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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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doch nachholen. Besorg dir von irgendwem die Mitschrift. Da ist ein Hotel …«
    »Ich fürchte, das geht leider nicht. Zu wichtig. Ich will unbedingt wissen, wie es diese Woche mit Beda dem Ehrwürdigen weitergeht.«
    »Aber wir … wir haben noch nicht mal über deine Gliederung gesprochen.«
    »Als hätte das ernsthaft auf dem Programm gestanden. Hör mal, ich kann heute wirklich nicht. Aber weißt du was? Du hast doch vorhin davon gesprochen, dass ich vielleicht mal mit zum Dreh kommen könnte. Das würde ich wirklich gerne tun. Wir könnten ja einen Tagesausflug daraus machen und die Nacht in London verbringen.«
    Ihre schmalen Augenbrauen hoben sich und strebten auf ulkige Art ihrem Haaransatz zu. Sie küsste Kennedy auf die Wange, ließ sich in den Schalensitz sinken und schwang ihre langen, sanft gebräunten Beine in den Wagen.
    Kennedy seufzte. »Warte bitte kurz auf mich. Ich muss nur noch mal eben zur Toilette.«
    Kurz darauf seufzte er erneut, diesmal lauter und melodischer, als er in den immer willigen Schlund der Toilettenschüssel ejakulierte. Er sah auf seine Uhr: eine Minute und dreiundzwanzig Sekunden. Und tschüss, dachte er. Eine Handvoll Sätze, vielleicht ein ganzer Absatz, im wahrsten Sinne des Wortes durchs Klo gespült. Auf dem Weg zurück nach draußen blickte der Drache von seinem Schokoladenkuchen auf und gaffte ihn erneut an.
    Ja, ist gut. Schieb’s dir doch in deinen beschissenen Hintern.
    Wenig später kippte Kennedy einen Whisky. Mit Fingern, so nervös wie die, mit denen er im vierten Schuljahr Karen McGill angerufen hatte, nachdem diese ihm gesagt hatte, sie fände ihn »nett« – noch bevor Mädchen Wörter wie »scharf« oder »gut bestückt« kannten –, wählte er Robins Nummer.
    »Dad?«
    »Hey, Robin. Wie läuft’s denn so?«
    »Prima. Ich komme gerade aus der Schule.«
    »Hör zu, wegen unserem gemeinsamen Essen am Sonntag. Es tut mir leid. Ich … weißt du, ich hab dir Mist erzählt.«
    »›Eine Grippe‹«, zitierte sie ihn prompt, allerdings nicht ohne einen Anflug von Ironie in der Stimme.
    »Äh … ja. Es tut mir wirklich leid.«
    »Du scheinst ja einen lustigen Abend gehabt zu haben.«
    »Ach, das wurde alles fürchterlich übertrieben. Wir haben ein bisschen was getrunken und sind dann eingeschlafen.«
    »In der Schule haben alle darüber geredet.«
    »So ein Mist.«
    »Nein, die finden dich alle total cool.«
    »Sieht das deine Mum auch so?«
    »Eher nicht.«
    »Wie auch immer. Lass uns einen neuen Versuch starten. Wozu hast du Lust? Hast du Freitagabend schon was vor? Sollen wir was essen? Oder lieber ins Kino?«
    »Freiiitaaag …« Sie zog das Wort in die Länge, als würde sie parallel in ihrem Terminkalender blättern. »Ja, Freitag geht in Ordnung.«
    »Klasse. Ich hol dich um sieben ab.«
    »In Ordnung, Dad. Mach’s gut.«
    »Oh, und sag deiner Mum, dass wir ausgehen. Sag ihr … du weißt schon, dass ich angerufen habe.«
    »Alles klar.«
    »Tschüss.«

einundvierzig
    » CUT! CUT! In Ordnung, Leute! Räumt das Set! RÄUMT DAS SET! WET-DOWN! ICH BRAUCHE HIER EINEN WET-DOWN! «
    Die riesige Bühne im 007-Hangar war im Nu von Technikern bevölkert, die im Dunkel herumwimmelten und jede verfügbare plane Fläche mit Wasser berieselten. Kennedy konnte sich gar nicht daran erinnern, dass es im Originalskript so viele Nacht- und Regenszenen gab. Da hatte offenbar jemand seinen künstlerischen Filter auf »Maximum Noir« geschaltet. Traue niemals einem Regisseur, der mit simplen Tricks versucht, Tiefe zu suggerieren.
    » KENNEDY! «, dröhnte eine Stimme, und schon erschien der Schwachkopf höchstpersönlich. Er kam aus der Dunkelheit auf sie zu und setzte sein Headset ab. »Du alter Schwerenöter! Unseren Star so abzufüllen.« Eine bärige Tatze legte sich auf Kennedys Schulter. »Als wenn Julie dafür fremde Hilfe bräuchte. Stimmt’s, oder hab ich recht? Nun, sag schon, du verrückter Ire, ich hab doch recht, oder?«
    »Hallo, Kevin«, antwortete Kennedy und befreite sich aus der Umarmung des Wahnsinnigen. »Kevin, das ist Paige. Paige, das ist Kevin, der Regisseur.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Paige und streckte ihre Hand aus, die Kevin mit beiden Pranken ergriff und heftig schüttelte.
    »Hallo, Paige.«
    »Wow«, staunte sie, »das ist ja mal ein Set.«
    »Ja, ein echtes Prachtexemplar. Erst bauen wir es auf, dann jagen wir es in die Luft.«
    »Paige schreibt auch Drehbücher«, sagte Kennedy.
    »Na ja …«, wollte sie

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