Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
letzten roten Strahlen der untergehenden Sonne wider. Noch weiter draußen lagen Felder, und dahinter kräuselte sich der Rauch aus den Pächterhäuschen.
„Sehr beeindruckend“, sagte sie. Sie wusste nicht, worauf er hinauswollte.
„Ja. Und es gehört alles mir.“ Seine Stimme wurde fester. „Und es wird auf den ersten Sohn übergehen, den du mir schenkst.“
Sie versteifte sich.
Er drehte sie zu sich um, um ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie weigerte sich, ihn anzuschauen. Er packte sie am Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken.
„Ich weiß, dass du letzte Nacht Jungfrau warst, daher weiß ich, dass du nicht von einem anderen Mann schwanger sein kannst. Betrüge mich nicht, wie meine Mutter meinen Vater betrogen hat.“
Sie starrte in seine unergründlichen blauen Augen. Ihr war nun klar, dass seine Gefühle in diesem Punkt derart stark waren, dass er sie hinter einer Fassade der Ausdruckslosigkeit verbarg. Trotzdem verletzte er sie mit der Annahme, sie könnte ihm untreu sein.
Sie atmete tief durch und sagte: „Ich bin aber nicht wie deine Mutter. Ich habe dir schon gesagt, dass ich mein Ehegelübde halten werde. Offensichtlich glaubst du mir nicht.“
Er starrte auf sie hinab; seine Miene war immer noch undurchdringlich. „Wir haben nicht aus Liebe geheiratet – ich verlange gar nicht, dass du mir treu bist. Aber warte bitte, bis ich einen Erben habe.“
Sie schlug ihm ins Gesicht, eine unwillkürliche Reaktion. „Wie kannst du es wagen, mich deiner eigenen Laster zu zeihen? Als ich sagte, ich will mein Eheversprechen halten, meinte ich damit, mein Leben lang.“
Sie riss sich von ihm los und stürmte aus dem Raum.
Sebastian blickte ihr nach und wandte sich dann wieder zum Fenster. Es tat ihm leid, dass er sie verletzt hatte, aber er hatte es ihr klarmachen müssen. Nichts könnte ihn dazu bringen, das Kind eines anderen als seinen Erben großzuziehen. Da würde er sich eher von ihr scheiden lassen und das Kind verstoßen.
Trotzdem, er wünschte sich, die Dinge lägen so, dass er ihr vertrauen könnte. Aber er hatte es nie gelernt, einer Frau zu vertrauen.
In dieser Nacht kam er wieder zu ihr, und sie ließ es zu, dass er sie liebte, wusste, dass er nun jede Nacht zu ihr käme, bis sie von ihm schwanger war. Eine bittersüße Erkenntnis, während sie unter seinen Liebkosungen verging.
Als Juliet am nächsten Morgen erwachte, war das Bett leer. Die Nähe und Wärme ihrer ersten gemeinsamen Nacht hatten sich verflüchtigt. Der Verlust trieb ihr die Tränen in die Augen, die sie nicht zurückdrängen konnte. Eine Weile hatte sie sich erlaubt, die Zärtlichkeiten ihres Gatten einfach zu genießen, ohne sich von der Zukunft niederdrücken zu lassen.
Da ging die Verbindungstür zu den Gemächern ihres Gemahls auf. Er trat ein, zum Ausreiten gekleidet.
„Ich reite heute über meine Ländereien. Möchtest du mitkommen?“
„Warum?“, fragte sie, ohne nachzudenken, mehr darauf bedacht, die Tränenspuren vor ihm zu verbergen. Unauffällig wischte sie sich über die Wangen.
Er zuckte zusammen, doch dann hatte er sich gleich wieder in der Hand. „Das habe ich wohl verdient. Ich möchte dir gern alles zeigen und dir einige Leute vorstellen.“
Juliet fühlte sich versucht, ihm die Einladung ins Gesicht zu schleudern, aber sie war auch neugierig. Schließlich würde sie einen Großteil ihres Lebens hier verbringen.
„Gedulde dich ein paar Minuten, bis ich angezogen bin.“
„Ich warte in der Bibliothek.“
Rasch machte sie Morgentoilette, kleidete sich an und stieg wenig später in ihrem blattgrünen Reitkleid die Treppe hinab. Auf ihren roten Haaren thronte keck ein schwarzes Hütchen mit einer einzelnen grünen Feder. Sie sah großartig aus und wusste es auch. Aber sie glaubte nicht, dass dies irgendetwas zu bedeuten hätte. Mit Schönheit allein konnte sie ihn nicht für sich gewinnen, aber es ermutigte sie, dass er sich wenigstens nicht für sie zu schämen brauchte.
Sie brachen umgehend auf.
Um sie erstreckten sich üppige Felder, auf denen die Bauern ihrer Arbeit nachgingen. Vor ihnen lag ein Pächterhäuschen, vor dem eine Frau und ein Kind standen.
Sebastian zügelte das Pferd. „Wie geht es Ihnen, Mrs. Smith?“
Die Frau knickste. „Gut, Euer Gnaden. Die Ernte fällt heuer gut aus.“
„Das können wir brauchen“, erwiderte Sebastian. „Sie haben die Ehre mit meiner Gattin, der neuen Duchess of Brabourne.“
Die Frau knickste noch einmal. „Euer
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