Stolz und Verlangen
Meinung über die Ehe besiegelt. Du musstest erst deine sehr verständlichen Vorurteile überwinden, bevor du Mr. Bonds Antrag annehmen konntest.« Regina sah an Eliza vorbei auf etwas oder jemanden hinter ihr. »Ich kann nur hoffen, dass die unanständigen Blicke, mit denen er dich betrachtet, zu deiner Kapitulation beigetragen haben. Er sorgt jedenfalls dafür, dass die Temperatur im Raum merklich ansteigt.«
»Regina!« Eliza widerstand dem Verlangen, sich nach Jasper umzusehen, denn dann würde sie bestimmt völlig konfus werden. Den ganzen Abend starrte er sie an, als wäre sie nackt.
»Unsinn«, erwiderte die Countess. »Was im privaten Bereich des Ehebetts geschieht, ist genauso wichtig wie das, was außerhalb davon geschieht. Eine Ehe kann nicht gedeihen, wenn im Schlafzimmer Disharmonie herrscht.«
»Kann eine Ehe überleben, wenn sie einzig auf Lust begründet ist?«
»Mein liebes Kind, Lust ist das, woran es den meisten Ehen mangelt. Betrachte sie nicht als selbstverständlich.«
»Es erscheint mir als Grundlage doch sehr frivol«, murmelte Eliza.
»Du bist viel zu klug, um frivole Entscheidungen zu treffen. Ich bin mir sicher, wenn du eine Liste mit Bonds guten und schlechten Eigenschaften angefertigt hättest, würden die guten überwiegen.«
Jetzt hielt Eliza es nicht länger aus und sah sich suchend nach Jasper um. Doch ihre Aufmerksamkeit wurde von einer hochgewachsenen vertrauten Gestalt abgelenkt. Der Earl of Montague bahnte sich einen Weg durch die Menge, das hübsche Gesicht von einem charmanten Grinsen erhellt. Er wurde ständig angehalten und begrüßt, aber es war offensichtlich, dass er auf dem Weg zu Eliza war.
»Montague scheint bester Stimmung zu sein«, bemerkte Regina. »Es war gut, dass du ihn sofort von deiner Verlobung mit Mr. Bond unterrichtet hast.«
»Es wäre unhöflich und kaltherzig gewesen, wenn ich das Melville überlassen hätte.« Voller Dankbarkeit lächelte Eliza die Countess an. »Ohne Sie hätte ich nie den Mut gehabt, ihn zu treffen. Noch mal vielen Dank für die Begleitung.«
»Wohin ging es denn?«
Beim Klang von Jaspers Stimme breitete sich Wärme in Eliza aus. Die Welt um sie herum versank, es gab nur noch Jasper. Sie drehte sich zu ihm um. »In den Park, heute Nachmittag.«
»Zu einer Verabredung mit Montague?«
»Ja. Um ihm von unserer Verlobung zu erzählen.«
Ein Schatten huschte über Jaspers Züge. »Das hättest du nicht tun dürfen«, stieß er finster hervor.
Sie erstarrte, denn sie war es nicht gewohnt, zurechtgewiesen zu werden. »Das war das Mindeste, was er verdiente.«
»Du hast keine Ahnung, was er verdient.«
»Bond.« Westfields leiser, warnender Ton ließ Eliza aufmerken. Sie sah den Earl an, der direkt hinter Jasper stand. Wie Montague gab dieser eine stattliche Erscheinung ab, und als er sie anschaute, war sein Blick freundlich.
Zwei Adlige. Und beide waren sie attraktiv, zuvorkommend und willens, sie zu heiraten. Dennoch hatte sie diesen unangepassten Bürgerlichen unbestimmter Herkunft gewählt. Einen Mann, den sie niemals würde zähmen können. Plötzlich wurde ihr bang wegen ihrer Entscheidung.
Jaspers Kieferpartie spannte sich an, als hätte er ihre jähe Unruhe gespürt. Die warme Zuneigung in seinen Augen, mit der er sie den ganzen Abend über angesehen hatte, war nun nahezu erloschen. Sie spürte, wie distanziert sie beide waren.
Regina räusperte sich. »Würden Sie mich zum Getränketisch begleiten, Mr. Westfield? Meine Kehle ist völlig ausgetrocknet.«
»Selbstverständlich.« Ehe der Earl Lady Collingsworth wegführte, warf er Jasper noch einen bedeutungsvollen Blick zu.
Jasper trat näher zu Eliza. »Wie kann ich dich beschützen, wenn du dich freiwillig in Gefahr begibst?«
»Welche Gefahr? Ich habe Lord Montague in der Öffentlichkeit und in Begleitung von Lady Collingsworth getroffen. Deine Leute waren sicher irgendwo in der Nähe. Oder etwa nicht? Bist du deshalb so mürrisch?«
»Du hast mich eingestellt, um Ermittlungen über deine Verehrer anzustellen. Dann triffst du dich privat mit einem und erzählst ihm, er habe keine Chance mehr, an dein Vermögen zu gelangen, was ihn natürlich in eine verzweifelte Lage bringt.«
»Was hätte er denn tun können?«
»Dich entführen. Als Geisel nehmen. Was auch immer.«
»Montague?«, spottete sie. »Ein Mann in seiner Stellung würde niemals …«
»Du kennst ihn nicht, Eliza, und weißt nicht, wozu er fähig ist.«
»Und du weißt das?«
»Halte dich von
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