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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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drückend.
    Sosehr es ihm auch missfiel, Eliza musste ihre eigenen Erfahrungen machen, um Montagues wahres Gesicht zu erkennen.
    Mit einem knappen Nicken ging er am Earl vorbei, von tiefer Genugtuung erfüllt bei dem Gedanken, dass er den Schuldschein für dessen geliebtes Anwesen besaß und der Lord keine Ahnung davon hatte.
    Jasper begab sich auf direktem Weg zum Kartenzimmer. Vielleicht könnte er sich ein Bild davon machen, wer aus den Reihen von Elizas Verehrern dem Glücksspiel verfallen war. Zumindest in diesem Bereich war er außerhalb jeder Konkurrenz.
    »Mr. Bond ist ein außergewöhnlich gut aussehender junger Mann«, sagte Lady Collingsworth zu Eliza, die ihr gegenüber auf dem Polstersitz saß. Die Kutsche der Collingsworths kämpfte sich im Schritttempo durch die überfüllten Straßen. Während die meisten anderen Vehikel ihre Passagiere von einem gesellschaftlichen Ereignis zum nächsten kutschierten, befanden sich Eliza und ihre Begleiterin auf dem Weg nach Hause.
    »Das hatten Sie bereits erwähnt.« Eliza verschränkte die Hände im Schoß. In seiner eleganten Kleidung war Jasper ein so ergötzlicher Anblick gewesen, dass sie ihn vor Ende des Abends gern noch einmal gesehen hätte. Die kurze Unterhaltung auf der Veranda hatte genügt, um in ihr den Wunsch zu erwecken, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
    »Es gibt eine Art von Attraktivität, die so faszinierend ist, dass man sich hinterher fragt, ob man nicht einer Täuschung erlegen ist. Wenn man den Mann dann wieder sieht und er die Erwartungen noch übertrifft, kann man nicht schweigend darüber hinweggehen.« Obwohl die Lampen auf kleiner Flamme brannten, war das Licht ausreichend, um zu erkennen, dass Lady Collingsworth lächelte.
    »Er ist in der Tat ein Bild von einem Mann«, stimmte Eliza zu. »Sir Richard Tolliver fühlte sich bemüßigt, mich zu warnen, dass ein so gut aussehender Junggeselle wie Mr. Bond mir nur den Hof machen würde, um an mein Geld zu gelangen.«
    »Gütiger Gott!« Lady Collingsworth richtete sich kerzengerade auf. »Tolliver ist blind und verzweifelt. Ich habe Mr. Bond im Verlauf des heutigen Tages sehr genau beobachtet. Er hegt eindeutig zärtliche Gefühle für dich. Doch er fürchtet, er sei nicht in der Lage, dich glücklich zu machen.«
    »Was bringt Sie zu dieser Überzeugung?«
    »Das hat Mr. Bond mir gegenüber angedeutet.«
    Erstaunt hob Eliza die Brauen. »Ach ja?«
    »Ja. Hast du vor, dir von ihm den Hof machen zu lassen?«
    »Dafür müsste ich ihn erst besser kennenlernen.«
    Lady Collingsworth setzte eine ernste Miene auf. »Die Verantwortung, die mir für dich übertragen wurde, ist eine große Ehre. Wie du weißt, hat mir deine Mutter sehr viel bedeutet. Ich habe Georgina wie eine Schwester geliebt. Und ich möchte bei dir alles richtig machen.«
    »Sie sind immer ganz wunderbar gewesen.« Sie verbiss sich die Bemerkung, dass Regina ihre Aufgabe weit besser erfüllt hatte als ihre Mutter. Es war ihr völlig unverständlich, was die liebenswürdige, großzügige Lady Collingsworth in der selbstsüchtigen, launischen Georgina gesehen hatte. Was immer es war, es hatte eine tiefe Loyalität erzeugt, die über das Grab hinaus anhielt. Vor langer Zeit hatte Eliza gelernt, dass sie sich gegenüber Regina lieber nicht abfällig über ihre Mutter äußern sollte. Das führte nur zu Tadel, gefolgt von unerträglichen Lobgesängen auf Georgina.
    »Das freut mich zu hören.« Lady Collingsworth lächelte. »In diesem Kleid siehst du Georgina so ähnlich. Im ersten Moment bin ich richtig erschrocken. Es war, als wäre die Zeit zurückgedreht worden.«
    Eliza war zwar der Ansicht, dass sich die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter auf die Haarfarbe und die Augen beschränkte, doch sie sagte nichts. Dann wurde ihr klar, dass sie sich für die Bemerkung bedanken musste. Lady Collingsworth hatte das zweifellos als Kompliment gemeint. »Danke.«
    »Du bist eine bemerkenswert vernünftige junge Frau«, fuhr Regina fort. »Du bist vorsichtig und überlässt nichts dem Zufall. Bei der Ehe geht es allerdings vor allem darum, etwas zu riskieren. Weißt du, wie viel Zeit Collingsworth und ich miteinander verbracht haben, bevor er mir einen Antrag machte? Wenn man die Momente zusammenzählt, in denen wir uns wirklich unterhalten haben, so war das nicht mehr als eine Handvoll Stunden. Es gab Feste, Dinner, Picknicks und dergleichen, aber immer im Beisein anderer Menschen, was ein ruhiges, intensives Gespräch natürlich unmöglich

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