Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
wie sie nach Mamou kam. Die Stadt lag etwa drei Stunden westlich von New Orleans.
Ihr Vater wohnte nicht so weit entfernt, allerdings in entgegengesetzter Richtung.
Der Gedanke, der sich ihr willkürlich aufgedrängt hatte, frustrierte sie. Sie schob ihn beiseite und beschloss, morgen früh als Erstes einen Wagen zu mieten und nach Mamou zu fahren. Die Zeichnerin konnte sie ohnehin erst am Dienstag besuchen. Und sie musste mehr über den Mann erfahren, der Forniers Tochter umgebracht hatte, mehr über die Ermittlungen und wie man ihm auf die Schliche gekommen war. Moreaus Arbeitsweise konnte ihr vielleicht dabei helfen, die Psyche des Mannes zu verstehen, mit dem sie es zu tun hatte. Vielleicht erwies sich auch irgendetwas von dem, was Fornier wusste, als hilfreich.
Nach Katrina hatte der Hurrikan Rita die Küste heimgesucht und einige kleine Gemeinden an der Küste im Westen komplett zerstört. Sie war nicht sicher, wie viel von Forniers Heimatstadt übrig geblieben war. Auf der Website war kein Hinweis darauf zu finden.
Sie wartete, bis die Frau hinter der Rezeption einen anderen Gast abgefertigt hatte und rief dann mit lauter Stimme, damit sie trotz der lauten Musik aus der Bar zu hören war: “Entschuldigen Sie bitte!”
“Ja?”
Die Frau erinnerte Jasmine vage an das Mädchen, das sie heute Morgen hier gesehen hatte. Allerdings war sie älter und kräftiger. “Wissen Sie etwas über Mamou?”
“Nicht viel. Ich war nie dort.”
“Sie sind mit Mr. Cabanis verheiratet, nicht wahr?”
“Stimmt. Das hier ist ein Familienunternehmen.” Sie stützte sich auf den Tresen und fragte: “Wollen Sie nach Mamou fahren?”
“Wenn die Stadt durch die Hurrikans nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.”
Mrs. Cabanis kam zu ihr herüber und schaute auf den Computermonitor, auf dem eine Karte des Staates zu sehen war. “Ich glaube nicht. Die Städte, die es am härtesten getroffen hat, liegen weiter südlich.”
Das klang vielversprechend. “Wissen Sie, wo ich am besten ein Auto mieten kann?”
“Sicher. Kommen Sie kurz rüber, dann kann ich eines für Sie reservieren. Wann wollen sie es abholen?”
“Morgen früh.”
“Wenn Sie sich Cajun Country ansehen wollen, brauchen Sie gar nicht so weit zu fahren. Direkt von New Orleans aus werden Touren durch die Sumpfgebiete angeboten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie auch zu dieser Jahreszeit stattfinden.”
“Nein, danke. Die Vorstellung, irgendwo im Sumpf stecken zu bleiben, gefällt mir gar nicht.” Selbst Skyes Haus im Flussdelta des San Joaquin lag für Jasmines Geschmack viel zu abgelegen.
“Haben Sie Angst, ein Alligator könnte an Ihnen knabbern?”, fragte Mrs. Cabanis lachend.
Oder Schlimmeres. “Wer weiß.” Ein riesiger, so gut wie unbewohnter Sumpf war der ideale Ort, um eine Leiche verschwinden zu lassen. Jasmine wusste, dass die meisten Menschen nicht an so etwas dachten, aber bei ihr war es eine automatische Reaktion. Eine der Schattenseiten ihres Berufs.
“Die lassen Sie in Ruhe, wenn Sie sie in Ruhe lassen”, sagte Mrs. Cabanis und fuhr zerstreut mit dem Finger über die Seiten des Branchenbuchs.
Jasmine wünschte, sie könnte dasselbe über menschliche Raubtiere sagen. “Wenn ich mich ihnen gar nicht erst nähere, störe ich sie erst recht nicht.”
“Stimmt auch wieder. Aber eine Bootstour durch den Sumpf ist besser als eine Fahrt nach Mamou. Ich glaube, außer Fred’s Lounge gibt es dort nicht viel zu sehen.”
Jasmine nickte. Die berühmte Bar hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das Interesse an der Musik, der Sprache und der Kultur der Cajuns entfacht. “Eigentlich interessiere ich mich nicht für die Lounge.”
“Was zieht Sie dann in die Gegend?”
“Wissen Sie irgendwas über Romain Fornier?”, fragte sie.
Mrs. Cabanis hatte bereits die Hand nach dem Telefon ausgestreckt, doch jetzt zögerte sie. “Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie das sind. Mein Mann hat mir erzählt, warum Sie nach New Orleans gekommen sind.” Mitfühlend runzelte sie die Stirn. “Das mit Ihrer Schwester tut mir leid.”
“Danke. Aber was ist mit Mr. Fornier …”
“Glauben Sie etwa, es gäbe eine Verbindung zwischen seiner Tochter und Ihrer Schwester?”
“Genau das versuche ich herauszufinden.”
“Nun, Sie sollten ihn lieber nicht belästigen.”
“Warum nicht?”
“Er mag verdammt gut aussehen, aber er ist auch sehr wütend … und gefährlich.”
“Wie kommen Sie denn darauf?”
“Ich habe ihn ebenfalls
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