Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Optionen, zum Beispiel diejenige, vor der Dave mich durch seine Rettungsaktionneulich Nacht bewahrt hatte. Ich konnte mich glücklich schätzen, genau jetzt genau hier zu sein. Deshalb streckte ich meine Hand nach dem Türknauf aus, atmete tief durch und trat ein.
***
Zwei Doppelstunden später wagte ich mich in die Cafeteria und bestellte todesmutig einen Hühner-Burrito, der nicht vollkommen ungenießbar wirkte. Ich nahm ihn, zusammen mit einem Stapel Servietten und einer Flasche Wasser, mit nach draußen. Setzte mich auf die Mauer vor dem Hauptgebäude. Ein Stück weiter spielte eine Gruppe Jungen mit Handheld-Konsolen irgendwelche Videogames, jeweils zu zweit; auf meiner anderen Seite saßen ein auffallend großer, breitschultriger Typ und ein hübsches blondes Mädchen, die sich einen iPod und ein Paar Kopfhörer teilten und sich wegen jedes einzelnen Songs liebevoll zofften.
Ich holte mein Handy hervor, schaltete es an, aktivierte die SM S-Funktion , gab die Nummer meines Vaters ein und schrieb: MITTAGSPAUSE. HALTE MICH TAPFER. UND DU?
Ich drückte auf den VERSENDE N-Knopf . Ließ meinen Blick über den Schulhof wandern, beobachtete das Arrangement aus den üblichen Cliquen, Typen, Verhaltensweisen. Die Kiffer kickten mit einem Stoffball in der Gegend rum; die Dramaqueens quatschten entschieden zu laut; die Gutmenschen, welche laufend die Welt retten mussten, saßen an den üblichen Tischen am Rand des Schulhofs, rasselten mit Spendendosen und verkauften Selbstgebackenes, um noch mehr Geld für ihre gemeinnützigen Zwecke zu sammeln. Ich wickelte meinen Burrito aus, wobei ich mich fragte, zu welcher dieser Gruppen eigentlich Liz Sweet gehörenwürde, als ich plötzlich das blonde Mädchen mit den Kurven an den genau richtigen Stellen entdeckte, das ich am Freitagabend auf der Party kennengelernt hatte. Sie stolzierte quer über den Rasen, trug enge Jeans, hohe Stiefel sowie eine kurz-knappe rote Lederjacke, die eindeutig weniger dazu diente zu wärmen, denn aufzufallen. Sie wirkte ziemlich genervt, rauschte vorbei, ohne mich zu bemerken, und steuerte die Picknicktische am Rand des Parkplatzes an. Setzte sich, schlug die Beine übereinander, zog ihr Handy hervor und blickte leidend gen Himmel, während sie es ans Ohr hielt.
Mein Handy gab einen Signalton von sich. Ich warf einen Blick aufs Display.
SO HALBWEGS, lautete Dads Antwort. DIE EINGEBORENEN SIND IN AUFRUHR.
Mein Vater war Widerstand und somit Kummer gewöhnt, wenn er in einem neuen Restaurant anfing, doch das
Luna Blu
war offensichtlich eine besonders harte Nuss. Es gab mehrere »Lebenslängliche« – seine interne Bezeichnung für Angestellte, die schon ewig unter etwaigen vorherigen Besitzern gearbeitet hatten. In diesem Fall handelte es sich um ein ältliches Ehepaar, das im letzten Jahr nach Florida übergesiedelt war, in der Annahme, sie könnten das Restaurant von dort aus führen. Doch die Bilanzen straften diese Hoffnung bald Lügen; deshalb beschlossen sie, an
EAT INC
. zu verkaufen und ihren Lebensabend zu genießen. Gestern Morgen beim Frühstück hatte Dad mir erzählt, dass das
Luna Blu
anscheinend schon seit über einem Jahr nur noch existierte, weil die Stammgäste dem Lokal die Treue hielten – und auch sie kamen längst nicht mehr so oft. Doch der Versuch, das den Eingeborenen = Mitarbeitern begreiflich zu machen, erwies sich als vollkommen sinnlos.Wie so vielen vor ihnen – also den Angestellten in den Restaurants, die Dad bisher auf Vordermann gebracht hatte – war es ihnen schnurzpiepegal, dass mein Vater bloß der Bote war: Umbringen wollten sie ihn trotzdem.
Ich biss vorsichtig in meinen Burrito. Nachdem ich meine Wasserflasche geöffnet, einen Schluck getrunken und tapfer ein zweites Mal abgebissen hatte, sah ich, dass Riley sich der Blonden am Picknicktisch näherte. Sie ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen, setzte sich neben die Blonde auf die Bank, lehnte den Kopf an ihre Schulter. Kurze Zeit später hob die Blonde die Hand, um ihrer Freundin tröstend über den Rücken zu streichen.
»Hallo!«
Ich fuhr zusammen, bekleckerte prompt meine Jacke mit ein paar Bohnen und blickte auf. Vor mir stand ein Mädchen in Khakihosen, weißen Sneakers, einem leuchtend grünen Pulli und farblich dazu passendem Stirnband. Sie strahlte mich begeistert an.
»Hallo«, sagte ich, allerdings vor lauter Schreck deutlich weniger begeistert.
»Du bist neu hier, oder?«, fragte sie.
»Äh …« Ich warf
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