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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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machte. Du sagst, du müsstest jemanden erst einmal gut kennenlernen, doch in Wahrheit gibt es nur wenig, was man wissen sollte. Besteht eine beidseitige Anziehung? Haben beide den Wunsch, den anderen glücklich zu machen oder wenigstens zufrieden? Wenn das zutrifft, hat man das nötige Rüstzeug für eine gute Ehe.«
    »Und was, wenn es Dinge gibt, die der Mann mir nicht erzählen will? Wie kann Vertrauen herrschen, wenn man sich nicht vollständig einander anvertraut?«
    »Gibt es bei dir nicht auch so manches, was du lieber für dich behalten willst?«, entgegnete Regina herausfordernd. »Dinge, über die du nicht reden willst? Natürlich gibt es die. Frauen haben ein Recht auf ihre Geheimnisse und Männer ebenso. Zudem sind einige Geheimnisse sehr schmerzvoll und sollten besser in der Versenkung bleiben.«
    Nachdenklich lehnte sich Eliza zurück. Es gab in der Tat Dinge, über die sie am liebsten niemals wieder sprechen würde. Es war anzunehmen, dass auch Jasper Erinnerungen hatte, die er gern vergessen würde. Der Mensch, der er heute war, mochte durch vergangene Erlebnisse geprägt worden sein, aber diese Erlebnisse hatten nun keine Macht mehr über ihn. Warum sollten sie über sie Macht haben?
    »Man kann einen Mann lenken«, erklärte Lady Collingsworth, »indem man an seinem Stolz und die ihm innewohnende Überzeugung, er sei das Maß aller Dinge, rührt. Wenn du ihm einredest, dass deine Idee die seine ist, wird er diese Idee in die Tat umsetzen. Mit etwas Geschick kann eine Ehe eine nützliche Sache sein.«
    »Für mich hört sich das nach viel zu viel Arbeit an.« Doch vielleicht war ein Mann wie Jasper Bond diese Mühe wert. Mit einem flauen Gefühl im Magen überlegte Eliza, was sie alles aufgeben müsste, wenn sie Jasper länger als für diese Saison in ihrem Leben haben wollte.
    »Mein liebes Kind, du erhältst vom Leben nur das, was du darin investierst.« Regina beugte sich vor. »Dein Geld wird dir in kalten Nächten und bei einsamen Mahlzeiten wenig Trost spenden. Ich wünsche mir eine glücklichere Zukunft für dich. Jemanden, der sich um dich kümmert. Kinder, die du umsorgen kannst. Die Welt gehört den Männern, Eliza. Daran lässt sich nichts ändern, ob es uns nun gefällt oder nicht. Du glaubst, du seist jetzt frei und unabhängig, doch eine Ehe würde dir einen noch größeren Freiraum gewähren. Da Mr. Bond über eigene finanzielle Mittel zu verfügen scheint, hättest du nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.«
    Die Kutsche hielt vor dem Melville-Stadthaus an.
    Eliza ergriff Lady Collingsworths Hand und drückte sie voller Zuneigung. »Danke, Regina. Sie haben mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben.«
    »Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst.«
    Als Eliza die Stufen zur Haustür hinaufging, wurde ihr bewusst, dass in ihrer Welt eine entscheidende Verschiebung stattgefunden hatte. Es war, als hätte sie in einer fahrenden Kutsche geschlafen, zufrieden damit, in irgendeine beliebige Richtung zu reisen. Nun war sie aufgewacht und spürte das Bedürfnis, die Richtung selbst zu bestimmen. Leider hatte sie keine Ahnung, wohin die Reise gehen sollte. Aber ein Gedanke begann allmählich Gestalt anzunehmen: Wo immer das Ziel liegen mochte, in Jaspers Gesellschaft würde die Reise weitaus interessanter werden.

7. Kapitel
    »Das ist die letzte Adresse.« Mr. Terrance Reynolds sah auf seine Notizen. »Wie ich bei unserem letzten Treffen bereits erwähnt habe, Miss Martin, stellt unsere neueste Mieterin auf Bestellung parfümierte Seifen, Badeöle und Kerzen her. Das Geschäft läuft im Moment noch recht schleppend, doch nachdem ich einige von Mrs. Penningtons Produkten für meine Frau gekauft habe, bin ich überzeugt, dass sich das bald ändern wird.«
    Jasper hielt den Blick auf Eliza gerichtet, die auf dem Sitz gegenübersaß. Es war kurz vor zwei Uhr. Sie waren bereits seit drei Stunden unterwegs, um Elizas Immobilien zu besichtigen, und während dieser Rundreise war Jasper klar geworden, wie reich sie tatsächlich war. Es war leicht nachzuvollziehen, dass ihr Vermögen für manch einen Mann eine große Verlockung darstellte, aber um das ganze Ausmaß zu erkennen, müsste dieser Mann die Fähigkeit haben, unter die Oberfläche zu schauen. Bei ihren geschäftlichen Angelegenheiten verwandte Eliza viel Mühe darauf, ihr Geschlecht und ihre Identität zu verbergen.
    »Ich möchte den Laden aufsuchen.« Eliza blickte aus dem Fenster von Jaspers geschlossener Kutsche. »Es würde

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