Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
sein konnte, aber sie glaubte, er würde sie mit Blicken abschätzen. Weiß der Himmel, zu welchem Schluss er kommen mochte. “Und das wäre?”
“Ich bin keine Reporterin.”
Besonders erleichtert wirkte er nicht. “Wenn Sie aufzählen, was sie alles nicht sind, stehen wir morgen früh noch hier. Vielleicht sagen Sie einfach, wer Sie sind.”
Sie ignorierte seinen Sarkasmus. “Sie sind genauso freundlich, wie ich erwartet hatte.”
“Ich kann mich nicht erinnern, Sie eingeladen zu haben.”
“Ich bin hier, weil ich hoffe, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten können.”
Unbekümmert hob er eine Schulter. “Wenn es irgendetwas mit der letzten Dekade zu tun hat, habe ich nichts zu sagen. Ich habe die Vergangenheit hinter mir gelassen.”
Offensichtlich hatte er das nicht, sonst würde er nicht wie ein Einsiedler leben. “Es geht um den Mann, der Ihre Tochter umgebracht hat.”
“Natürlich geht es darum.” Er verzog das Gesicht und rieb sich den Nacken. “Sie hätten den Motor gar nicht erst auszustellen brauchen”, sagte er schließlich, stieß sich vom Türrahmen ab, als wollte er wieder hineingehen und sie einfach stehen lassen. Wahrscheinlich hätte er das auch getan, wenn sie die Tür nicht offen gehalten hätte.
Sein Blick wanderte von ihrer Hand zu ihrem Gesicht, aber er zwang sie nicht, den Arm wegzunehmen.
“Vor sechzehn Jahren hat ein Mann meine kleine Schwester aus unserem Haus entführt, als ich auf sie aufgepasst habe”, sagte sie.
“Das tut mir leid, aber damit habe ich nichts zu tun.” Er nahm ihre Hand fort und schloss die Tür mit einem Klick.
“Sie wurde nie gefunden”, sagte sie und hob ihre Stimme, damit sie durch die Holztür drang. “Aber vor drei Tagen habe ich ein Paket bekommen. Mit dem Armband, das sie an dem Tag trug, als sie verschwand.”
Keine Antwort.
“Das Päckchen wurde in New Orleans aufgegeben, Mr. Fornier. Ich glaube, dass er irgendwo hier ist.”
Immer noch nichts.
“Mr. Fornier?” Langsam verlor Jasmine die Nerven, und sie fragte sich, was sie eigentlich hier mitten im Sumpf zu suchen hatte. Sie belästigte einen Mann, der bereits genug durchgemacht hatte. Aber die merkwürdige Übereinstimmung, die Ähnlichkeit zwischen dem Fall ihrer Schwester und seiner Tochter, hatte etwas zu bedeuten. Sie wusste es.
“In dem Paket war eine Nachricht – mit Blut geschrieben.” Sie wartete ein paar Sekunden, damit diese Information sacken konnte, ehe sie fortfuhr. “Wie bei dem Namen Ihrer Tochter, der damals an der Wand stand. So etwas nennt man eine Handschrift. Es ist eine unnötige Handlung, in dem sich ein Drang oder ein Verlangen des Täters ausdrückt, und sie variiert von einem Verbrecher zum anderen. Es ist also äußerst ungewöhnlich, dass zwei Mörder innerhalb so kurzer Zeit dasselbe tun und dass sie beide Verbindungen zu dieser Gegend haben.”
Als Mr. Fornier immer noch nicht antwortete, lehnte sie die Stirn gegen den Türpfosten. Ya-Ya Collins hatte sie gewarnt, aber sie hatte geglaubt, zu ihm durchdringen zu können. “Hören Sie mir zu, Mr. Fornier?”
Irgendwo in der Ferne quakte ein Frosch, und – wesentlich näher dran – platschte etwas im Wasser.
Entmutigt von der Ahnung, die sie bei diesem Geräusch überfiel, schaute Jasmine zurück zu ihrem Mietwagen. Sie hatte noch viel mehr zu sagen – alles, worüber sie nachgedacht hatte, seit sie in New Orleans die Artikel in der Zeitung gelesen hatte. Aber es nützte nichts. Fornier würde ihr nicht helfen.
“Okay. Dann eben nicht”, murmelte sie und stapfte zurück zum Wagen. Sie öffnete die Tür und wollte gerade einsteigen, als er aus der Hütte trat. Er sagte kein Wort – stand einfach nur da und beobachtete sie – sodass sie unmöglich sagen konnte, was er dachte.
Sie packte den Fensterrahmen der Tür und schaute zu ihm zurück. “Ich bin im Hotel im Ort, falls Sie Ihre Meinung ändern.”
“Lassen Sie uns besser hier reden”, sagte er und ließ die Tür für sie offen.
5. KAPITEL
Forniers Hütte war wesentlich freundlicher, als Jasmine erwartet hatte. Sie war schlicht, aber sauber und gut in Schuss. Er lebte zwar einfach, aber nicht so einfach, wie sie angenommen hatte. Das Licht, das sie im Fenster gesehen hatte, kam nicht von einer Kerze, sondern von einem Fernseher. Dem Brummen irgendwo im hinteren Teil des Hauses nach zu urteilen wurde er von einem Generator mit Strom versorgt.
Sobald sie das Wohnzimmer betreten hatte, entdeckte sie eine kleine Küche
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