Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Scheinwerfern entgegenkommender Autos beleuchtet. Ich dachte an unsere bisherigen Begegnungen, an die vielen Male, die ich ein bisschen nähergekommen war und mich dann doch wieder zurückgezogen hatte, während er sich nicht vom Fleck rührte. Eine Konstante in einer Welt, in der es nur wenige gab. Wenn überhaupt. Er saß also neben mir und … jedenfalls lehnte ich irgendwann den Kopf an seine Schulter. Und er blickte weiterhin aus dem Fenster. Hob bloß die Hand, strich mir übers Haar, ließ sie dort liegen.
Nur ein winziger Moment. Kein Kuss, nicht einmal eine richtige Berührung. Aber mal abgesehen davon, dass es eigentlich nichts war, bedeutete es unendlich viel. Seit Jahrenwar ich immer in Bewegung gewesen, immer auf dem Sprung. Nichts machte mir mehr Angst, als einfach nur mit jemandem zusammen zu sein, still, ruhig. Und trotzdem tat ich genau das, auf jener dunklen Straße, auf dem Heimweg.
Nachdem er Deb bei ihrem Auto abgesetzt hatte, fuhr Ellis bis vor die Briefkästen für unsere Häuser an der Straßenecke und hielt an. »Endstation«, sagte er. Ich gähnte, Dave rieb sich die Augen. »Entschuldigt, dass ich diesen innigen Moment störe.«
Ich merkte, dass ich rot wurde, und stieg aus. Dave kletterte hinterher. »Danke fürs Fahren«, meinte er. »Nächstes Mal bin ich wieder dran.«
»Deine Karre ist ein rollendes Sicherheitsrisiko«, entgegnete Ellis ihm. »Meine Liebeslaube hat auch vier Räder und mit ihr sind wir definitiv besser dran.«
»Ja, aber sie muss ja auch noch bis zu unserer großen Fahrt durchhalten«, konterte Dave. »Man sollte sich also gut um sie kümmern.«
Prompt warf Ellis
mir
einen vielsagenden Blick zu, nickte und drückte auf einen Knopf. Die hintere Tür glitt zu, wie ein Vorhang am Ende einer Vorstellung. »Auch wieder wahr. Bis dann.«
Ellis fuhr los, nahm die Holperschwellen im Asphalt mit ein wenig zu viel Schwung. Dave und ich winkten ihm hinterher. Als wir uns umdrehten, um zu unseren jeweiligen Häusern zu gehen, ließ er seine Hand fallen. Ich spürte, wie sich seine Finger um meine schlossen, und musste spontan an den Abend im Schutzkeller denken, genauer gesagt an den Moment, als er meine Hand genommen und mich über die Treppe wieder nach oben geführt hatte. In die Welt zurück. Schon damals hatte es sich vollkommen natürlich und selbstverständlich angefühlt.
Wir schwiegen. Dafür gab unsere Umgebung die üblichen nächtlichen Nachbarschaftsgeräusche von sich: dröhnende Bässe, gelegentliches Hupen, irgendwo lief ein Fernseher. Die Bewohner des Partyhauses hatten sich das Basketballspiel offenkundig auch angesehen, denn ich konnte jede Menge Leute im Inneren erkennen und die Recycling-Tonne auf der vorderen Veranda quoll von Bierdosen über. Als Nächstes kam unser dunkles Haus in Sicht und dahinter Daves, hell erleuchtet. Man konnte seine Mutter durchs Küchenfester sehen; sie saß, einen Stift gezückt, am Tisch und las etwas.
»Bis morgen?«, fragte Dave, als wir zwischen unseren Häusern standen, voreinander, und uns ansahen.
»Bis morgen«, bestätigte ich. Und drückte seine Hand.
Nachdem ich reingegangen war, machte ich als Allererstes Licht in der Küche. Trat an den Tisch, stellte Dads iPod in die Dockingstation, schaltete ihn ein: Ein Song von Bob Dylan ertönte. Ich lief ins Wohnzimmer, betätigte die Lichtschalter dort, dann durch den Flur in mein Zimmer. Und überall machte ich sämtliche Lampen an. Wahnsinn, was für eine Wirkung ein bisschen Lärm, ein bisschen Licht auf ein Haus und ein Leben haben, wie schon eine winzige Dosis des einen oder anderen alles verändern kann. Nach all den Jahren, in denen ich immer bloß auf Durchreise gewesen war, hatte ich das Gefühl, endlich anzukommen.
***
Ich ließ Opal mit ihren Gelbs allein und stieg die Treppe hoch, in unsere Werkstatt unterm Dach. Deb und Dave waren bereits eifrig bei der Arbeit, allerdings ausnahmsweise nicht allein. Ellis, Riley und Heather saßen hübsch in einer Reihe auf Stühlen neben den Kartons mit Bauelementen, hielten jeder einen dicken, zusammengehefteten PackenBlätter in der Hand und lasen. Völlig vertieft. Ich wurde kaum eines – grüßenden – Blickes gewürdigt.
»Was ist denn hier los?«, raunte ich Dave zu. Im selben Moment stapfte Deb, ein Klemmbrett unter dem Arm, energisch an uns vorbei.
»Deb hat sie so geschockt, dass sie keinen Mucks mehr von sich geben«, antwortete er. »Was echt keine Kleinigkeit ist, glaub mir.«
»Und wie
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