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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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erzählt. Zeig ihm alles und auch wo er heute Nacht schlafen kann. Ich muss mich jetzt beeilen. Das Mittagessen wartet nicht.“ Danach verabschiedete sie sich noch von der Schulleiterin und wuselte davon, während sie ihren Helfern zurief, sie sollten sich beeilen.
    „Hallo“, sagte Aidan leise und reichte ihr formgewandt die Hand, die sie freundlich schüttelte.
    „Hallo“, antwortete sie und grinste. „Dann zeig ich dir mal alles, und anschließend müssen wir Kartoffeln schälen.“
    Mit diesen Worten nahm sie ihn an die Hand wie eine Mutter ihren kleinen Sohn und führte ihn in der Küche herum. Aidan konnte sich gerade noch bei Mrs. Buckely bedanken und Ryan ein zufriedenes Lächeln schenken, dann war er von Leah voll in Beschlag genommen. Aus den Augenwinkeln sah er die beiden die Küche verlassen. Von nun an war er auf sich allein gestellt. Sofort wuchs seine Nervosität, aber er ließ sich nichts anmerken. Das würde er überstehen. Auf jeden Fall war es der Nähe von Peter Smith allemal vorzuziehen. Es dauerte auch nicht lange, bis er einigermaßen wusste, wo er was fand und dass er hauptsächlich für kleinere Hilfsarbeiten zuständig wäre. Am Ende führte Leah ihn zu einem riesengroßen Sack voller Kartoffeln, vor denen ein überdimensionaler Topf stand.
    „Die müssen wir alle schälen?“, fragte er ungläubig.
    „Ja, was denkst du denn.“ Leah lachte und reichte ihm ein scharfes Küchenmesser. „Wir haben ungefähr eine Stunde.“
    „Was?“ Aidan seufzte. Hilflos nahm er die erste rohe Kartoffel seines Lebens aus dem Sack. Bisher hatte er nur die Küche betreten, wenn er zu Hause etwas heimlich zum Naschen geklaut hatte, aber Küchenarbeit war ihm bis heute völlig fremd. Um sich jedoch keine Blöße zu geben, beobachtete er Leah aus den Augenwinkeln und versuchte, ihre Bewegungen nachzuahmen. Doch schon an der ersten Kartoffel verzweifelte er hoffnungslos an dem Küchenmesser. Leah zeigte ihm milde lächelnd, wie er am besten schälte, ohne aus einem Ei eine Erbse zu machen.

- 7 -
    Freundschaft geht oft seltsame Wege
     
    Noch am selben Abend schlich sich Ryan heimlich aus seinem Zimmer. Nur Kimberly wusste von seinem Vorhaben. Ihre Mitschüler hatten sich noch vor zwei Stunden abfällig über den neuen Küchengehilfen geäußert und wollten Aidan gerne wieder bei den Sträflingen oder besser noch in Llŷr wissen. Das wäre der richtige Ort für Feiglinge und Verräter, meinten sie, doch die Freunde gaben nichts auf dieses blöde Geschwätz. Die anderen wussten es eben nicht besser. Allerdings führte es auch dazu, dass sie sich von ihren Mitschülern ein wenig distanzierten. Damit standen sie zwar im Internat auf verlorenem Posten, aber das Ende ihrer Schulzeit rückte näher. Nur noch ein paar Monate und sie mussten sich vor keinem von ihnen mehr rechtfertigen. Dann konnten sie tun und lassen, was sie wollten.
    Während Ryan darüber nachdachte und säuerlich die Hände an der Hose rieb, schlug die Uhr bereits zehn. Vorsichtig lief er die Treppen nach unten und blieb vor der Küchentür stehen. Die Lichter im Flur und den Küchenräumen waren schon erloschen und das Personal in seinen Zimmern, die sich ebenfalls im Untergeschoss befanden. Aber von Mrs. Buckley wusste er, dass Aidan noch immer hinter dieser Tür war. Leise öffnete er sie und huschte hinein. Sofort fiel ihm im Licht seiner Taschenlampe auf, wie sauber und aufgeräumt es hier aussah, ganz anders als am Morgen. Neugierig spähte er durch die Dunkelheit und suchte nach einem bestimmten Blondschopf.
    „Hallo Ryan“, sagte plötzlich eine Frauenstimme und er zuckte erschrocken zusammen.
    Neben ihm stand Leah und lachte. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“
    „Kein Problem“, grinste er, als er sie erkannte. „Ich stand nur kurz vorm Herzinfarkt.“
    „Na, wenn das so ist, dann ist ja nichts passiert“, meinte sie trocken und zwinkerte ihm zu. „Lass mich raten, du bist bestimmt wegen Aidan hier.“
    Ryan nickte leicht verlegen und schaute sich wieder um. „Wo ist er denn? Und was machst du hier?“
    „Ich habe die Tür gehört, und weil mein Zimmer nicht weit weg ist, dachte ich, ich schau besser mal nach.“
    Er nickte.
    „Dann komm mal mit, aber ich glaube, er schläft schon“, sagte Leah und winkte ihn mit sich in Richtung Vorratskammern. „Er ist vorhin fast im Stehen eingeschlafen.“
    „Ohhhh“, mehr brachte Ryan nicht heraus, er war viel zu nervös, wenn ihm auch nicht genau klar war,

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