Stolz und Verlangen
ausgestellt sind.«
»Chilcott.« Jasper lehnte sich zurück. »Verdammt!«
»Eine nichtsnutzige Sippe aus Dieben und Schurken.« Westfield richtete sich auf und nahm auf dem Sofa gegenüber von Herbert Platz. »Vielleicht sonnen sich diese Leute in ihrem früheren Erfolg bei Lady Georgina und glauben, sie können genauso dreist mit der Tremaine-Familie umgehen.«
»Wie ist Vanessa Chilcott mit Miss Martins Stiefvater verwandt?«, erkundigte sich Jasper.
Herbert zuckte die Achsel. »Die anderen Ladenbesitzer in der Gegend schwärmen nur von ihrem hübschen Gesicht und ihrer Figur, wissen sonst aber nichts über sie. Sie meidet die Gesellschaft anderer.«
Westfield schnaubte. »Wie ich gehört habe, sind die Chilcotts allesamt sehr gut aussehend. Ich würde mich deshalb nicht zum Idioten machen, aber das gilt sicher nicht für jedermann, anderenfalls wäre die Familie bei ihrem listigen Treiben ja wohl kaum so erfolgreich.«
Fieberhaft dachte Jasper nach. Eliza war zu intelligent, um nicht die Parallelen zwischen ihrer Beziehung zu ihm und der ihrer Mutter zu Chilcott zu sehen. Sie hatte sich über ihre negativen Erfahrungen hinwegsetzen müssen, um ihm ihr Vertrauen schenken zu können, was dieses Vertrauen nur noch wertvoller machte. Er würde behutsam vorgehen müssen, wenn er nicht riskieren wollte, etwas Unbezahlbares zu verlieren.
»Ich möchte, dass Miss Chilcott bis auf Weiteres rund um die Uhr überwacht wird«, sagte er zu Herbert. »Ich möchte wissen, mit wem sie spricht, wohin sie geht und welche Zeiten sie einhält. Und ich muss wissen, wie sie mit Miss Martin verwandt ist.«
»Ich werde mich darum kümmern.« Schwerfällig stand Herbert auf.
Nachdem Herbert gegangen war, wandte sich Jasper Westfield zu. »Ich war mit Miss Martin im Laden von Mrs. Pennington alias Chilcott. Miss Chilcott wusste nicht, dass es sich bei Miss Martin um die Eigentümerin handelt, doch sie schien dennoch ein auffälliges Interesse an ihr zu haben.«
»Davon kann man ausgehen.« Der Earl machte eine nachlässige Handbewegung. »Schließlich hat sie von Miss Martin ihre Wohnung und den Laden gemietet.«
»Miss Chilcott konnte das eigentlich nicht wissen. Miss Martin unternimmt große Mühen, um anonym zu bleiben, und führt die meisten Transaktionen durch ihren Verwalter durch. Sie glaubt, es sei für alle einfacher, wenn sie im Geschäftsleben nicht als Frau auftritt.« Frustriert schlug Jasper mit den Handknöcheln gegen den Schreibtisch. »Verdammt. Hätte ich die Einkaufsquittungen behalten, könnte ich Vanessa Chilcotts Handschrift mit der in den Briefen vergleichen.«
»Ich verstehe noch immer nicht, warum Miss Chilcott eine Heirat von Miss Martin verhindern möchte. Aus Bosheit?«
»In dem Mietvertrag gibt es eine Klausel, die sonst in keinem Vertrag enthalten ist«, erklärte Jasper. »Eine rechtliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien mit Verpflichtungen und Konsequenzen für beide Seiten. Welche Forderungen Miss Chilcott als einstige Stiefverwandte an Miss Martin auch stellen mag, sie haben eindeutig keinerlei Gewicht, da sie ihr Anliegen sonst legal verfolgen würde. Ohne rechtliche Grundlage gibt es keine Möglichkeit auf Entschädigung. Aber wenn sie als Mieterin einen Schaden fingieren und Miss Martin für die Zerstörung von Waren oder Einkommensverluste verantwortlich machen würde, könnte sie wahrscheinlich eine finanzielle Abfindung für sich herausschlagen.«
»Verstehe. Als Nicht-Blutsverwandte kann sie Miss Martin nur in ihrer Eigenschaft als Vermieterin schröpfen. Die These, dass sie die Räumlichkeiten nur angemietet hat, um daraus Gewinn zu schlagen, scheint mir angesichts des kriminellen Rufs der Chilcott-Familie durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen angesiedelt zu sein.«
»Ganz meine Meinung. Das würde auch erklären, warum Miss Chilcott ihre wahre Identität verschleiert hat.«
»Aber hätte eine vorsätzliche Täuschung überhaupt vor Gericht Bestand?«
»Vielleicht irre ich mich ja, aber ich bezweifle, dass sie vorhat, so weit zu gehen. Wenn es ihr gelingt, auf Miss Martin Druck auszuüben, würde es letztendlich wohl zu einer stillschweigenden Entschädigung kommen, damit Miss Martins geschäftliche Anonymität, auf die sie großen Wert legt, gewahrt bleibt. Hätte Miss Martin jedoch einen Gatten, könnte er zu einem öffentlichen Verteidigungsschlag ausholen, da er keinen Grund hätte, sich zu verstecken.«
»Erpressung ist eine hässliche Sache. Man sollte besser keine
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