Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
ich sage dir, wenn du stehen bleiben kannst.«
Niemand konnte einen dermaßen mit einem argwöhnischen Blick durchbohren wie Nash Jones. Kriminelle, die durch Magellan und Flat Mesa kamen und dachten, sie könnten in Kleinstädten untertauchen, bettelten gewöhnlich um ihre Überstellung an die Bundes- oder Staatspolizei, sobald Nash sie in die Mangel nahm. Die paar Male, die ich in Nashs Gewahrsam gewesen war, hatten seine Deputies mir gesagt, dass Nash mich praktisch mit Samthandschuhen angefasst hatte. Der Gedanke brachte mich zum Frösteln.
»Im Ernst jetzt«, sagte ich.
Er warf mir einen letzten eisigen Blick zu, dann stand er auf und stapfte los, den Bergkamm hinauf.
Ich flüsterte weitere Zaubersprüche, während er ging, und endlich spürte ich, wie meine Kopfhaut zu prickeln begann und der Schmerz ein wenig nachließ. »Das reicht«, rief ich Nash zu.
Er wartete, bis ich aufstand, die Steinchen abwischte, die mir in die Haut geschnitten hatten, und das Erste-Hilfe-Set zusammenpackte. Meine Hände zitterten, und mein Schwindelgefühl sagte mir, dass die Heilzauber wirklich nur magische Erste Hilfe waren, nicht mehr.
Nash drückte mir eine der Wasserflaschen in die Hand, als ich ihn erreicht hatte. »Du darfst nicht austrocknen. Ich will dich nicht diesen Berg runtertragen müssen.«
»Du hast ein Herz aus Gold, Jones«, sagte ich, saugte aber gierig das nach Plastik schmeckende Wasser.
Wir gingen weiter. Ich musste oft stehen bleiben. Mein Heilzauber konnte dafür sorgen, dass mein Blut in meinem Körper blieb, doch ich war als Magierin nicht mächtig genug, um mich vollständig zu kurieren. Die Nacht blieb wunderbar klar und still; der Wind, der von den Bergen kam, war kalt.
»Nash«, rief ich leise.
Er blieb stehen und griff routinemäßig nach seiner Waffe. »Was?«
»Er will, dass wir da langgehen.« Ich zeigte zu einem Bergzug links von uns, zu dem uns dieser Pfad nicht führen würde.
Nashs Augen glitzerten im Licht seiner Taschenlampe. »Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben.« Ich berührte meine Schläfe, zuckte zusammen und rieb sie. Je näher ich kam, desto heftiger zog mich der Zwang-Zauber an – wie ein Netz einen Fisch.
»Wir müssen etwa eine Meile zurück, um da hinzukommen.«
Ich begann wieder zurückzugehen. »Besser, als den Rest der Nacht in die falsche Richtung zu laufen.«
Nash knurrte etwas, aber er folgte mir. Felsgeröll rutschte unter meinen Füßen, als ich mich vorsichtig den steilen Pfad hinuntertastete. Nash folgte mir. Er setzte seine Schritte langsam und bedächtig, der Lichtstrahl seiner Taschenlampe bewegte sich hinter meiner auf und ab. Die Berge rückten um uns zusammen. Ein einsamer Baum war nur eine gerade, dunkle Silhouette im Mondlicht.
Wir fanden die Abzweigung des Pfades, der über einen Sattel führte, zu dessen beiden Seiten die steilen Felsklippen jäh in die Tiefe abfielen. Wenn ich besser hätte sehen können, hätten die Abgründe rechts und links von uns mich nervös gemacht. Aber so konzentrierten wir uns auf das schmale Band aus festem Boden unter unseren Füßen und arbeiteten uns langsam voran.
Unser Pfad verbreiterte sich, als wir das andere Ende des Sattels erreicht hatten. Ich war froh über Nashs GPS-Gerät, weil ich inzwischen völlig die Orientierung verloren hatte.
Die nächsten zwei oder drei Kilometer kletterten wir wieder. Der Sog des Zaubers wurde stärker, je höher ich kam, was sowohl meine Hoffnung als auch meine Ungeduld verstärkte.
Nash blieb so abrupt stehen, dass ich fast in ihn hineingelaufen wäre. Er stand völlig reglos da und sagte nichts, während er mit seiner Taschenlampe über den Pfad leuchtete.
Vor uns endete der Bergkamm und fiel steil ab in einen zerklüfteten Sumpf, der mit der höheren Bergwand auf der anderen Seite verbunden war. Die Lücke war nicht breit – der Strahl von Nashs Taschenlampe reichte zur anderen Seite hinüber –, aber zu breit für uns. Eines der Dickhornschafe, die es in dieser Gegend gab, schaffte es vielleicht hinüber, nie und nimmer jedoch zwei Menschen ohne Abseilausrüstung. Fliegen müsste man können, aber keiner von uns beiden konnte sich in etwas mit Flügeln verwandeln.
Ich atmete heftig. Laut Nashs Gerät waren wir vom Wüstenboden unter Meeresniveau neunhundert Höhenmeter hinaufgestiegen, und der nächste Bergkamm war etwa sechshundert Meter höher als dieser.
»Und jetzt?«, fragte Nash.
Ich wusste es nicht. Der Zauber war stärker denn je, doch nie
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