Stout, Maria
hin und her und sagte eine Weile
gar nichts. Schließlich antwortete sie: "Ich weiß es eigentlich nicht. Ich
weiß, dass das wohl ein bisschen dürftig klingt, aber ich weiß es nicht.
Manchmal ist er sehr spät nachts nach Hause gekommen, oder manchmal war er
sogar das ganze Wochenende weg. Mama hat er Blumen geschickt - also wirklich,
es war eine Sache zwischen den beiden. Es war sehr seltsam, also habe ich
versucht, es nicht zu beachten."
"Seine
Abwesenheiten waren seltsam?"
"Ja,
also ... so habe ich das jedenfalls empfunden. Ich weiß nicht, was Mama darüber
denkt."
"Haben
Sie eine Idee, wo er bei solchen Gelegenheiten gewesen sein könnte?",
insistierte ich, vielleicht etwas zu hartnäckig; aber es schien ein wichtiger
Punkt zu sein.
"Nein.
Ich habe immer versucht, es zu ignorieren", wiederholte sie. Dann begann
sie erneut, meine Bücherregale zu studieren.
In der
darauffolgenden Woche stellte ich Hannah die naheliegende Frage, ob ihr Vater
ihr oder ihrer Mutter gegenüber jemals körperlich gewalttätig gewesen sei.
Hatte er sie jemals geschlagen?
Ihre Miene
hellte sich auf und sie antwortete eifrig: "Nein, nein. So was hat er nie
gemacht. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Also, wenn irgendjemand
mir oder Mama wehtun würde, ich glaube, er würde ihn umbringen."
Ich wartete
einen Moment, um ihr die Tragweite ihrer Aussage klar werden zu lassen, aber
sie blieb ungerührt. Sie änderte wieder ihre Körperhaltung und bekräftigte ihre
Antwort: "Nein. Er hat uns nie geschlagen. Nichts dergleichen ist jemals
passiert."
Sie war unerklärlich
erleichtert, mir so zu antworten, und irgendwie wollte ich ihr glauben, dass
ihr Vater im Kreis seiner Familie nie gewalttätig gewesen war. Aber nachdem ich
fünfundzwanzig Jahre lang Traumapatienten behandelt habe, weiß ich, dass
körperliche Gewalt tatsächlich eine der erträglicheren Arten ist, einen
Menschen zu missbrauchen.
Ich
versuchte es mit einer anderen Taktik. Ich sagte: "Ich weiß, dass Sie
Ihren Vater lieben, und gerade jetzt müssen Sie diese Liebe festhalten. Aber
alle Beziehungen haben ihre Probleme. Gibt es nichts, was Sie an ihm ändern
würden, wenn Sie könnten?"
"Ja,
das stimmt vollkommen. Ich muss ihn halten. Und er verdient wirklich die
größte Anteilnahme von allen Leuten, gerade jetzt...".
Sie machte
eine Pause, drehte sich und blickte in Richtung der Doppeltür meines Büros
hinter sich. Dann drehte sie sich wieder um und sah mich lange an, als ob sie
meine Beweggründe einschätzen wollte, und sagte schließlich: "Aber da Sie
wissen wollen, was ich ändern würde - es gibt da tatsächlich eine Sache."
Sie lachte
kurz und freudlos auf und errötete bis an die Wurzeln ihres glänzenden
schwarzen Haares.
"Und
zwar?", fragte ich so sachlich wie möglich.
"Also,
es ist ziemlich albern, wirklich. Es ist, also ... manchmal flirtet er mit
meinen Freundinnen, auf eine gewisse Art, und das stört mich sehr. Also
wirklich, jetzt, wo ich es laut ausspreche, klingt es noch lächerlicher. Ich
sollte mich wohl nicht so sehr daran stören. Aber ich kann nicht anders."
"Er
flirtet mit Ihren Freundinnen? Wie meinen Sie das?"
"Ungefähr
seit der siebten Klasse ... Einige meiner Freundinnen sind wirklich hinreißend,
wissen Sie? Besonders eine, sie heißt Georgia ... Na ja, jedenfalls flirtet er
mit ihnen. Er zwinkert ihnen zu, packt sie und kitzelt sie. Und manchmal macht
er Bemerkungen, die ich ziemlich gewagt finde - also zum Beispiel: 'Na, Georgia,
heute ohne BH unterwegs?' oder so was - aber vielleicht lege ich das auch
falsch aus. Oh Mann, jetzt, wo ich darüber rede, klingt es wirklich bescheuert,
finden Sie nicht auch? Ich sollte mich wirklich überhaupt nicht davon stören
lassen."
Ich
antwortete: "Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde es mich sehr stören, glaube
ich."
"Wirklich?"
Einen Moment lang richtete sie sich ermutigt auf, sackte dann aber wieder
zusammen. "Wissen Sie, an der High School, die er leitet - die High
School, die ich besucht habe -, haben einige Eltern tatsächlich behauptet, dass
sein Verhalten ihren Kindern gegenüber 'unpassend' sei. Es gab drei Vorfälle
dieser Art, glaube ich; zumindest habe ich dreimal davon gehört. Ich erinnere
mich, dass die Eltern einmal wirklich aufgebracht waren. Sie nahmen ihre
Tochter von der Schule. Danach unterstützten ihn alle. Sie meinten, dass es
wirklich traurig sei, dass heutzutage ein so herzensguter, freundlicher Mann
einer solchen Perversität beschuldigt werden
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