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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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hatte, ein verschwommener Wirbel aus langen Gängen und geschlossenen Türen. »Das kann ich verstehen«, meinte ich.
    »Ja?«
    Ich nickte.
    »Sie waren meinetwegen also sowieso schon unglücklich. Und dann fing ich auch noch an, für die Zeit nach der Schule diese Reise zu planen, anstatt mich fürs Superhirn-Camp anzumelden. Was die Situation nicht gerade entschärfte.«
    »Superhirn-Camp?«
    »Ja, so eine Art Mathe-Marathon. Hab seit der fünften Klasse jeden Sommer daran teilgenommen. Und sollte dieses Jahr wieder hin, als Tutor«, erwiderte er. »Aber Ellis, Riley, Heather und ich würden gern mit dem Auto bis nach Texas fahren. Womit man, wie du weißt, nicht gerade akademische oder wissenschaftliche Lorbeeren einfährt.«
    Ich lächelte. »Reisen bildet.«
    »Worauf ich hingewiesen habe, das kannst du mir glauben. Hat aber nichts genützt, sie sind gar nicht drauf eingegangen.« Er betrachtete seine Hände. »Und während wir noch hin und her diskutierten, gehe ich Unglücksrabe zu allem Überfluss auf diese Party und werde mit einem Bier erwischt. Texas kann ich also schon mal vergessen.«
    Die Tür zum Nachbarhaus flog auf, jemand kam heraus und stieg in eins der Autos, die im Vorgarten parkten. Der Motor wurde angelassen, ein paarmal das Gaspedal durchgedrückt   – das Geräusch hallte in der ganzen Straße wider. Nachdem der Wagen davongebraust war, kam es mir noch stiller vor als vorher.
    »Du fährst nicht?«
    »Ich muss erst guten Willen demonstrieren. Vertrauen zurückgewinnen.« Seine Stimme klang auf einmal ganz steif und förmlich; er zitierte, ganz eindeutig. »Wenn sie das Gefühl haben, dass ich auf dem Gebiet wieder Boden gutgemacht habe, denken sie vielleicht noch mal darüber nach.«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht«, wiederholte er. Lächelte mich an. »Von dem Vielleicht hängt sehr viel für mich ab. Möglicherweise zu viel.«
    »Riley meint, sie haben Angst«, sagte ich nach einer Pause. »Dass sie denken, sie würden dich verlieren.«
    »Das verstehe ich ja«, antwortete er. »Aber ich finde   … ich meine, gibt es wirklich nur Entweder-oder? Entweder bin ich ein Krimineller, mit dem es unweigerlich bergab geht? Oder ich werde Physiker, und zwar ohne Umwege? Wie kann das sein?«
    »Du brauchst eine dritte Option«, sagte ich zustimmend.
    »Oder wenigstens die Chance, danach zu suchen«, erwiderte er. »Und ich schätze, genau darauf warte ich gerade. Indem ich mich anpasse, die Regeln einhalte und versuche rauszufinden, was als Nächstes passieren könnte.«
    »Wahnsinn«, sagte ich. »Du bist echt eine Riesenenttäuschung für deine armen Eltern.«
    »Jawohl«, erwiderte er mit Pokerface. »Ich nehme das allerdings mal als Kompliment. Schließlich kommt es von einer schrecklichen Tochter, die ihre Mutter fertigmacht.«
    Ich lächelte, schob meine Hände tiefer in die Taschen. Spürte, wie kalt es inzwischen war, und fragte mich außerdem, wie spät es sein mochte.
    »Trotzdem, noch mal im Ernst«, meinte Dave nach einer Pause, in der wir beide grübelnd vor uns hin geschwiegen hatten. »Meiner bescheidenen Meinung nach und zumindest von außen betrachtet, scheint deine Mutter sich tatsächlich total zu bemühen. Was manchmal das Einzige ist, was man tun kann.«
    »Du ergreifst also für sie Partei«, sagte ich.
    »Ich hab’s nicht so mit Partei ergreifen.« Wieder lehnte er sich zurück, stützte sich mit den Handflächen auf dem Rasenstreifen hinter uns ab. »Menschen tun alle möglichen unmöglichen Dinge aus allen möglichen unmöglichen Gründen. Warum? Das überhaupt ansatzweise zu verstehen   … ich wüsste gar nicht, wo ich damit anfangen sollte.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, das ganze Drama zu verstehen«,erwiderte ich. Schärfer als beabsichtigt. »Ich habe nichts gemacht. Ich stand nur dabei, ich bin unschuldig.«
    Dave schwieg, blickte weiter gen Himmel.
    »Ich habe nichts gemacht«, wiederholte ich und spürte erstaunt, wie sich plötzlich ein Kloß in meinem Hals festsetzte. »Ich habe das nicht verdient.«
    »Nein«, antwortete er. »Hast du auch nicht.«
    »Ich muss es nicht verstehen.«
    »Ist ja gut. Alles gut.«
    Ich schluckte, um den Kloß in meiner Kehle loszuwerden, blinzelte heftig. Es war ein so langer Tag gewesen, ich war so kaputt. So erschöpft. Wünschte mir, ich könnte in diesem Moment einfach verschwinden, mich ins Haus verkrümeln. Aber irgendwas bleibt immer noch zu tun, irgendwas wird immer noch erwartet, es gibt immer einen Weg von A nach

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