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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Ausflüge machen konnten. Eines Abends rief sie an und sagte, sie müsse mir etwas Wichtiges mitteilen. Sie wollte es mir nicht am Telefon sagen, sondern meinte, ich solle kommen. Ich sagte, es sei im Moment schlecht, wir müssten das Ganze verschieben.«
    »Warum sind Sie nicht gefahren?«
    »Nun, ich … ich hatte mittlerweile Christina kennengelernt. Hatte mich neu verliebt.«
    »Hattest wohl plötzlich genug von diesem Weib.« Die Worte seiner Frau klangen hasserfüllt. »Da kam ich gerade recht.«
    »Christina, Schatz, nein. Eva war ein unreifes Ding, ganz anders als du …«
    »Jedenfalls war sie reif genug, dass du mit ihr ins Bett gestiegen bist.«
    »Schatz, glaub mir, ich wollte Schluss machen, ich wusste nur nicht, wie ich es anstellen sollte, ich habe es aufgeschoben …«
    »Aber Sie haben Eva Helming dann doch getroffen, hier bei uns«, sagte Baltasar.
    »Eines Tages bekam ich einen Anruf. Eva sagte, sie sei mit dem Bus gekommen, und ich solle sie abholen. An dem Wochenende warst du gerade bei deinen Eltern, Christina.«
    »Das hast du gut hingekriegt.«
    »Bitte, Schatz, hör mir zu. Ich habe Eva abgeholt und sie ins Gasthaus gebracht. Ich überlegte, wo ich sie unterbringen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Später holte ich sie ab und fuhr sie zu Walburga Bichlmeier. Dort konnte sie übernachten. Sie fing wieder davon an, sie wolle mit mir nach Kanada auswandern.«
    »Und das Kind?«
    »Es war ein Schock für mich. Eva erzählte mir, dass sie ein Kind von mir erwarte und dass sie sich darauf freue, mit mir eine Familie zu gründen – im Ausland. Da habe ich es ihr dann gesagt.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich hätte mich in eine andere verliebt, die ich heiraten wolle. Ich sagte, es sei vorbei, und sie solle sich das Baby wegmachen lassen. Es kam zum Streit. Sie lief heulend weg. Sagte, dass sie mich nie mehr wiedersehen wollte. Und ich habe sie nie mehr wiedergesehen.«
    »Du Mörder! Du hast das Mädchen umgebracht!« Alfons Fink war aufgesprungen. »Und ihr Kind mit dazu! Du hast die beiden auf meinem Grund und Boden begraben.«
    »Ich habe Eva nicht umgebracht. Das musst du mir glauben, Christina, ihr alle hier. Ich dachte, sie wäre überstürzt abgereist nach unserer heftigen Auseinandersetzung. Dass es für immer aus gewesen wäre.«
    »Lügner! Du feiger Mörder! Ein Kind …« Alfons Fink kam bedrohlich näher.
    »Alles, was ich gesagt habe, stimmt. Ich dachte, Eva lebt irgendwo in Kanada, hat einen Ehemann und Kinder. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erschrocken ich war, als ich die Phantomzeichnung von ihr gesehen habe.«
    »Du feiges Schwein! Gib’s endlich zu.« Alfons Fink ballte die Fäuste. »Ich sollte dir …«
    »Hören Sie auf! Er ist unschuldig. Ich war’s. Ich habe Eva Helming umgebracht.«
    Lydia Schindler war aufgestanden. Die Menschen in der Kapelle verstummten.
    »Mutter, wovon redest du?« Ihr Sohn hatte seinen Kopf gehoben, sah sie überrascht an. »Was redest du für dummes Zeug?«
    »Es ist wahr. Ich habe das Mädchen getötet. Es musste sein.« Lydia Schindler sprach mit fester Stimme. »Sie wollte unsere Familie zerstören. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Sei still, Mutter! Du musst mich nicht verteidigen. Ich weiß, dass ich unschuldig bin.« Hubert Schindlers Stimme klang flehentlich.
    Lydia Schindler schien ihn nicht wahrzunehmen. »Dieses Mädchen … Diese Schnoin … kam einfach her, um uns zu erpressen. Ich wusste von dieser Eva. Hubert hat mir alles erzählt, hat mir an jenem Abend berichtet, was diese Schlamp’n von ihm wollte, welche Hirngespinste sie hatte, dass sie schwanger war – angeblich von ihm.«
    Baltasar wandte sich an ihren Sohn. »Stimmt das, Herr Schindler, Ihre Mutter war eingeweiht?«
    Hubert Schindler raufte sich die Haare, sagte kein Wort, nickte nur.
    »Als mein Sohn ihr gesagt hat, es sei Schluss, es gebe keine gemeinsame Zukunft, und am besten solle sie sich das Kind wegmachen lassen, ist sie ausgeflippt. Hat geschrien und gedroht. Ich ging mit ihr spazieren und versuchte, sie zu beruhigen. Nach einiger Zeit ging es ihr wieder besser. Wir redeten lange. Ich überzeugte sie davon, dass Hubert andere Pläne hatte und dass es am besten sei, die Beziehung sofort zu beenden.«
    »Und Eva änderte ihre Meinung?«
    »Ich musste nachhelfen. Ich versprach ihr, den Flug nach Kanada zu bezahlen und ihr obendrein Geld zu geben, damit sie Startkapital für eine neue Existenz hatte. Aber ich stellte eine Bedingung: Sie musste das Kind

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