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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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Veranda waren Fackeln aufgestellt, die jedoch in großen Abständen platziert waren, um gerade noch anzuzeigen, wo der Stein in den Rasen überging.
    »Heißt das, Teil der Farce?«
    »Bisher habe ich Ihnen gegenüber noch nichts vorgetäuscht, Eliza.«
    Da sie sich auf schäkerndes Geplänkel nicht verstand, ging sie zu einem unverfänglicheren Thema über. »Woher kennen Sie Lord Westfield?«
    »Lucius Remington hat uns eines Abends miteinander bekannt gemacht.«
    Sie war überrascht, dass Jasper sich der Mitgliedschaft in einem so exklusiven Etablissement wie dem Remington-Herrenklub rühmte. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass Lucius Remington der illegitime Sohn des Duke of Glasser war. Remington gewährte allen Gentlemen, ungeachtet ihres Hintergrunds, Zutritt zu seinem Klub – solange sie es sich leisten konnten. Dieses Vorgehen wurde auch von Männern aus dem höheren Adel toleriert, weil das Ambiente sehr stilvoll und unvergleichlich prächtig war. So einem Luxus wollte niemand entsagen.
    »Kennen Sie sich schon lange?«
    »Nicht sehr lange, nein.«
    Er bewegte sich zwar nicht, aber trotzdem nahm sie eine Veränderung an ihm wahr. Eine jähe Wachsamkeit. Eliza kam es vor, als hätte man sie mit eiskaltem Wasser übergossen. Sie vergaß manchmal, dass Jasper und sie einander kaum kannten, da die überwältigende körperliche Anziehung, die er auf sie ausübte, eine Illusion von Intimität erzeugte.
    Sie bemühte sich um einen leichten Ton. »Verzeihen Sie meine ungebührliche Neugierde. Ihre persönlichen Angelegenheiten gehen mich nichts an.«
    Wahrscheinlich wäre sie gut beraten, überlegte sie, wenn sie seinem Beispiel folgte und tiefer gehende Themen vermied. Er arbeitete für sie, würde nie mehr als ein Angestellter für sie sein. Wenn sie das im Auge behielte, würde ihre Faszination für ihn vielleicht mit der Zeit schwinden.
    Obwohl es nach außen hin nicht sichtbar war, wusste Jasper, dass Eliza sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen und er den Zugang zu ihr verloren hatte. Genau aus diesem Grund waren Beziehungen so kompliziert – irgendwann erwarteten Frauen, dass man sich ihnen vollkommen offenbarte. Jasper war dieses Bedürfnis ein Rätsel.
    Doch wie sehr er sich auch verbiegen müsste, er wollte die Fortschritte, die er bei Eliza erzielt hatte, nicht aufgeben.
    »Ich habe ihn vor zwei Jahren kennengelernt«, holte er aus. »Er findet meine Arbeit interessant, und aufgrund dieses Interesses wurden wir … Freunde.«
    »Sie betonen das Wort ›Freund‹ so seltsam.«
    »Es ist kein Wort, das ich oft benutze.«
    Sie nickte, wurde weicher, sowohl körperlich als auch in anderer Hinsicht. »Ich verstehe.«
    Jasper senkte den Blick auf den Steinboden der Veranda. Natürlich verstand sie das. Zwischen ihnen beiden herrschte eine ungewöhnliche Verbindung. Oberflächlich betrachtet waren sie völlig unterschiedlich. Aber in tieferen Bereichen stimmten sie vollkommen überein.
    »Ah, da sind Sie ja, Miss Martin«, ertönte eine selbstsichere vertraute Stimme.
    Als Jasper sich umwandte, sah er, wie Lord Montague aus dem Ballsaal kam. In dunkelgrünen Samt gehüllt und mit diversen Diamanten geschmückt, wirkte der Earl wohlhabend und unerschütterlich. Diese Leistung war umso beeindruckender, da Jasper die Wahrheit dahinter kannte. Montagues finanzielle Verhältnisse konnten nicht prekärer sein. Dennoch verrieten sein strahlendes Lächeln und die leuchtenden Augen, dass er sich aufrichtig freute, Eliza zu sehen. Oder das Vermögen, das sie repräsentierte.
    Jasper straffte die Schultern. Er hatte seinem jüngeren Bruder nie seinen Titel und die damit verbundenen Privilegien missgönnt – wenigstens bis jetzt. Denn in Bezug auf Eliza stellten Montagues Vorteile die erste reale Gefahr für seine Ziele dar. Jasper hatte lediglich immaterielle Vermögenswerte anzubieten wie Leidenschaft, Akzeptanz, Abenteuerlust – alles Dinge, an denen Eliza erst seit Kurzem Interesse bekundete. Falls sie zu dem Schluss käme, dass sie, um Geschlechtsverkehr zu haben, in den Stand der Ehe treten müsse …
    Ja, es bestand die Möglichkeit, dass er sie, indem er sie verführte, förmlich zu einer Heirat drängte.
    Er hielt ihr die Hand entgegen, worauf sie ihre Hand auf seine Handfläche legte. Als er ihr dann die Hand küsste, verfluchte er den weißen Satin, der seine Lippen von ihrer weichen, blassen Haut trennte. »Ich werde Sie Ihrem Bewunderer überlassen«, murmelte er, ihre Finger noch einmal beruhigend

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