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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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lassen, obwohl diese Unkenntnis seine eigene Schuld war. Lynd hatte ihn unerwartet aufgesucht, und Jasper hatte den Fehler gemacht, die täglichen Berichte zu verschieben, um Zeit für seinen alten Mentor zu haben.
    Wie hatte er nur so unachtsam sein können? Er lebte nicht ohne Grund nach strengen Zeitplänen und Terminen – nur so ließen sich unangenehme Überraschungen vermeiden. Dass er den Zorn über seinen Fehler an Eliza ausgelassen hatte, machte die Situation nur noch schlimmer. Jetzt hatte er eine Entzweiung herbeigeführt, und das konnte er sich nicht leisten.
    »Sie können Byrons düster grübelnde Miene ja perfekt nachahmen«, sagte Montague süffisant. »Diese Taktik habe ich leider nicht ausprobiert, als ich Miss Martin den Hof machte.«
    Jegliche Emotionen abstreifend, wandte sich Jasper ihm zu. Sein Halbbruder und er waren fast gleich groß. Auch sonst war die Ähnlichkeit zwischen ihnen so auffällig, dass Jasper einen Schritt zurücktrat, um etwas Abstand zu schaffen. »Offen gestanden, tut es mir nicht leid, dass Sie Miss Martin an mich verloren haben.«
    Lächelnd wippte Montague auf den Absätzen zurück, nahm in seinem Größenwahn die Ähnlichkeit zwischen ihnen gar nicht wahr. »Irgendwie sind Sie mir ein Rätsel, Mr. Bond.«
    »Fragen Sie mich, was immer Sie wissen wollen. Vielleicht werde ich antworten.«
    »Was halten Sie vom Kohleabbau?«
    Ein erregender Schauer durchfuhr Jasper. Konnte das Erlangen der Information, die er so dringend benötigte, tatsächlich so einfach sein? »Kohle wird gebraucht. Ohne sie wäre das Leben armselig.«
    »Ganz meine Meinung.« Der Earl grinste. »Ich habe da ein Geschäft, das Sie interessieren könnte.«
    Jasper schob jeden Gedanken an Eliza beiseite und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin ganz Ohr, Mylord.«
    Als der Earl Eliza zu ihrem verabredeten Walzer aufforderte, war ihr Zorn bereits verraucht. Gleichwohl war sie nach wie vor völlig durcheinander. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie seit dem Tod ihrer Mutter ein Leben führte, das frei von allen Konflikten war. Niemand widersetzte sich ihr, weil es keine Streitpunkte gab; sie war nicht verpflichtet, sich zu erklären oder ihre Meinung einer anderen Meinung anzupassen. Da sie nie zum Schlagabtausch herausgefordert wurde, war sie auf Streit nicht vorbereitet. Ihr ganzer Körper reagierte negativ auf Disharmonie. Sie hatte Kopfschmerzen und Magenkrämpfe, obwohl sie nicht mehr wütend war.
    »Sie sehen heute besonders reizend aus, Miss Martin«, murmelte Montague, als er die Hand um ihre Taille legte.
    »Danke.« Sie starrte auf seine Krawatte, die sehr geschmackvoll und frisch gestärkt war.
    Montague war in pfauenblauen Samt und eine bunte Weste gekleidet. Sein auffälliger Stil war Welten von Jaspers eher schlichtem Stil entfernt, und dennoch war er von der Größe und vom Typus her Jasper geradezu unheimlich ähnlich. Jaspers Tanzunterricht im Kopf, konzentrierte sich Eliza darauf, wie der Earl seine Größe der ihren anpasste, wenn ein hochgehobener Arm es verlangte. Er war ein ausgezeichneter Tänzer, führte sie gekonnt durch die Schrittfolgen. Sie machte sich in Gedanken Notizen für Jaspers Tanzstunden, froh über diese Ablenkung, die ihr eine Atempause von ihrem emotionalen Aufruhr gewährte.
    »Sie haben meine Neugierde geweckt«, sagte er.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Hinsichtlich Ihres Talents für die Ehevermittlung.«
    Eliza runzelte die Stirn. »Ich habe nie behauptet, dafür Talent zu besitzen, sondern nur, dass ich jemanden finden könnte, der besser zu Ihnen passt als ich.«
    »Irgendwelche Vorschläge?« Seine dunklen Augen funkelten belustigt.
    »Ich glaube, jede unverheiratete Frau, die heute hier ist, würde dieses Kriterium erfüllen.«
    »Oh, welch eine Schande«, rief er lachend, worauf sich etliche Köpfe nach ihnen umdrehten. »Erst machen Sie mir Hoffnungen, um sie dann mit einem grausamen Scherz zu zerschmettern.«
    »Unsinn. Sie könnten jede Frau haben.«
    »Außer Sie.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie merkte, dass er sie neckte. »Was ist mit Audora Winfield?«, schlug sie vor.
    »Ihr Lachen treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Jane Rothschild?«
    »Ich mache ihr Angst. Sie stammelt und läuft rot an. Unsere beste Zeit hatten wir auf einer privaten Feier, wo ich unablässig redete, um die Leere zu füllen, und sie heftig zu allem nickte, was ich sagte.«
    »Das arme Ding. Vielleicht schwindet ihre Nervosität, wenn Sie mehr Zeit mit ihr

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