Stolz und Verlangen
Geheimnisse haben, die enthüllt werden könnten.«
Nervös klopfte Jasper mit dem Fuß auf den Boden. »Ich könnte eine schriftliche Aufstellung der eigens für mich zusammengestellten Öle anfordern, die ich in Miss Chilcotts Laden gekauft habe.«
Mit Nachdruck stellte Westfield sein Glas auf dem Beistelltisch ab und stand auf. »Ich werde Sie natürlich begleiten. Mich interessiert brennend, was als Nächstes geschieht.«
»Dann werden Sie hoffentlich erleben, dass Miss Martins Probleme nun ein Ende finden.« Jasper warf einen Blick auf seine Taschenuhr und stieß einen leisen Fluch aus.
»Mal wieder verspätet, was?«, fragte der Earl amüsiert. »Unpünktlichkeit scheint Ihnen neuerdings zur Gewohnheit zu werden. Ich dachte, Sie würden einen schlechten Einfluss auf Miss Martin ausüben, doch offenbar ist es eher umgekehrt.«
Es ärgerte Jasper zwar, auf seine Unpünktlichkeit angesprochen zu werden, aber je schneller die Zeit verging, desto eher würde Eliza seine Frau sein. »Beeilen Sie sich, Westfield.«
Obwohl sie ihre Pferde zum Galopp antrieben und innerhalb der an der Tür angeschlagenen Öffnungszeiten an Miss Chilcotts Laden ankamen, war die Ladenbesitzerin nicht anwesend.
»Schlampiges Geschäftsgebaren«, murmelte Westfield, während er die rosa-weiß gestreifte Markise betrachtete.
»Nur wenn man mit einem neuen Laden Erfolg haben will. Ihren Worten zufolge halten die Chilcotts ja nicht gerade viel von ehrlicher Arbeit.«
Jasper befahl seinem Mitarbeiter, Peter Crouch, die rückwärtige Außentreppe zu überprüfen, die zur Wohnung im ersten Stock führte. Doch als der junge Mann zurückkehrte, schüttelte er bedauernd den Kopf.
»Verdammt«, knurrte Jasper. »Ich habe keine Zeit, auf Miss Chilcotts Rückkehr zu warten. In einer Stunde treffe ich Montague im Remington-Herrenklub, um mit ihm über seine idiotische Kohlenmine zu diskutieren.«
Erstaunt sah Westfield ihn an. »Trotz Ihrer bevorstehenden Hochzeit und der hinterlistigen Miss Chilcott können Sie immer noch nicht von Montague ablassen? Sie wissen genauso gut wie ich, dass er seinem Schicksal nicht entkommen und sich selbst vernichten wird.«
»Seine Familie und er schulden mir noch viel mehr. Ich will, dass seine Vernichtung durch meine Hand erfolgt, und ich werde nicht ruhen, bis mein Werk vollendet ist.«
Seufzend wandte sich der Earl vom Laden ab. »Ich werde Sie zum Klub begleiten und mich dann meinen abendlichen Zerstreuungen widmen. Dank Ihrer Verlobung mit Miss Martin werden Sie fortan auch ohne mich überall Zugang erhalten. Ich hingegen benötige dringend einen starken Drink und eine anschmiegsame Frau. Oder zwei.«
»Vorsicht mit den Drinks«, sagte Jasper, während er zu seinem Pferd ging.
»Damit ich nicht schlappmache? Exzellenter Vorschlag.«
Die Männer sahen nicht die Frau im Zimmer über ihnen, die alles mit anhörte. Sie saß auf dem Boden unter dem halb offenen Schiebefenster und lauschte den nach oben steigenden Stimmen. Ein Lächeln spielte um ihre hübschen Lippen, und in ihre Augen trat ein grausames Funkeln, während sie ihren Plan schmiedete …
Es fiel Eliza schwer, beim Gedanken an ihre morgen bevorstehende Hochzeit nicht in Nervosität auszubrechen. Im Ballsaal der Cranmores war hektische Unruhe allerdings nicht angebracht.
Ihre letzte Einladung zu einer Cranmore-Veranstaltung lag schon einige Jahre zurück. Lady Cranmore war eine vollendete Gastgeberin, deren innovative Feste oft kopiert wurden, und auch heute war das Ambiente unübertroffen. Um die ionischen Säulen rankten sich Tüllgebinde und Efeu. In den Orchesterpausen ertönten in allen Ecken die perlenden Klänge von Harfenspielern. Draußen war der Rasen mit dramatisch flackernden Fackeln übersät. Es war eine Atmosphäre griechischer Dekadenz, und alle Gäste schienen bester Stimmung zu sein.
Doch Eliza war nervös. Sie war von einer Mischung aus Euphorie und ängstlicher Erwartung erfüllt, wie sie es noch nie erlebt hatte. Morgen würde sie verheiratet sein. Nachdem sie jahrelang darauf geachtet hatte, sich in jeder Beziehung anders als ihre Mutter zu verhalten, wollte sie es nicht mehr zulassen, dass Georgina aus dem Grab heraus über Elizas Leben bestimmte. Und das verlieh jedem Aspekt des morgigen Tags eine enorme Bedeutung.
»Ich freue mich so«, sagte Lady Collingsworth strahlend. »Ich muss gestehen, als du mir sagtest, du würdest morgen heiraten, war ich mir nicht sicher, ob ich diesem Ereignis so kurzfristig den ihm
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