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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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wenn ich ab und zu mit einem kleinen Snack versorgt werde.«
    Dave konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Doch entweder hatte Deb es nicht gehört oder zog es erneut vor, gar nicht auf so was zu achten. »Sobald ihr das Gefühl habt, ihr durchschaut das System, bekommt ihr jeweils einen eigenen Sektor. Bis dahin teilt ihr euch allerdings einen. Dieser hier ist ziemlich einfach und für Neueinsteiger deshalb bestens geeignet   …«
    Während sie sprach, blickte ich zu Dave hinüber; er war in seine Arbeit vertieft, die Haare fielen ihm in die Stirn. Gerade setzte er wieder einmal ein Dach auf eins der Modellhäuschen. »Dave?«, sagte ich. Er blickte auf. »Wegen dem Gebäude hinter unseren Häusern, dem leer stehenden   …«
    »Ja? Was ist damit?«
    »Es gehört auch zum Modell, ohne dass dabeisteht, was es war.« Der alte Kasten war bereits zusammengebaut worden, ich nahm das Miniteil von einem kleinen Stapel vor mir. »Deshalb bin ich in die Stadtbücherei gegangen, wollte recherchieren, was das für ein Haus ist.«
    »Und? Hast du’s rausgekriegt?«
    Ich nickte, wobei mir bewusst wurde, dass ich regelrecht darauf brannte, es ihm zu erzählen. Keine Ahnung, warum mir das so wichtig war, ich spürte nur eins: Seit sich mein Leben wieder authentischer anfühlte, seit die Dinge sich langsam beruhigten und einspielten und ich mir vorkam, als wäre ich tatsächlich mal wieder wo zu Hause, schien es nur natürlich   – ja, beinahe wie vom Schicksal vorbestimmt   –, dass ich mich zunehmend für den Teil des Modells interessierte, der unser Viertel abbildete. Schließlich standen dortdie Häuser, in denen wir wohnten, er mit seinen Eltern, ich mit meinem Vater. Dazu das Partyhaus, das
Luna Blu
, die Straße mit »meiner« Bushaltestelle. Und mittendrin dieses namenlose Gebäude, diese Leerstelle, deren Rätselhaftigkeit noch dadurch unterstrichen wurde, dass die umliegenden Häuser und Straßen leicht identifizierbar waren. Ich wollte ihm ein Gesicht geben, einen Namen. Ein wenig mehr als zwei verblasste Buchstaben auf dem Dach und endlose Spekulationen darüber, was es früher wohl gewesen war.
    Ich setzte das Gebäude, das Dave gerade gemacht hatte, auf seinen Platz; für einen Moment blieb der Haftstreifen an meiner Hand kleben, doch im nächsten Moment hörte ich das charakteristische Klicken, welches signalisierte, dass das Gebäude von nun an für immer an der richtigen Stelle stand. »Ja«, antwortete ich, »es war   –«
    Doch ich kam nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn eine laute Frauenstimme ertönte: »Meine Güte! Sieh sich das einer an!« Ich wandte den Kopf und erblickte: Lindsay Baker, die eine schwarze Hose, einen engen roten Pullover und ihr typisches, strahlendes Lächeln zur Schau trug. Soeben erschien sie auf dem oberen Treppenabsatz, gefolgt von meinem Vater, der allerdings deutlich weniger überschwänglich wirkte. »Ich war felsenfest davon ausgegangen, dass ihr mittlerweile große Fortschritte gemacht haben würdet. Aber das, was ich hier sehe, ist mehr als beeindruckend.«
    Debs Gesicht leuchtete auf; sie stand, von der Tür aus gesehen, auf der anderen Seite des Modells. Ich sagte: »Wir haben glücklicherweise eine sehr fähige Teamleiterin. Damit steht und fällt so ein Projekt.«
    »Ja, das sieht man.« Die Stadträtin begann, um das Modell herumzugehen und begeisterte Laute auszustoßen. Nach ein paar Schritten wandte sie sich halb um, ergriffDads Hand, hielt sie fest. »Hattest du es dir in der Zwischenzeit schon mal wieder angeschaut, Gus? Ich wusste gar nicht, wie detailgetreu dieses Modell tatsächlich ist.«
    »Es wurde von den alleraktuellsten Satellitenfotos abgenommen«, erklärte Deb laut und deutlich. »Die Firma
    MODELLBAU FÜR STÄDTEPLANER legt großen Wert auf Präzision. Außerdem bemühen wir uns natürlich, die Anweisungen so exakt wie möglich zu befolgen.«
    Die Stadträtin nickte. »Das ist nicht zu übersehen.«
    Deb war so stolz, so geschmeichelt, dass sie über und über errötete. Ich wusste, dies war
ihr
Auftritt,
ihr
großer Moment, und ich hätte mich für sie freuen sollen. Aber ich war total abgelenkt von meinem Vater, der sich widerstandslos um das Modell herumführen ließ und jeden Augenkontakt   – nicht bloß mit mir   – vermied. Verabredungen zum Mittagessen und Plaudereien am Telefon sind eine Sache, Händchenhalten dagegen, überhaupt jede Form von   – physischen   – Gefühlsbekundungen in der Öffentlichkeit, eine andere.

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