Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
nervös wirken. Er sah aus, als würde er am liebsten wegfahren, aber sie hatte ihn in die Ecke getrieben.
Sie klopfte an sein Fenster, und schließlich öffnete er es ein paar Zentimeter weit.
“Was wollen Sie?”, fragte er mit finsterem Gesicht.
“Wer sind Sie?”
“Geht Sie gar nichts an.”
Aber Jasmine konnte es sich denken. Er sah Francis Moreau fast zum Verwechseln ähnlich. Sie erinnerte sich an die Bilder, die sie auf den Mikrofilmen in der Bücherei gesehen hatte. Klein und stämmig mit dunklem gewelltem Haar, kleinen dunklen Augen und einer Römernase. Er musste ein enger Verwandter von Francis sein – wahrscheinlich sein Bruder.
“Sie sind Phillip.”
Die Furche zwischen den Augenbrauen vertiefte sich, aber er widersprach nicht. Er deutete auf sein Haus. “Was ist hier los?”
Sie entdeckte ein Päckchen Zigaretten auf der Ablage. “Können Sie sich das nicht denken?”
“Wenn es so wäre, würde ich wohl kaum fragen.”
War das der Mann, der sie im Keller eingesperrt hatte? Wer hatte die Zigarettenstummel hinterlassen? Oder hatte er sie deshalb wiedererkannt, weil er sie im Fernsehen gesehen hatte? “In Ihrem Keller war eine Leiche.”
Er zeigte keine Reaktion. “Wer hat Ihnen das erzählt?”
“Ich habe sie gefunden.”
“Sie wollen mich auf den Arm nehmen.”
Er klang nicht besonders überrascht, auch sein Gesichtsausdruck wirkte seltsam gelassen. “Wussten Sie, dass sie dort war?”
“Nein.”
Eine Lüge. Sie erkannte es daran, dass seine Fingerknöchel am Lenkrad weiß waren. “Wer war es?”, drängte sie. “Was ist geschehen?”
Er öffnete den Mund, um zu antworten, doch seine Mutter kam ihm zuvor und rief seinen Namen. Jasmine blickte auf und sah Mrs. Moreau auf dem Rasen vor dem Haus stehen. Sie hatte die Hände auf die Hüften gestützt und beobachtete sie.
“Phillip! Da bist du ja! Komm her! Der Albtraum, den wir wegen Francis durchgemacht haben, ist noch nicht vorbei!”
Er bewegte sich nicht sofort. Stattdessen blickte er Jasmine an, fast als wollte er sie um etwas bitten. Dann verzog er den Mund zu einer harten Linie und wandte seine Aufmerksamkeit entschlossen seiner Mutter zu. “Es ist keine wirkliche Überraschung. Mein Bruder war ein Mörder”, sagte er zu Jasmine. Dann fuhr er ihr fast über die Füße und zwang sie, zur Seite zu springen.
Gruber Coen drückte auf seiner Fernbedienung herum. Er sah sich wieder einmal die Folge von America’s Most Wanted an, die er auf der Festplatte seines DVD-Players gespeichert hatte. Er hatte gerade mit Peccavi gesprochen. Der hatte angerufen, um ihm zu erzählen, dass Jasmine Stratford nach New Orleans gekommen war, aber das überraschte ihn nicht. Gruber hatte sie schließlich eingeladen.
Erstaunlicherweise hatte sie bereits eine Verbindung zwischen der Nachricht, die er ihr geschickt hatte, und dem Namen, den er über Adeles Leiche an die Wand geschrieben hatte, hergestellt.
Während er beobachtete, wie sie beim Reden ihre Hände bewegte und wie die Gefühle sich auf ihrem Gesicht spiegelten, pfiff er. Besonders die Traurigkeit, die sie zur Schau stellte, als sie von ihrer kleinen Schwester sprach, interessierte ihn. Er wünschte, sie würde Mitleid in ihm erwecken, einen letzten Rest Gewissen. Doch das tat es nicht. Sein Verstand sagte ihm, dass es ihm leidtun sollte, dass er sich schämen und sein Verhalten ändern sollte. Das Einzige jedoch, was er wirklich spürte, war eine überwältigende Sehnsucht, die ihn das tun ließ, was er tat – und ein Hauch Bewunderung. Er war davon ausgegangen, dass Jasmine früher oder später das Verschwinden ihrer Schwester mit dem Mord an Adele in Verbindung bringen würde – aber nicht so schnell. Sie war schnell, viel schneller als erwartet.
Der Gedanke erschreckte und faszinierte ihn zugleich. War sie in der Lage, ihn aufzuhalten? Hatte er endlich einen ebenbürtigen Gegner gefunden?
Oh Gott, sie sah aus wie ihre Schwester. Nur der ängstliche Gesichtsausdruck fehlte, der ihm bei Kimberly so gefallen hatte. Jasmine fürchtete sich vor niemandem. Sie war clever, entschlossen und stark.
Gruber stellte den Ton lauter und hörte sich noch einmal an, wie sie die Persönlichkeit eines Sexualstraftäters beschrieb, der kleine Jungen missbraucht hatte.
Dieser verdammte Perverse . Welcher Mann wollte Sex mit Jungen haben?
Er drückte den Lautstärkeknopf auf der Fernbedienung. Jetzt kam der Teil, wo Jasmine über ihre Schwester sprach, und er wollte ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher