Sträflingskarneval
befürchten.“
„Ein guter Denkansatz, Mr. Jaramago“, antwortete Ophelia Buckley. „Doch so einfach ist er leider nicht aufzuhalten. Er würde niemals aufgeben. Bartholemeus ist geradezu davon besessen, das Rätsel zu lösen. Deshalb müssen wir jetzt zusammenarbeiten und ihm zuvorkommen, damit er niemals sein Ziel erreicht. Das heißt für uns, Lawren und Aidan müssen zum Versteck, um das geheime Wissen in Sicherheit zu bringen.“
„Und das so schnell wie möglich“, stimmte ihr Lawren McGrath zu. „Aber es bleibt das Problem, dass ich nicht richtig laufen kann, und euch nur ein Klotz am Bein wäre. Ich kann euch so nicht begleiten.“
„So etwas will ich gar nicht erst hören.“ Ophelia schüttelte missbilligend den Kopf. „Du kommst mit den Krücken sehr gut klar, das hast du uns seit gestern schon mehrmals bewiesen. Von mir aus besorge ich dir auch noch einen Rollstuhl.“ Sie sah ihn nachdrücklich an, um den Ernst seiner Position zu betonen. „Du bist zu wichtig, denn nur du kannst die Kinder zum Versteck führen.“
„Ich fahre euch“, sagte Kendra prompt.
„Sehr gut, aber vorher müssen wir den Ring holen“, schaltete sich Rossalyn ein.
„Siehst du, Lawren.“ Ophelia lächelte siegessicher. „Ihr fahrt am besten noch heute Abend los, bis morgen früh haben wir alle einen neuen Unterschlupf gefunden und bringen anschließend den Schatz in Sicherheit.“
„Aus welchem Wissen setzt sich dieser Schatz denn überhaupt zusammen?“ Diese Frage kam von Kimberly und sie sprach damit genau das aus, was ihre Freunde dachten. „Hat ihn denn irgendwer schon einmal gesehen? Und wieso kann dieses Wissen die Menschheitsgeschichte verändern? Das verstehe ich einfach nicht. Es muss doch einen Grund geben.“
„Tja, diese Fragen kann dir leider niemand mehr beantworten“, entgegnete Lawren. „Selbst ich habe ihn noch nie gesehen. Ich kenne zwar den Eingang, bin aber niemals hineingegangen. Die einzigen Personen, die wissen, was es wirklich ist, sind bereits tot – abgesehen von Bartholemeus.“
„Toll!“, meldete sich Duncan plötzlich, der bisher kein Ton von sich gegeben hatte. Sichtlich erregt stand er auf und blickte säuerlich in die Runde. „Niemand weiß, wofür wir uns den Arsch aufgerissen haben, und dann macht ihr hier große Pläne. Und was mache ich derweil?“
Überrascht über den Einwand, wusste zuerst niemand eine Antwort darauf, bis Lawren eine Idee hatte. „Duncan, Sie bleiben bei Ophelia und gehen ihr helfend zur Hand. Ihre Aufgabe wird es sein, die restlichen Vertrauten zusammenzutrommeln. Sie und Ophelia müsst in das Haupthaus nach Galway und die Ratsmitglieder von Bartholemeus’ Verrat überzeugen. Das wird genauso schwierig werden, wenn nicht sogar schwieriger als das, was wir tun müssen. Ihr alle dürft dabei nicht vergessen, dass wir vom Orden gesucht werden.“
Nicht wirklich beruhigt, aber stolz über diesen gefährlich anmutenden Auftrag setzte sich Duncan wieder. Allerdings behagte ihm die Tatsache nicht, selbst als flüchtig zu gelten. Sie würden ihn sicherlich umbringen, wenn sie ihn erwischten. Ein gruseliger Gedanke, den er sofort verdrängte.
„Dann lasst uns anfangen.“ Ophelia Buckley stand auf und sah zu Kendra. „Wo ist der Entschlüsslungscode?“
Kendras Blick wanderte zu ihrem Neffen. „Aidan, hast du das Buch von deinem Geburtstag dabei? Du weißt schon, das Buch mit dem Titel ‚Alte Magie’“.
Aidan klappte der Mund auf. Fassungslos starrte er seine Tante an, als wäre sie ein giftgrüner Alien, der mit einem rosaroten Tutu einen Stepptanz auf einem zugefrorenen See aufführte. Doch nachdem der erste Schock sich langsam auflöste, begann er erst zu lächeln und schließlich laut zu lachen. „Das heißt, mein Geburtstagsgeschenk ist tatsächlich der Entschlüsselungscode, den Hinthrone braucht, um die altägyptischen Hieroglyphen lesen zu können? Ich hatte die ganze Zeit das Buch in meinem Schrank und keiner hat es gewusst?“
„So sieht es aus“, gab sie ihm zwinkernd recht. „Also, hast du es dabei oder müssen wir es erst noch besorgen?“
Aidan schaute fragend zu Ryan, der bei seiner überstürzten Flucht aus dem Haus in Clifden auch einige Sachen für seinen Freund mitgenommen hatte.
„Das nenne ich wohl Schicksal“, erwiderte Ryan verschwörerisch. „Zufällig habe ich es mit all den anderen Geschenken und ein paar Klamotten in den Rucksack gepackt. Ich hatte so ein Gefühl, es könnte irgendwie irgendwann
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