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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Schindler!«
    Es wurde totenstill in der Kapelle. Die Worte schienen nachzuhallen und wie Unheil im Raum zu schweben. Hubert Schindler fing an zu lachen, als ob er damit das Gesagte abwehren wollte.
    »Sie sind mir einer, Herr Pfarrer.« Er schüttelte den Kopf. »Mich verdächtigen Sie, mich? Da geht jetzt aber die Fantasie mit Ihnen durch, Herr Pfarrer.«
    »Sie haben Eva Helming in Österreich kennengelernt.« Baltasar stellte sich vor die Bank, auf der Hubert Schindler saß. »Lange habe ich gerätselt, wer aus dem Ort ihr Liebhaber gewesen sein könnte. Mehrere Männer kamen infrage. Aber dann habe ich mich an eine Unterhaltung erinnert, an den Hinweis, Sie seien früher gern gereist und oft im Ausland gewesen. Deshalb können nur Sie es gewesen sein.«
    »Sie spinnen doch, Herr Pfarrer.« Hubert Schindlers Tonfall änderte sich. »Nichts als Gerüchte, nichts als Behauptungen.«
    »Ich glaube, Sie unterschätzen die Möglichkeiten der heutigen Ermittlungstechnik. Aus den Knochen des Ungeborenen wird die Kriminalpolizei genetisches Material isolieren. Das ist wie ein Fingerabdruck. Dann brauchen die Beamten nur nach demjenigen zu suchen, dessen DNA damit übereinstimmt, und schon haben sie den Täter. Selbst wenn Sie sich einer Probe entziehen wollten, Herr Schindler, es findet sich schon etwas, worauf Sie Ihre Spuren hinterlassen haben.«
    Christina Schindler rückte von ihrem Mann ab. »Stimmt das, Hubert, du warst mit dieser Siebzehnjährigen zusammen? Du hast mit ihr …« Ihre Stimme verlor jegliche Kraft. »Du hast mit ihr … während wir beide … längst verlobt waren und heiraten wollten?« Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie bemerkte es nicht. »Warum hast du mir das all die Jahre nicht erzählt? Du hast mich mit einem jungen Mädchen betrogen!«
    »Sehen Sie, was Sie anrichten, Herr Senner!«, rief Nepomuk Hoelzl. »Jetzt reicht es wirklich. Hören Sie damit auf!«
    »Bei unserem Herrn im Himmel und der Heiligen Mutter Gottes, Sie halten jetzt den Mund und bleiben still! Verstanden?« Baltasar schleuderte ihm die Worte entgegen.
    Hubert Schindler versuchte, seine Frau in den Arm zu nehmen. Sie wich weiter von ihm zurück. »So … So war es nicht, Christina, Schatz, das musst du mir glauben.«
    »Rühr mich nicht an!«
    »Christina, bitte … Hör mich an, es war alles ganz anders. Ich wollte dich nicht … Bitte, glaub mir …« Er sackte auf der Bank in sich zusammen.
    »Erzählen Sie uns, was passiert ist, Herr Schindler.« Baltasars Tonfall klang beruhigend. »Sprechen Sie sich aus, wir sind hier in einer Kirche. Befreien Sie sich von der Last auf Ihrer Seele, wir hören Ihnen zu.«
    Der Mann starrte auf den Boden. »Es war … Es war … Ich … Ich … war auf einer … Reise durch Österreich und … blieb in Linz hängen.« Er schien jedes einzelne Wort herauszuwürgen. »Ging … Ging abends oft fort. In Diskotheken, was man halt als junger alleinstehender Mann so macht. Da lernte ich sie kennen. Eva. Sie sah viel erwachsener aus, als es ihr Alter erahnen ließ. Wir verabredeten uns wieder für den nächsten Tag. Ich blieb drei Wochen in Linz. Wir verliebten uns, damals glaubte ich wenigstens, dass es Liebe war. Wir … Wir wurden intim …«
    »Wie ging es weiter?«
    »Ich fuhr wieder nach Hause. Wir telefonierten oft miteinander. Ich fuhr regelmäßig nach Linz. Wir trafen uns meist in der Pension, in der ich wohnte. Sie sprach von ihren Plänen, wollte auswandern.«
    »Und Sie?«
    »Sie wissen doch, wie junge Menschen sind. Man hat Flausen im Kopf, malt sich aus, wie es wäre, wenn man in Amerika ein neues Leben anfinge, was man dort unternehmen könnte und welche Freiheiten man hätte. Für mich war’s Schwärmerei, sonst nichts.«
    »Eva Helming nahm Ihre Schwärmerei, wie Sie es nennen, sehr ernst. Sie wollte tatsächlich alle Brücken hinter sich abbrechen und nach Kanada übersiedeln. Zusammen mit Ihnen.«
    »Das habe ich anders in Erinnerung, ich weiß nicht … Es war eine schöne Idee, aber für mich war klar, dass ich vorerst im Bayerischen Wald bleiben würde.«
    Die anderen Besucher der Kirche rührten sich nicht, die Beichte des Mannes hatte sie in den Bann gezogen. Hubert Schindler blickte noch immer zu Boden.
    »Bis sie eines Tages bei Ihnen auftauchte.«
    »Bisher hatten wir uns nur in Linz getroffen. Von einem Besuch in Deutschland war eigentlich nie die Rede. Sie hatte auch keinen Führerschein, deshalb war es für uns praktischer, wenn ich mit dem Auto kam und wir

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