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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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richtig kryptisch. Er meinte nämlich auch, wenn ich jemals das Versteck betreten würde, wäre die Zeit schon fast abgelaufen. Wenn die Wahrheit ans Licht käme, könnte es schlimme Folgen nach sich ziehen. Genau darauf hatte meine Mutter in ihrem Brief angespielt. Sie schrieb, Hinthrone hätte seine Methoden sehr gut gewählt und dass ich warten muss, bis sie mir helfen kann.“
    Darauf schluckte er merklich und benötigte einen Moment, um mit fester Stimme weiterzusprechen, denn der Gedanke an seine Mutter machte ihn traurig. „Meine Mum warnte mich … ich soll niemals nachgeben und schweigen, ganz egal, was passiert und bat mich mehrmals um Verzeihung. Ihre Tränen haben sogar die Tinte verwischt. Zum Schluss hat sich mich regelrecht angefleht, dass weder Hinthrone, seine Männer noch der Rat von dem Ring und dem alten Versteck noch von dem Weg dorthin etwas erfahren dürften. Ich solle so lange durchhalten, bis sie wisse, wem sie trauen kann und wem nicht. Sie und Tante Kendra wollten so schnell wie möglich versuchen mir zu helfen.“
    Aidan brachte die letzten Worte nur mit einem leisen Schluchzen heraus. Trotz des Drucks, der auf ihm lastete, riss er sich zusammen und wartete neugierig auf Ryans Reaktion.
    Ryan saß da und konnte im Geiste vor sich Aidan mit dem Brief in der Hand auf dem kalten Boden der Zelle sitzen sehen, in der absoluten Gewissheit, dass er von nun an den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde, ohne die Hoffnung auf baldige Hilfe. Selbst die getrockneten Tränen von Aidans Mutter hatte die Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit nicht lindern können, waren sie doch lediglich ein Zeichen dafür, dass sie keinen anderen Ausweg kannte. Allein bei diesem Gedanken wurde Ryan traurig, aber er riss sich zusammen. „Danke, dass du mir das anvertraut hast. Inzwischen hat deine Mutter Mrs. Buckley eingeweiht, wenn wir das von heute Morgen richtig deuten. Allerdings frage ich mich, welche schrecklichen Folgen sollen das sein? Und was soll das für ein geheimer Weg sein? Dann noch das Gerede über diese alte Originalabschrift. Irgendwie ergibt das alles Sinn und dann auch wieder nicht.“
    „Mehr kann ich dir auch nicht sagen, du bist jetzt genauso schlau wie ich“, antwortete Aidan ein wenig enttäuscht. „Ich dachte, vielleicht hat meine Mutter dir gegenüber etwas erwähnt, beiläufig oder absichtlich.“
    Ryan schüttelte mehrmals den Kopf und versuchte das Gesagte mit dem in Einklang zu bringen, was er von Rossalyn und Kendra erfahren hatte. Aber das Einzige, woran er gerade denken konnte, war der plötzliche Tod von Gilleans Mutter, und dass der Verdacht bestand, Cecilia Jaramago wüsste über alles Bescheid. Aber wieso kam er ausgerechnet jetzt darauf? Womöglich war es doch von größerer Bedeutung, als er angenommen hatte, und deshalb erzählte er Aidan davon.
    „Tja, das weiß ich nicht.“ Aidan zuckte mit den Schultern. „Klar waren Cecilia und meine Mum miteinander befreundet. Sonst wäre wahrscheinlich Gillean auch nie mein bester Freund geworden, wir kennen uns schon, seit wir drei sind oder so.“ Er legte seine Stirn in Falten und sprach seine nächsten Gedanken laut aus. „Aber wenn der neue Großmeister hinter dem Tod von Gilleans Mutter steckt, dann sollte Gillean es niemals erfahren. Wie geht es ihm überhaupt? Ich hab gehört, er liegt immer noch im Krankenhaus, stimmt das?“
    „Ja. Kimberly kann dir dazu aber mehr sagen. Sie geht ihn jetzt jeden Samstag besuchen und hilft ihm mit dem versäumten Schulstoff. Am besten fragst du sie.“
    Aidan wirkte von der Aussicht, mit Kimberly zu sprechen, wenig begeistert. Sie hatten sich bisher immer genauso angegiftet wie er und Ryan. Andererseits erinnerte er sich an ihr letztes Zusammentreffen, als sie ihm gut zugeredet hatte. Sein Nasenbeinbruch war mittlerweile verheilt.
    „Mach dir keine Sorgen, sie ist dir nicht mehr böse", verkündete Ryan lässig, der Aidans Gedanken erriet. „Sie war die Erste, die sofort auf deiner Seite stand und deiner Mutter schrieb. Sie hasst Smith und würde ihm sonst was antun, wenn sie könnte. Und soll ich dir etwas verraten? Ich glaube sogar, ihr zwei kommt gut miteinander aus. Sie liebt Bücher genauso wie du.” Doch anstatt Aidan damit ein kleines Lächeln zu entlocken, sah er jäh mutlos zur Seite und fing leise an zu weinen. „Hey, was ist los? Du musst doch vor ihr keine Angst haben.“
    „Red kein Quatsch“, murmelte Aidan mit erstickter Stimme, wobei er gegen die Tränen ankämpfte. Aber

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