STOP! (German Edition)
sich an den Baumstämmen vorbei und warfen noch schwaches Licht auf den Weg vor uns.
„Wir sollten umkehren, es wird dunkel“, sagte ich zu Elli.
„Nein, noch nicht, sieh, da vorne, wir sind gleich da.“ Sie nahm mich bei der Hand, lief los und zog mich mit ihr. Sie wich vom Weg ab, und wir kämpften uns durch Dornen und Gestrüpp, bis wir an einer freien Stelle angelangt waren. Hier blieb sie stehen und schaute nach rechts, meine Hand immer noch haltend. Vor uns lag ein See. Ein mit Moos befallener, aber ein anscheinend noch stabiler Steg strebte zur Mitte des Sees, welcher von hohen Gräsern umwuchert war. Mir war dieser Ort vertraut, als kenne ich ihn bereits, ich wusste aber genau, dass ich zuvor noch nie dort gewesen war. Wir gingen näher heran und mir wurde plötzlich bewusst, ich kannte ihn.
„Was hast du, David?“
„Nichts, nichts, es ist nur …“
„Ich weiß, komm!“ Wir gingen weiter auf den See zu und wagten uns auf den Steg. Wir hatten wohl beide ein mulmiges Gefühl dabei, aber dieser Hauch von Gefahr und der U n gewissheit unter uns schien uns anregend zu sein. Elli hielt meine Hand nun fester, und wir standen ganz vorne am Ende des Stegs.
„Was denkst du machen wir hier, David?“
„Ich bin mir nicht sicher.“ Wir standen uns jetzt gege n über, sie hielt meine Hand und wir blickten uns an.
Die Dämmerung zog herauf und die Nacht nahm sich Stück für Stück mehr vom übrig gebliebenen Tag. Ich sah Elli wie noch nie zuvor, so reizend wie noch nie. Sie trat näher, und ich spürte ihren aufgeregten Atem. Es war jetzt bestimmt und so konnten wir nicht anders. Ich küsste sie.
Es war bereits Nacht geworden und die Straße n beleuchtung brannte, als ich nach Hause kam. Diane und Matthias saßen noch am Esstisch und unterhielten sich. Die Teller mit den wenigen Essensresten ließen erraten, dass sie bereits zu Abend gegessen hatten.
„Wo bist du gewesen? Verdammt, wir haben uns Sorgen gemacht!“, sagte Diane, als ich den Raum betrat.
„Ich war mit ein paar Leuten aus der Schule unterwegs, ich dachte, das wäre in Ordnung“, ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Natürlich war es gelogen, aber sie mussten auch nicht alles wissen.
„Selbstverständlich ist es in Ordnung, wenn du nach der Schule noch deine Klassenkameraden triffst, aber es wäre schön, wenn du das nächste Mal kurz vorher Bescheid gibst“, schlug Matthias vor.
Ich versprach ihnen alles, hatte meine Ruhe und sie ihre Gewissheit, die sie ja so schätzten, na ja, die wohl alle Eltern schätzen, und dann ging ich hinauf in mein Zimmer und legte mich ohne geduscht zu haben direkt schlafen. Ich versuchte, zur Ruhe zu kommen, um endlich schlafen zu können, musste aber dennoch über all das Geschehene nachdenken, ich wusste, dass ich ansonsten kein Auge zu bekäme.
Er spürte einen Herzschlag, und er spürte einen zweiten Herzschlag und alles schien dunkel. Es schlug eins um das andere, eins um das andere, bis aus zweien mehr und mehr ein einziger wurde. Er fühlte eine innige Wärme, eine, die er so noch nie fühlte.
Er stand inmitten riesiger Bäume, die in den Himmel ragten und sich halb bedrohlich, halb behütend über ihn wölbten. Dann lief er und suchte den Weg. Er lief immer schneller, nicht als sei er auf der Flucht, sondern als käme er zu spät. Er suchte den Weg, die Straße in die Stadt, er müsse sich beeilen, sonst sei er zu spät.
Er fand den Weg, jetzt suchte er Elli, er musste sie finden …
Am Morgen erwachte ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits war ich unruhig, aber andererseits war ich auch glücklich und freute mich auf die Schule. Ich war an diesem Morgen sehr früh wach und nahm mir vor, lieber zu Fuß zur Schule zu gehen, stickige Schulbusse konnte ich ohnehin nie ausstehen, und ich mochte die Ruhe, die auf dem ganzen Weg lag. Man musste sie genießen, bevor einen der lärmende Al l tag einholte.
Ich traf sogar viel zu pünktlich in der Schule ein. Im G e bäude brannten noch keine Lichter. Ich setzte mich auf eine der massiven Holzbänke, die verteilt auf dem Schulhof standen, und wartete.
Ein paar Minuten später hielt der erste Schulbus an der Feuerwehrzufahrt zum Schulhof. Die jüngeren Schüler stürmten sofort aus dem Bus und rannten wie wild auf dem Hof herum. Nach ihnen stiegen die älteren Jahrgänge um einiges gemächlicher aus dem Bus. Als würde es etwas bringen, die Sache so hinauszuzögern. Ein paar Mädchen, unter ihnen auch Elli, stiegen guter
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