Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
dachte eben bloß –«
»Doch, doch«, erwiderte ich hastig. Aus irgendeinem Grund beschlich mich auf einmal ein Gefühl der Beklommenheit. »Ich freue mich sehr darüber. Ehrlich.«
Sie lächelte mich an. »Super. Schön, dich kennenzulernen, Mclean.«
»Danke, gleichfalls.«
Sie stand auf, drehte sich schwungvoll auf einem ihrer Sneakers um und marschierte los, wobei sie kess ihr Stirnband zurechtrückte. Ich warf einen Blick zu der Blonden hinüber. Sie formte mit den Lippen drei Silben:
Komm endlich!
Und unterstrich das durch eine energische Geste. Dies würde also später wohl als der Moment in die Geschichte eingehen, dachte ich, in dem ich mich wieder für mich selbst entschieden hatte. Auch wenn dieser Moment mitnichten so gelaufen war, wie ich es selbst geplant hätte. Trotzdem stand ich auf, warf meinen Burrito in den Müll und überquerte den Schulhof, um herauszufinden, was als Nächstes geschehen würde. Ich war schon fast bei denanderen, als ich mich noch einmal umdrehte und aus irgendeinem Grund nach Deb Ausschau hielt. Entdeckte sie in der Nähe des Busparkplatzes. Sie saß unter einem Baum, ihre grüne Handtasche neben sich, hatte eine Dose in der Hand und trank gerade daraus. Allein.
***
Die Blonde hieß Heather. Woher sie meinen Namen kannte, war mir noch nicht ganz klar.
»Ich musste dich einfach retten«, begann sie, noch ehe ich bei ihrem und Rileys Tisch angelangt war. »Diese Deb ist einfach bloß irre. Ein richtiger Freak. Ich fand, es wäre ein Akt christlicher Nächstenliebe, dich von ihr wegzulotsen.«
Ich wandte mich noch einmal zu Deb unter ihrem Baum zurück. »So schrecklich kam sie mir gar nicht vor.«
»Spinnst du?«, meinte Heather ungläubig. »Letztes Schuljahr saßen wir in Chemie nebeneinander. Sie hatte nichts anderes im Kopf, als mich für ihre diversen Clubs und Vereine anzuwerben, wo es überall nur ein einziges Mitglied gibt: sie. Ich kam mir vor, als müsste ich mir den Bunsenbrenner mit einem fanatischen Sektenmitglied teilen.«
»Was ist da drin?«, fragte Riley und deutete mit dem Kinn auf Debs Tüte in meiner Hand.
»Ein paar Willkommensgeschenke«, antwortete ich. »Von den Schülerbotschaftern.«
»Schülerbotschafter
in
!«, korrigierte Heather mich und rückte ihren tiefen Ausschnitt zurecht. »Was dachtest du denn? Sie ist die einzige.«
Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich hier sollte, nun, nachdem man mich heldenmütig aus Debs Klauenbefreit hatte. Doch bevor ich das erfragen konnte, musste ich schnell noch was anderes klären.
»Woher wusstest du, wie ich heiße?«, fragte ich Heather.
Sie hatte zwischendurch auf das Display ihres Handys geschaut, sah nun wieder, wegen der Sonne leicht blinzelnd, mich an. »Du hast es mir auf der Party gesagt, vor der Razzia.«
»Habe ich nicht«, antwortete ich.
Riley und Heather wechselten einen irritierten Blick. Anscheinend verhielt
ich
mich in ihren Augen gerade wie ein Sektenmitglied. »Dann hat Dave es vermutlich erwähnt«, meinte Heather.
»Dave?«
»Dave Wade? Dein Nachbar? Den hast du aber am Samstag kennengelernt, oder?«, konterte sie. »Und eigentlich vergisst man ihn nicht so leicht.«
»Er ist nicht so schräg, wie er im ersten Moment rüberkommt«, fügte Riley hinzu.
»Nein, noch viel schräger«, frotzelte Heather. Riley funkelte sie an. Worauf Heather fortfuhr: »Was denn? Der Typ hängt am liebsten im Keller eines leer stehenden Hauses ab. Findest du das etwa normal?«
»Es ist ein offizieller Schutzkeller, kein Loch, das er eigenhändig in die Erde gebuddelt hat.«
»Hörst du dir eigentlich selber zu?« Heather seufzte demonstrativ laut. »Du weißt, ich liebe Dave. Aber er ist schon ziemlich durchgeknallt.«
»Sind wir das nicht alle?« Riley nahm sich noch eine Salzbrezel.
»Nein.« Erneut richtete Heather ihr ausladendes Dekolleté. »Ich zum Beispiel bin in jeder Beziehung vollkommen normal.«
Riley lachte ungläubig auf, warf noch eine Brezel ein. Beide schwiegen. Jetzt, dachte ich.
Jetzt
sollte ich mich als Liz Sweet vorstellen und die Sache klären. Dann müsste ich die Prozedur bloß noch morgen bei meinem Klassenlehrer wiederholen und alles wäre wieder im Lot. Wäre, wie ich es brauchte, damit es exakt so lief, wie ich wollte. Doch aus irgendeinem Grund konnte ich nicht. Stand einfach bloß da und schwieg. Denn obwohl ich alles getan hatte, um es zu verhindern, hatte Mclean hier in Lakeview bereits eine Geschichte. Sie war das Mädchen, das Dave auf
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