Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
der Bäume herunter und fing das spärliche Mondlicht ab, das es durch die Zweige geschafft hatte. Es wirkte später am Tag, als es wirklich war.
Als sie näher heranfuhr, konnte sie das Flackern einer Laterne oder Kerze im Inneren der Hütte erkennen. Jemand war zu Hause, aber ihr Führer hielt sich vom Haus fern. Er hielt an, mit den rechten Reifen praktisch im Wasser, und winkte sie zu sich.
Sie kurbelte das Fenster herunter.
“Hier isses”, rief er und hängte sich dabei halb aus seinem Truck.
Sie verstärkte den Griff um das Lenkrad. “Sie kehren um?”
“Ich muss zurück zum Hotel.”
“In Ordnung.” Sie musterte Forniers Zuhause erneut und fühlte sich unbehaglich, weil sie nach Sonnenuntergang hier aufgekreuzt war. Der Mann in dieser Hütte hatte kaltblütig einen anderen Menschen erschossen. Gewiss, es gab mildernde Umstände, aber trotzdem … “Seien Sie so nett und halten mir ein Zimmer frei, ja?”, sagte sie. “Ich komme heute Abend. Wenn ich in einer Stunde oder so nicht zurück bin, können Sie ja mal nach mir schauen.”
Er lachte und schlug gegen die Tür. Dabei machte er genug Lärm, um einen großen Mann vor die Hüttentür zu locken, obwohl sie noch gut fünfzig Meter entfernt waren. Wegen des Lichts in seinem Rücken war nur seine Silhouette zu erkennen. Breitbeinig stand er in der Tür, die Hände in die Hüften gestützt – als sei er der Herr des Bayous und gar nicht glücklich über die Störung.
Fornier hatte nicht nur einen Mann getötet, er hatte auch seine Frau und seine Tochter verloren. Und er hatte einige Zeit im Gefängnis gesessen. War er noch zurechnungsfähig?
Jasmine räusperte sich. “Oder … könnten Sie vielleicht ein paar Minuten erübrigen, um auf mich zu warten?”
Der alte Cajun warf den Kopf zurück und lachte erneut. “Er wird Ihnen schon nichts tun, Mädel. Ich würd ihm meine eigene Tochter anvertrauen.”
“In Ordnung. Sie würden mich also nicht mit ihm allein lassen, wenn es gefährlich wäre.”
“Natürlich nicht. Er ist ein guter Mann.”
Ein guter Mann. … Er hatte eine Menge durchgemacht, und er hatte den Tod seiner Tochter gerächt. Das bewies noch lange nicht, dass er ein guter Mann war. Aber es war ihre Idee gewesen, hier rauszufahren, und sie entschied, dass sie Fornier eher dazu bringen würde, offen zu ihr zu sprechen, wenn sie keinen weiteren Zuhörer hätten. Sie hatten beide Dinge erlebt, über die es nicht leicht war zu sprechen.
Nachdem sie an ihm vorbeigefahren war, wendete der alte Mann. Im Rückspiegel sah sie zu, wie die Rücklichter verschwanden, ehe sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf den großen Mann auf der Türschwelle richtete.
Stell dich nicht so an! Es war erst acht Uhr. Wer sagte, dass sie nicht die Auskünfte bekam, deretwegen sie gekommen war?
Fornier kam nicht auf sie zu, auch nicht, als sie den Wagen abstellte und ausstieg. Er verschränkte die Arme, lehnte sich an den Türpfosten und beobachtete sie misstrauisch. Zumindest glaubte sie, dass es ein misstrauischer Blick war. Sein Gesicht konnte sie nur in groben Zügen erkennen. Er war groß, vielleicht einen Meter neunzig – ganze dreißig Zentimeter größer als sie –, hatte eine schlanke, muskulöse Gestalt und beobachtete sie so konzentriert wie ein Tier, das sich an seine Beute heranschleicht. Sein Haar war lang, sodass er ein wenig sorglos oder vielleicht auch unbesonnen wirkte, aber der Rest von ihm wirkte sehr klar. Bis zu seiner Kleidung.
Sobald sie ihn erreicht hatte, merkte sie, dass die ausgeblichenen Jeans und das langärmlige T-Shirt sauber waren und nach Holzfeuer rochen. Sie stellte außerdem fest, dass sie ihn offensichtlich beim Entspannen gestört hatte, denn er trug keine Schuhe.
“Ich vermute, Sie haben einen guten Grund für Ihre Anwesenheit.” Sein lang gezogener Südstaatenakzent war fast ebenso irritierend wie seine lässige Haltung.
“Ya-Ya Collins schickt mich.” Sie verschränkte die Hände, um ihre Nerven unter Kontrolle zu halten. “Aus Mamou”, fügte sie hinzu.
“Ich weiß, wo Ya-Ya lebt.” Seine Stimme war rau wie Baumrinde. Jetzt, da Jasmine dicht genug herangekommen war, um ihn besser zu erkennen, stellte sie fest, dass die Zeitungsfotos ihm nicht gerecht wurden. In Wirklichkeit sah er noch besser aus. “Wie sind Sie an ihr vorbeigekommen?”, fragte er.
“Ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Ich habe ihr gesagt, warum ich mit Ihnen sprechen will.”
Sein Gesicht lag im Schatten, sodass sie nicht sicher
Weitere Kostenlose Bücher