Stolz und Verlangen
machen und Rechte beanspruchen, die mir gehören? O nein!«
»In einem Monat ist die Saison vorbei …«
»Aber nicht unsere Beziehung. Du siehst es vielleicht noch nicht, doch du hast dich durch das, was gestern zwischen uns geschehen ist, sichtlich verändert. Je öfter ich dich haben werde, desto offensichtlicher wird es werden, und die Männer werden dich umschwirren, weil sie sich deiner erotischen Ausstrahlung nicht entziehen können.«
Sie dachte über seine Worte nach, konnte kaum glauben, dass diese träge Sinnlichkeit, die sie verspürte, für andere erkennbar sein könnte. Stirnrunzelnd musterte sie Jasper, suchte auch bei ihm nach Anzeichen einer Veränderung.
Er lächelte. »Ich knie vor dir, Eliza. Wenn das kein Sinnbild für Veränderung ist, was dann?«
»Nimm es bitte nicht auf die leichte Schulter. Du willst doch gar nicht heiraten. Du sagtest, in deinem Leben sei kein Platz für eine Ehefrau.«
»Für dich kann ich einen Platz schaffen. Wir stehen der Ehe beide kritisch gegenüber, weil wir fürchten, sie könnte uns einschränken, aber in mancher Hinsicht kann die Ehe auch nützlich sein. Eine verheiratete Frau hat weit mehr Freiheit als eine alleinstehende Frau.«
»Und welchen Nutzen hätte es für dich?«
»Es würde mich ruhiger machen.« Zärtlich strich er über ihre Wange. »In den vergangenen Tagen war ich zwischen meiner Arbeit, die erledigt werden muss, und der Sehnsucht nach dir hin- und hergerissen. Wärst du mein, würdest du in meiner Nähe und beschützt sein. Und ich könnte mich wieder so gründlich auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren, wie ich es gewohnt bin.«
Sie ergriff seine Hand und drückte sie fest. »Vielleicht wäre es für uns beide das Beste, wenn wir getrennte Wege gehen und wieder so leben wie vorher.«
»Eliza.« Er seufzte. »Verlange nicht von mir, dass ich mit praktischen Gründen und vernünftigen Argumenten aufwarte, wie es Montague und Westfield tun. Würde man mich zu einer ehrlichen Antwort drängen, müsste ich sagen, dass wir keine Ahnung vom Leben des anderen haben und eine Heirat blanker Irrsinn wäre.«
»Ich weiß.«
»Doch ich kann dich glücklich machen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, sind aber trotzdem unterschiedlich genug, um einander zu ergänzen. Du kannst mich lehren, vorsichtiger zu handeln; ich kann dir helfen, deine wilden, abenteuerlustigen Seiten auszuleben.«
Eine prickelnde Freude perlte wie Champagner in ihr auf, machte sie beinahe beschwipst. »Ich bin nicht annähernd so zuversichtlich wie du, dass ich dich ebenfalls glücklich machen kann. Die meisten Menschen finden mich zu zurückhaltend und zu still. Ich kann leidlich gut Klavier spielen, bin allerdings eine miserable Sängerin. Ich …«
Lachend beugte er sich vor und küsste sie auf die Nasenspitze. »Ich muss nicht unterhalten werden. Ich will dich. Genau so, wie du bist.«
»Du hast die Sorge, ich könnte schwanger sein«, wandte sie ein.
»Das nehme ich sehr ernst, richtig. Aber warum bitte ich dann jetzt um deine Hand, statt zu warten, bis wir Gewissheit haben?« Jasper lehnte sich zurück. »Sag es mir ganz ehrlich, Eliza. Steht dein Vermögen zwischen uns? Glaubst du, ich hätte es darauf abgesehen?«
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schüttelte sie den Kopf. Als er sie weiterhin erwartungsvoll ansah, sprach sie es laut aus. »Nein.«
»Gut.« Er legte die Hände auf sein Knie. »Lass uns eine Übereinkunft treffen, ja? Ich werde Melville um seinen Segen bitten, und du wirst meinen Antrag annehmen …«
»Jasper, ich würde dich sehr bald langweilen.«
»Danach«, fuhr er fort, »wird das Aufgebot verkündet. Die Verlobungszeit gewährt uns erst einmal eine Atempause, die wir nutzen können, um den Übeltäter ausfindig zu machen, herauszufinden, ob du schwanger bist oder nicht, und uns besser kennenzulernen. Solltest du danach immer noch der Ansicht sein, wir würden nicht zusammenpassen und könnten nicht glücklich miteinander werden, werden wir die Verlobung am Ende der Saison auflösen.«
»Es ist nicht leicht, eine Verlobung aufzulösen.«
»Aber man kann es tun.«
»Auch wenn du behauptest, dass du dich bei dieser Sache nicht von der Vernunft leiten lässt, präsentierst du mir einen praktikablen Plan, der mir die Gelegenheit gibt, zu einem ordentlichen Entschluss zu gelangen.« Sie seufzte. »Ich bin mit zwei unterschiedlichen Möglichkeiten konfrontiert: Soll ich jetzt eine Entscheidung treffen, obwohl ich nicht weiß, ob ich
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