Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Titel: Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
dass Romain so unfreundlich zu seinen Verwandten war, wie diese Frau behauptete. Wenn die Besitzerin der Tankstelle am Ort ihn gut genug kannte um eine Anekdote aus seiner Kindheit erzählen zu können, schien in dieser Gemeinde jeder jeden zu kennen, und die Chancen standen nicht schlecht, dass er ein paar Verbindungen aufrechterhalten hatte. “Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist”, sagte sie.
    Lonnie war mit ihrem Wagen fertig. Er betrat den Laden und grinste dabei wie ein eifriger Hund, der gerade das Stöckchen geholt hatte. Seine Mutter legte ihm die Hände auf die Schultern und gab ihm den Beifall, den er sich erhofft hatte. “Danke, Lonnie”, sagte sie sanft. Dann wandte sie sich wieder an Jasmine. “Manche Dinge sollte man besser ruhen lassen.”
    “Das hier gehört nicht dazu.” Ihre Tränen waren getrocknet; sie waren ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Sie empfand nur noch grimmige Entschlossenheit. “Fornier kann mir möglicherweise helfen, einen Mörder zu fangen.”
    Die Augenbrauen der Frau stießen aneinander. “Er hat bereits einen erschossen. Reicht das noch nicht?”
    “Er könnte mir helfen, noch einen aufzuhalten.”
    “Wie das?”
    “Indem er mir Informationen gibt.”
    Dickköpfig schob die Frau die Unterlippe vor. “Mir wäre es lieber, wenn er nicht da reingezogen würde. Ich will nicht, dass er wieder ins Gefängnis zurück muss.”
    Jasmine hob die Hände, die Finger gespreizt. “Wenn irgendjemand Ärger bekommt, dann bin ich das. Ich muss den Mann aufhalten, der meine Schwester entführt hat.”
    Die Frau hob den Arm, um die Haare am Hinterkopf ihres Sohnes glattzustreichen, als sei er zehn Jahre alt. Geistig war er das wahrscheinlich auch. “Es sind immer die Unschuldigen, die leiden”, sagte sie. Dann seufzte sie. “Ich kann Ihnen keine Adresse geben. T-Bone hat keine. Soweit ich weiß, lebt er allein irgendwo am Bayou, ohne Strom oder Wasser. Nicht mal der Postbote kommt zu ihm.”
    Jasmine wurde das Herz schwer. “Und wie kann ich ihn finden?”
    “Portsville ist sehr klein, Kind. Wenn Sie dort sind, wird irgendjemand Sie schon hinbringen. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, Ya-Ya Collins hätte Sie geschickt. Vielleicht hilft das.” Sie runzelte die Stirn. “Aber vielleicht auch nicht.”
    “Danke”, sagte Jasmine und meinte es völlig aufrichtig.
    “Viel Glück! Hoffentlich finden Sie Ihre Schwester!”
    Jasmine nickte, ging zu ihrem Wagen und drehte sich um. Sah so aus, als würde sie doch in den Sumpf gehen.
    Sie musste nur noch lernen, den Alligatoren aus dem Weg zu gehen.
    Die Grabsteine waren ein schlechtes Omen.
    Jasmine hatte mehrere Küstenstädte passiert, mit Docks, die im tiefschwarzen Morast versanken; er wurde umso schwärzer, je weiter der Abend voranrückte. Endlich kam Jasmine in Portsville an. Die Stadt lag am Bayou Lafourche, fast an der südlichsten Spitze Louisianas. Der Friedhof befand sich direkt neben der Straße, aber er war anders als alle, die sie bisher gesehen hatte. Die oberirdischen Grabstätten, alle weiß gestrichen, leuchteten unheimlich in fußhohem Wasser – demselben Sumpfwasser, das träge an die Telefonmasten längs des Highways schwappte.
    Wie überstanden die Menschen hier unten bloß jeden neuen Hurrikan und jeden Sturm? Man brauchte wohl ein gewaltiges Maß an Sturheit, um hier auszuharren. Die Menschen mussten dieses Land mehr lieben, als Jasmine je einen bestimmten Ort geliebt hatte. Sie hatte sich schon immer eher ruhelos gefühlt. Natürlich war der Grund dafür kein Geheimnis, aber sie war neidisch auf die Hingabe, die nötig war, um an solch einem Ort um die Existenz zu kämpfen. Zu sagen: “Dies ist mein Haus, und ich rühre mich nicht vom Fleck.”
    Sie stand inmitten einer kleinen Gruppe von Holzhäusern, von denen die meisten auf Pfahlkonstruktionen ruhten. Dazu gab es ein zweistöckiges Hotel, zwei Tankstellen, einen Laden für Anglerbedarf und ein Café. Sie schätzte, dass vielleicht fünfzig Menschen hier die Stellung hielten, und sie hätte darauf gewettet, dass die meisten von ihnen Fischer waren. Irgendjemandem musste schließlich die kunterbunte Mischung von Booten gehören, die gegen die Mole stießen. Der Mond war nur eine schmale Sichel, sodass sie die Boote nicht besonders gut erkennen konnte, aber ganz offensichtlich waren die Besitzer weder reich noch berühmt.
    Und jetzt? Beide Tankstellen waren geschlossen. Hätte sie nicht doch lieber ins Maison du Soleil

Weitere Kostenlose Bücher