Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Romulanisch sprechen.«
»Was sprechen?«
Er verdrehte die Augen. »Vergiss es.«
Ich nahm meine Jacke, holte mein Handy aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display. Ich hatte einen VERPASSTEN ANRUF und eine SMS von meiner Mutter. FREU MICH, DICH ZU SEHEN, hatte sie geschrieben. Knapp, höflich, aufs Mindeste beschränkt. ERWARTEN DICH AN DER SONDERKASSE.
Schlagartig wurde mir klar, dass es tatsächlich Realität werden würde. Und ebenso schlagartig wurde ich noch nervöser als bisher. In weniger als zwei Stunden würde ich zusammen mit meiner Mutter und Peter bei diesem Match sitzen. Und obwohl mein Vater sich so zuversichtlich gezeigt hatte, dass dies etwas Schönes war, kam es mir plötzlich wie das exakte Gegenteil vor. Weshalb ich in Panik verfiel und etwas tat, das ich im Traum nicht für möglich gehalten hätte. Niemals.
»Würdest du … möchtest du mitkommen?«, fragte ich Dave.
»Zu dem Spiel?«, fragte er zurück. Ich nickte. »Wie bitte, hast du etwa eine Extra-Karte?«
»Nicht direkt«, antwortete ich. »Aber ich denke schon, dass ich dich mit ins Stadion kriege.«
Sieben
Ich sah meine Mutter zuerst. Und obwohl wir spät dran waren und ich sofort spürte, wie nervös sie nach mir Ausschau hielt, wollte ich sie noch einen Moment ungestört betrachten, ehe sie mich bemerken und auf einen Schlag alles anders sein würde.
Meine Mutter war schon als Kind sehr hübsch gewesen. Ich sah ein wenig so aus wie sie in dem Alter: die gleichen blonden Haare, blauen Augen und so groß und dünn, dass sowohl die Ellbogen als auch die Knie ein wenig hervorstanden. Im Gegensatz zu mir war meine Mutter während ihrer Schulzeit jedoch nie von dem für sie bestimmten Weg abgewichen, hatte alles absolviert und gemacht, was von einem attraktiven, beliebten Südstaatengirl erwartet wurde: Kapitänin des Cheerleader-Teams, Ballkönigin, Debütantin. Während ihrer gesamten Oberstufenzeit war sie mit dem Sohn eines Kongressabgeordneten liiert, trug einen Freundschaftsring an einer goldenen Kette um den Hals, half freiwillig bei allen möglichen gemeinnützigen Projekten mit, sang jeden Sonntag im Kirchenchor. In den Jahrbüchern ihrer Highschool taucht ihr Foto auf beinahe jeder Seite auf: Gruppenbilder, Schnappschüsse, Fotos, die sie bei den unterschiedlichsten schulischen Aktivitäten und Arbeitsgemeinschaften zeigen. Sie war das Mädchen aus deinerJahrgangsstufe, bei der du das Gefühl hast, sie intim zu kennen, obwohl sie vermutlich keine Ahnung hat, wie
du
heißt. Und niemals haben wird.
Auf dem College hingegen hatte sie es nicht mehr so leicht gehabt. Sie hatte kaum angefangen – es war in ihrer zweiten Woche –, an der
Defriese
zu studieren, da wurde sie von Mister Freundschaftsring telefonisch abserviert: Eine Fernbeziehung werde angeblich nicht funktionieren. Sie war am Boden zerstört, verkroch sich einen ganzen Monat lang in ihrem Studentenwohnheimzimmer und verließ es lediglich, um in ihre Seminare und zum Essen zu gehen. In der Cafeteria – mit rot geweinten Augen schob sie ihr Tablett an der Essensausgabe entlang – lernte sie dann auch meinen Vater kennen, der dort als Gegenleistung dafür jobbte, dass ihm ein Teil der Studiengebühren erlassen wurde. Natürlich fiel sie ihm gleich ins Auge; ab sofort sorgte er diskret dafür, dass sie immer eine kleine Extraportion Käse-Makkaroni oder Hackbraten bekam oder was auch immer er an diesem Mittag auf die Teller füllte, die ihm rübergereicht wurden. Eines Tages erkundigte er sich, wie es ihr gehe. Sie brach prompt in Tränen aus. Er gab ihr eine Serviette, sie nahm sie und wischte sich damit die Augen ab. Fünf Jahre später waren sie verheiratet.
Ich liebte diese Geschichte, konnte sie als Kind gar nicht oft genug hören. Sah meinen Vater mit seinem Haarnetz vor mir (meine Mutter fand es niedlich), hörte das seichte Gedudel, das aus den Lautsprechern der Cafeteria drang, fühlte förmlich den Dampf, der von den Brokkoliröschen zwischen ihnen aufstieg. Ich bekam gar nicht genug von diesen Bildern, sämtlichen Details, war restlos begeistert davon, genauso wie von der Tatsache, dass meine Eltern, so unterschiedlich sie auch waren, perfekt zueinanderpassten.Reiches, beliebtes Mädchen aus gutem Haus trifft Jungen aus der Arbeiterklasse, der nur dank eines Stipendiums studieren kann, ihr Herz im Sturm erobert und sie in die chaotische Welt der Gastronomie mit ihrem etwas ramponierten Charme entführt. Es war die beste,
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