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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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hantierten geschickt mit Kanne und Tassen. Während er sie betrachtete, wurde sich Stoner mit einem Mal der eigenen linkischen Unbeholfenheit bewusst.
    Mehrere Sekunden lang verharrte er in der Tür und hörte ihre sanfte Stimme über das Gemurmel der Gäste aufsteigen. Als sie den Kopf hob, sahen sie sich plötzlich in die Augen; ihre waren blass und groß und schienen wie von einem inneren Licht erhellt. Verwirrt trat er von der Tür zurück, ging wieder ins Wohnzimmer, fand einen freien Sessel an der Wand, setzte sich und musterte den Teppich unter seinen Füßen. Er sah nicht wieder zum Speisesaal hinüber, meinte aber dann und wann zu spüren, wie der Blick der jungen Frau weich über sein Gesicht strich.
    Um ihn herum bewegten sich die Gäste, tauschten Plätze und änderten ihren Tonfall mit jedem neuen Gesprächspartner. Stoner sah sie wie durch einen Nebel, so als wäre er ein außenstehender Betrachter. Nach einer Weile kamGordon Finch zurück, und Stoner stand auf, um ihm quer durchs Zimmer entgegenzugehen. Geradezu barsch unterbrach er Finchs Gespräch mit einem älteren Mann, zog seinen Freund beiseite und verlangte, ohne auch nur die Stimme zu senken, dass er der jungen Dame, die Tee einschenkte, vorgestellt werde.
    Finch stutzte kurz, aber die verärgerte Falte, die sich auf seiner Stirn bilden wollte, verschwand, und seine Augen weiteten sich. »Du möchtest was?«, fragte er. Obwohl er kleiner als Stoner war, schien er auf ihn hinabzublicken.
    »Ich möchte ihr vorgestellt werden«, sagte Stoner und spürte, wie ihm warm im Gesicht wurde. »Kennst du sie?«
    »Natürlich«, antwortete Finch. Ein Grinsen begann an seinen Mundwinkeln zu zupfen. »Sie ist eine entfernte Cousine des Dekans, kommt aus St. Louis und hält sich hier auf, um eine Tante zu besuchen.« Das Grinsen wurde breiter. »Alter Junge. Wer hätte das gedacht? Aber sicher stelle ich dich vor. Komm mit.«
    Sie hieß Edith Elaine Bostwick und wohnte bei ihren Eltern in St. Louis, wo sie letztes Jahr an einer privaten Lehranstalt für junge Damen einen zweijährigen Studiengang absolviert hatte. In Columbia besuchte sie für einige Wochen die ältere Schwester ihrer Mutter, mit der sie im Frühjahr zur Grand Tour durch Europa aufbrechen wollte – etwas, das nun, nach Kriegsende, wieder möglich geworden war. Ihr Vater, Präsident einer der kleineren Banken von St. Louis, war Anfang der siebziger Jahre aus Neuengland nach Westen gezogen, um die älteste Tochter einer wohlhabenden Familie aus dem tiefsten Missouri zu heiraten. Edith hatte ihr Leben lang in St. Louis gewohnt und war erst wenige Jahre zuvor mit den Eltern für eine Saison nach Boston gezogen, kannte die NewYorker Oper und hatte auch die Museen der Stadt besucht. Sie war zwanzig Jahre alt, spielte Klavier und hegte künstlerische Neigungen, in denen sie von ihrer Mutter unterstützt wurde.
    Später konnte sich William Stoner nicht erklären, wie er all dies an jenem ersten Nachmittag und frühen Abend in Josiah Claremonts Haus erfahren hatte, denn die Zeit dieser steifen Begegnung schien ihm in der Erinnerung so undeutlich wie die Gestalten auf dem Treppengobelin im Foyer. Er wusste, er hatte mit ihr geredet, damit sie ihn ansah, in seiner Nähe blieb und ihn mit ihrer sanften Stimme erfreute, sooft sie ihm antwortete, um darauf ihrerseits eine beiläufige Frage zu stellen.
    Die Gäste brachen auf. Abschiedsworte wurden gerufen, Türen zugeschlagen, der Raum leerte sich, doch Stoner blieb noch, als die meisten Gäste bereits gegangen waren. Sobald Ediths Wagen vorfuhr, folgte er ihr ins Foyer, half ihr in den Mantel und fragte im Hinausgehen, ob er sie am folgenden Abend besuchen dürfe.
    Sie aber öffnete die Tür, als hätte sie ihn nicht gehört, und blieb einige Augenblicke stehen, ohne sich zu rühren; ein kalter Luftschwall drang durch die Tür und streifte Stoners heißes Gesicht. Dann drehte sie sich um, sah ihn an und blinzelte mehrere Male; ihre blassen Augen musterten ihn nachdenklich, fast kühn. Schließlich nickte sie und sagte: »Ja, Sie dürfen mich besuchen.« Sie lächelte nicht.
    *
    Also ging er an einem bitterkalten Winterabend quer durch die Stadt zum Haus ihrer Tante und besuchte sie. Am Himmel hing keine Wolke; der Halbmond schien auf die amNachmittag gefallene dünne Schneedecke, und die Straßen lagen verlassen; nur das Knirschen des trockenen Schnees unter seinen Schritten störte die gedämpfte Stille. Lange blieb er vor dem großen Gebäude stehen,

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