Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
ihrer hinteren Veranda aufgescheucht und Zuflucht in seinem Versteck gesucht hatte. Das Mädchen auf der Party mit der Razzia, das Mädchen, das von Deb in deren ganz persönlich fanatisch überdrehtem Stil willkommen geheißen worden war. Sie war nicht dieselbe Mclean, die ich in den ersten vierzehn Jahren meines Lebens gewesen war. Trotzdem war sie Mclean. Und daran konnte nicht einmal ein anderer Name jetzt noch etwas ändern.
Heather sah Riley an. »Wo wir sowieso gerade von unserem Superhirni reden: Wie ist der Stand der Dinge? Ziehen seine Eltern ihn jetzt endgültig von hier ab oder was?«
Riley schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn heute früh kurz gesehen. Er meinte, sie lassen ihn auf der Jackson bleiben, allerdings muss er dafür über jede Menge Stöckchen springen. Sie haben den ganzen Vormittag mit Mrs Moriarty rumdiskutiert.«
»Hilfe, wie ätzend«, stöhnte Heather. Und fuhr, an mich gewandt, fort: »Mrs Moriarty ist unsere Direktorin. Sie hasst mich.«
»Tut sie nicht«, meinte Riley.
»Doch, tut sie. Seit der Sache mit dem … du weißtschon, als ich rückwärts gegen das Pförtnerhaus am Eingangstor gedonnert bin. Erinnerst du dich?«
Riley schwieg einen Moment nachdenklich. »Stimmt, das war übel«, sagte sie schließlich. Fügte, an mich gewandt, hinzu: »Unsere Gute hier ist eine miserable Autofahrerin. Sie guckt beim Einordnen nie richtig hin.«
»Warum muss immer ich gucken?«, fragte Heather. »Warum können die Leute nicht auf
mich
achten?«
»Das Pförtnerhaus ist ein Ding, kein Mensch. Es kann sich nicht wehren.«
»Erzähl das mal meiner Stoßstange. Ich stottere immer noch die Rechnung der blöden Werkstatt ab, die mein Vater erst mal ausgelegt hat.«
Riley verdrehte komisch entnervt die Augen. »Und ich dachte, gerade wäre mal Dave Thema.«
»Stimmt. Dave.« Heather wandte sich erneut mir zu. »Bei dem Kerl geht jeder Schulleitung automatisch einer ab. Er ist nämlich ein kleines Genie, das so ungefähr jede Klasse in der Unterstufe übersprungen, an einer Eliteschule lauter Kurse auf Collegeniveau belegt und sich dann freiwillig in dieses Drecksloch begeben hat. Was ich nie im Leben verstehen werde.«
»Er wollte endlich mal sein wie alle anderen«, sagte Riley ruhig und nahm sich noch eine Brezel. Fuhr, an mich gewandt, erklärend fort: »Dave war bis zur Jackson noch nie auf einer öffentlichen Schule, sondern tatsächlich ein echtes Wunderkind. Sollte vorzeitig zum Studium zugelassen werden, weil er so schlau ist und so viele Klassen übersprungen hat. Aber dann beschloss er, endlich wie jeder normale Teenager leben zu wollen. Besorgte sich einen Job in einer Bäckerei, fing an, nach der Schule Smoothies zu machen. Mein damaliger Freund arbeitete auch da.«
»Nicolas«, sagte Heather. »Der Typ konnte vielleicht mixen! Du hättest seinen Bizeps sehen sollen.«
Riley ignorierte diesen interessanten Kommentar geflissentlich und fuhr fort: »Dave und ich kannten uns schon, als wir noch klein waren, hatten uns allerdings aus den Augen verloren. Doch als er plötzlich anfing, mit Nic zusammenzuarbeiten, war es so, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. Wir konnten einfach an früher anknüpfen, hingen immer öfter zusammen ab.«
»Im Klartext: Dave hat sich Hals über Kopf in sie verknallt«, erklärte Heather mir.
Riley machte eine abwehrende Geste.
»Was denn? Stimmt doch«, sagte Heather. »Ich meine, angeblich ist er inzwischen drüber weg, aber es gab eine Zeit –«
Riley fiel ihr ins Wort: »Er ist für mich wie ein Bruder. Ich könnte ihn nie so sehen, als möglichen festen Freund, meine ich.«
»Außerdem ist sie grundsätzlich bloß mit Abschaum liiert«, sagte Heather zu mir. »Richtig miese Machos sucht sie sich immer aus.«
Riley seufzte zustimmend. »Ist leider eine Krankheit von mir.«
Heather warf ihr einen mitfühlenden Blick zu, streckte die Hand aus und streichelte ihr wieder über den Rücken, ähnlich wie vorhin. Dann sah sie mich an: »Setzt du dich jetzt endlich, oder was? Du machst mich ganz nervös, wenn du weiter hier rumstehst.«
Ich drehte mich noch einmal zu Deb um, die allein unter ihrem Baum hockte. Ließ meinen Blick flüchtig über die diversen Gruppen wandern, die sich zwischen ihr und uns ausgebreitet hatten, sich nach einem ähnlich ausgeklügelten,komplizierten System voneinander unterschieden – und abgrenzten – wie die Gattungen im Tierreich. »Klar.« Ich stopfte Debs Willkommenstüte in meinen
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