Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Wasserspender hinter mir. Der reagierte prompt und wie es sich gehörte, indem er einen munteren Wasserstrahl auf meinen Ellbogen richtete.
»Hilfe, was ist denn hier los?«, fragte jemand. Ich hörte Schritte und nahm eine Bewegung vor mir wahr; sehen konnte ich bloß verschwommen, da ich die Augen halb geschlossen hatte. Verdammt, tat das weh! »Alles okay?«
Ich hustete erneut, war im Übrigen total erleichtert, dass ich überhaupt Luft bekam, schluckte keuchend, trat vom Wasserspender weg und bereitete dem lustigen Wasserspiel so ein jähes Ende. Blieb als einziges Problem meine Nase, die schmerzte und pochte, als hätte ich eine unsanfte Begegnung mit einem Boxer hinter mir. »Ich denke schon«, antwortete ich.
»Wahnsinn! Was treibst du denn da?«
Langsam öffnete ich die Augen, um mir selbst zu bestätigen, dass es sich bei der Sprecherin, wie bereits vermutet, tatsächlich um Riley handelte. Sie schien mich besorgt zu mustern. Ich blinzelte, worauf ihr Gesicht etwas schärfere Konturen annahm.
»Du solltest dich hinsetzen«, sagte sie und nahm mich beim Ellbogen. Ich beugte die Knie, glitt vorsichtig an derWand entlang nach unten, bis ich auf dem Boden hockte. »Das war ein ziemlich heftiger Schlag. Ich habe ihn bis ans andere Ende des Korridors gehört.«
»Keine Ahnung, wie das passieren konnte«, murmelte ich.
Sie drehte sich um, trat an meinen Spind. Der
SEXXY -
Spiegel lag davor auf dem Boden, sie hob ihn auf. »Ich finde, du darfst ruhig alle Schuld auf das Teil hier schieben. Und weißt du, was ich außerdem glaube? Man soll die Dinger gar nicht mehr abmachen können, wenn man sie erst einmal aufgehängt hat.«
»Schön, dass du mir das gerade noch rechtzeitig mitteilst.« Ich hob vorsichtig die Hand, um meine Nase zu betasten, doch schon bei der leisesten Berührung tat mein ganzes Gesicht weh.
»Moment, lass mich mal sehen.« Sie hockte sich vor mich, betrachtete mich prüfend. »Krass. Du hast echt ganz schön was abgekriegt. Schau mal.«
Sie hielt mir den Spiegel vors Gesicht. Ja klar, da war sie, die fette rote Beule auf meiner Nase, der ich beim Anschwellen förmlich zugucken konnte. Keine Ahnung, ob ich mir das Nasenbein gebrochen hatte. Auf jeden Fall war der Anblick alles andere als
SEXXY
.
»Toll«, meinte ich. »Genau das, was ich heute noch gebraucht habe.«
»Logo, was sonst?« Sie grinste, bückte sich, hob meinen Rucksack auf. »Komm, ich bringe dich zur Schulkrankenschwester, sie soll dir ein Coolpad geben oder so was.«
Ich rappelte mich mühsam hoch, spürte ihren Blick auf mir ruhen. Ich fühlte mich ganz wackelig, total komisch. Doch das war vermutlich normal, wenn man aus dem Gleichgewicht gebracht und im wahrsten Sinne des Wortes ausgeknockt wurde. Als hätte Riley gespürt, dass ich schwächelte,nahm sie mich beim Ellbogen. Sie packte nicht besonders fest zu, aber ich fühlte mich trotzdem sehr gestützt, als sie mich nun ins Foyer der Schule führte.
Im Sprechzimmer der Schulkrankenschwester stellte sich heraus, dass ich erst nach einem Typen, der sich unaufhörlich übergab (igitt), und einem großen, schlanken Mädchen mit hochroten Fieberwangen drankommen würde. Man reichte mir einen Beutel mit gefrorenen Erbsen, bat mich, Platz zu nehmen und zu warten. Ich suchte mir einen Stuhl, der so weit wie möglich von den beiden anderen Patienten weg stand, hockte mich schwerfällig hin, drückte behutsam den eisigen Beutel an meine Nase. Ahhhh.
Riley setzte sich neben mich. »Nützt das was?«
»Absolut«, erwiderte ich. An den Erbsen vorbei fuhr ich fort: »Du brauchst nicht hierzubleiben. Du hast doch garantiert was anderes zu tun. Unterricht beispielsweise.«
»Eigentlich nicht«, erwiderte sie. Ich warf ihr einen zweifelnden Blick zu. Sie fuhr fort: »Ich habe eine Freistunde. Im Prinzip sollte ich im Mathelabor oder in der Bibliothek sein, aber das überprüft keiner.«
»Du Glückliche«, meinte ich. »Wie hast du das denn hingekriegt?«
Sie zuckte die Achseln, schlug die Beine übereinander. »Anscheinend sehe ich so aus, als wäre ich eine ehrliche Haut.«
Ich hob die Hand, betastete erneut prüfend – und sehr vorsichtig – meine Nase. Sie war ein wenig taub, doch die Beule war anscheinend nicht größer geworden. Na, wenigstens etwas. Der kotzende Kerl in der anderen Ecke des Raums sah inzwischen ziemlich grün aus. Ich legte mir wieder die Erbsen aufs Gesicht.
Die Krankenschwester kam herein und nahm das fiebernde Mädchen mit ins Nebenzimmer.
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