu tun hatte.
    Was für ein Morast dieses ganze Tändeln und Umwerben doch war.
    »Werde ich Sie heute auf der Abendgesellschaft bei Lansington sehen, Sir Richard?«, fragte sie.
    »Wenn Sie da sein werden, Miss Martin, werde ich gewiss kommen.«
    »Dann werde ich den ersten Walzer für Sie reservieren.« Tolliver strahlte über das ganze Gesicht. Eliza fand seine Begeisterung ein wenig beängstigend.
    »Was ist mit Ihnen, Mr. Bond?«, zwitscherte Miss Tolliver. »Werden Sie auch anwesend sein? Soll ich Ihnen einen Platz auf meiner Tanzkarte sichern?«
    Eliza spürte, wie Jaspers Oberarm sich unter ihrer Hand anspannte. Als er keine Antwort gab, wurde ihr klar, dass ihm keine einfiel. Die Wahrheit, die er ihr so bereitwillig anvertraut hatte, konnte er Miss Tolliver unmöglich gestehen.
    »Mr. Bond hat sich gestern verletzt«, schwindelte sie. »Sein Pferd war ungezogen und ist ihm ziemlich fest auf den Fuß gestiegen. Er kann zwar gehen, aber Tanzen ist im Moment völlig ausgeschlossen.«
    »Oh. Das tut mir leid«, sagte Miss Tolliver bekümmert. »Ich hoffe, Sie erholen sich rasch wieder, Mr. Bond.«
    Jasper nickte und verabschiedete sich von den Geschwistern. Dann zog er Eliza mit einer Geschwindigkeit weiter, die seine Verletzung, die sie erfunden hatte, Lügen strafte. In einer Ecke des Raums blieb er stehen und betrachtete finster das Gemälde, das vor ihm an der Wand hing.
    Unwillig klopfte er mit dem Stiefel auf den Boden. »Der Tanz, den Sie Tolliver angeboten haben, gehörte mir.«
    Eliza war verwirrt. »Aber Sie tanzen doch nicht.«
    »Noch vor wenigen Momenten«, sagte er leise und mit beißendem Sarkasmus, »haben Sie mich gefragt, ob ich in Ihnen sein möchte, und in der nächsten Sekunde ermutigen Sie einen Mann, der ein offensichtliches Interesse an Ihnen
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