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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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Präsident und Vorstand haben endlich beschlossen, dass hinsichtlich Claremont etwas getan werden muss. Also wird man mich Anfang nächsten Jahres wohl offiziell zum Dekan für Kunst und Wissenschaften ernennen.«
    »Das freut mich, Gordon«, sagte Stoner. »Wurde aber auch Zeit.«
    »Allerdings bedeutet dies auch, dass wir einen neuen Fachbereichsleiter brauchen. Hast du schon mal daran gedacht?«
    »Nein«, antwortete Stoner, »nicht einen Moment lang.«
    »Wir können uns entweder außerhalb des Fachbereichs umtun und jemand Neuen holen, oder wir machen einen der eigenen Leute zum Vorsitzenden. Ich versuche nur herauszufinden, wie es wäre, falls wir uns für jemanden aus dem Fachbereich entschieden – also, hast du Interesse an diesem Posten?«
    Stoner dachte einen Moment nach. »Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen, aber – nein. Nein, ich glaube, ich will ihn nicht.«
    Finchs Erleichterung war so offensichtlich, dass Stoner lächeln musste. »Gut, das hatte ich mir erhofft. So ein Posten bringt jede Menge Schwachsinn mit sich. Partys geben, Kontakte knüpfen und …« Er wandte den Blick von Stoner ab. »Ich weiß doch, dass du für so etwas nichts übrig hast. Aber da der alte Sloane gestorben ist und Huggins und – wie heißt er noch – Cooper letztes Jahr in den Ruhestand gegangen sind, bist du das dienstälteste Mitglied am Fachbereich. Falls du allerdings keine begehrlichen Blicke auf diese Stelle wirfst, dann …«
    »Nein«, erwiderte Stoner entschieden. »Ich gäbe bestimmt einen lausigen Vorsitzenden ab. Ich erwarte diese Ernennung nicht und wünsche sie mir ebensowenig.«
    »Gut«, antwortete Finch. »Gut. Das vereinfacht die Dinge enorm.«
    Sie verabschiedeten sich, und Stoner dachte eine Zeit lang nicht mehr an ihr Gespräch.
    *
    Charles Walkers mündliche Vorprüfung wurde für Mitte März angesetzt. Stoner erstaunte es ein wenig, dass er von Finch ein Schreiben erhielt, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er dem dreiköpfigen Komitee angehöre, von dem Walker geprüft werden solle. Er erinnerte Finch daran, dass er es gewesen war, der Walker durchfallen ließ, was dieser ihm persönlich übelgenommen hatte. Aus diesem Grund bat er darum, von dieser besonderen Pflicht entbunden zu werden.
    »Vorschriften«, seufzte Finch. »Du weißt doch, wie das ist. Zum Komitee gehören der Doktorvater des Studenten, ein Professor, dessen Oberseminar er besucht hat, sowie einer, der mit seinem Spezialgebiet nichts weiter zu tun hat. Lomax ist der Doktorvater, Walker hat dein Oberseminar besucht, und als unabhängigen Professor habe ich den Neuen benannt, Jim Holland. Dekan Rutherford vom Graduiertenkolleg und ich sind Beisitzer von Amts wegen. Ich will versuchen, das Ganze so schmerzlos wie möglich zu gestalten.«
    Doch diese Prozedur konnte nicht schmerzlos ablaufen. Stoner wollte möglichst wenige Fragen stellen, nur waren die Regeln für die mündliche Vorprüfung unabänderlich. Jeder Professor bekam fünfundvierzig Minuten zugeteilt, in denen er dem Kandidaten nach Belieben Fragen stellen konnte; die übrigen Professoren durften sich nach Gutdünken einmischen.
    Am Nachmittag der Prüfung kam Stoner absichtlich zu spät zum Seminarraum im zweiten Stock von Jesse Hall. Walker saß am Ende eines langen, auf Hochglanz polierten Tisches; die vier bereits anwesenden Prüfer – Finch, Lomax, der Neue namens Holland und Henry Rutherford – saßen der Reihe nach vor ihm. Stoner schlüpfte durch die Tür und setzte sich Walker gegenüber ans Tischende. Finch undHolland nickten ihm zu; Lomax saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, starrte vor sich hin und trommelte mit langen, weißen Fingern auf die spiegelhell gewienerte Tischoberfläche. Walker starrte mit kalter Verachtung die Reihe entlang, den Kopf hoch erhoben.
    Rutherford räusperte sich. »Ähm, Mr …« Er konsultierte das vor ihm liegende Blatt. »Mr Stoner.« Rutherford war ein geradezu hagerer, grauhaariger Mann mit runden Schultern; seine Augen senkten sich samt Brauen in den äußeren Winkeln, weshalb sein Gesicht stets eine Miene sanfter Hoffnungslosigkeit zeigte. Stoner kannte er seit vielen Jahren, trotzdem hatte er noch nie seinen Namen behalten können. Er räusperte sich erneut. »Wir wollten gerade anfangen.«
    Stoner nickte, legte die Unterarme auf den Tisch, verschränkte die Finger und betrachtete sie sinnierend, während Rutherfords Stimme die offiziellen Präliminarien zur mündlichen Prüfung verlas.
    Mr Walker werde geprüft

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