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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Jeremy Regie. War Robin etwa auch so drauf? Oder würde sie mal so werden?
    »Ja, da bin ich mir ziemlich sicher«, sagte Kennedy. Seine Stimme klang plötzlich wie hochgepitcht. Im Dunkel der Sitzecke trennten sie jetzt nur noch wenige Zentimeter voneinander.
    »Erzähl mir von ihren Nippeln«, forderte Paige ihn auf.
    »Sei still und komm her …« Sein Arm legte sich um ihre Hüfte, während sie sich an ihn presste. Ihre Lippen waren noch weicher, als er es sich vorgestellt hatte. Ihre Zungen trafen sich auf ihrem Weg in den Mund des jeweils anderen – ungeduldige Schnäppchenjäger, die versuchten, sich im Türrahmen aneinander vorbeizudrängeln. Seine drängte nach oben, erkundete die Wölbung der Gaumenkuppel, ihre nach unten, um tastend über den feuchten Boden seines Mundes zu schnellen. Gott, das war ein Kuss. Verglichen damit war jeder Kuss davor der reinste Tantenbesuch. Eine Audienz bei der Queen. Eine Amischen-Geburtstagsparty. Es fühlte sich an, als wollte Paige ihm mit der bloßen Zungenspitze ein Stück Spinat aus dem hintersten Backenzahn pulen. Währenddessen wurde unten im Bombenschacht Little Boy ausgeklinkt. Fat Man. Die gottverdammte Neutronenbombe … sämtliche Körpersäfte strebten in Richtung seiner Eier, traten die lange Pilgerreise von seinen Fingerspitzen, seinen Zehen, seinem Skalp, von Regionen seines Körpers an, die ihm bisher völlig unbekannt waren.
    »Wow!« Sie zog sich zurück und lächelte ihn an. Ihre Hand noch immer in seinen Nacken gekrallt, sagte sie: »Ich gehe nur mal kurz zur Toilette.«
    Kennedy Marr arbeitete schnell. In kurzer Folge leerte er den Wein, verlangte die Rechnung, zahlte sie mit einem Bündel Zwanziger – bloß keine Zeit mit dem Einlesen der Kreditkarte vergeuden –, holte ihre Mäntel und suchte bei Google nach dem nächstgelegenen Hotel. Er hatte Glück: Eine akzeptable Viersternebude befand sich nur ein paar Meilen die Straße runter. Er blickte vom Display seines Handys auf und rüber zu den beiden anderen Gästen – ein Mädchen, ungefähr in Paiges Alter, mit seiner Mutter. Die Tochter war ziemlich süß, spielte aber definitiv nicht in derselben Liga wie die sexuelle Granate, das sich gerade auf der Toilette zurechtmachte. Die Frau hatte Hängebacken, trug eine Brille mit dicken Gläsern und einen sackartigen Pulli mit einer Art Brosche daran. Ein Frauentyp, wie er in britischen Restaurants häufiger anzutreffen war. In West Hollywood hätte so jemand wie eine Kreuzung aus Stadtstreicherin und einem verkaterten Methusalem gewirkt. Kennedy wurde bewusst, dass die Frau ihn mit einem Blick anstarrte, den man nicht gerade als unkritisch bezeichnen konnte. Und da dämmerte es ihm: Sie war vermutlich in seinem Alter, allenfalls ein paar Jahre jünger. Trotzdem dagegenwar diese Frau in seinem Kopf quasi nicht existent. Ihre Tochter dagegen war recht real. Er konnte sich vorstellen, mit ihr etwas zu trinken. Zu lachen. Sie in die Luft zu heben und sein Gesicht in ihren Schoß zu drücken. Aber die Frau? Sie war bloß ein grauer alter Drachen. Eine Nullität. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm? Welcher Verkabelungsfehler machte ihn unfähig, seinesgleichen zu erkennen, Menschen seines Alters wahrzunehmen, obwohl er sich mitten unter ihnen befand? Ähm, Dr. Brendle, vielleicht hätten Sie mir doch ein paar Dinge erklären können. Ach, drauf geschissen. Er nickte dem Drachen lächelnd zu, woraufhin dieser den Blick senkte, urplötzlich völlig gebannt von seinem Dessert. Kennedy knöpfte sich sein Sakko zu. Ein stechender Schmerz machte ihn auf seine gewaltige Erektion aufmerksam, die sich zum Hosenbund hinaufreckte – wie ein Hund, der sich in einem zu heißen Auto nach dem kleinen Spalt oben am Seitenfenster streckt.
    Er verließ das Lokal, zündete sich eine Zigarette an und wartete ungeduldig, bis Paige endlich auf ihn zugeschlendert kam. »Na, du«, lächelte er und tat, als sei er mit seinem Handy beschäftigt, während er beiläufig auf die Taste des Autoschlüssels drückte und hinter ihm die Lichter des Aston Martin aufflackerten.
    »Bist du bereit?«, fragte Paige.
    »Allzeit bereit, Baby.«
    »Gut, ich muss um vier zurück sein.«
    Bitte was? Er blickte auf seine Uhr. Es war Viertel nach drei. »Um vier? Aber es ist …«
    »Mittelalterliche Literatur bei Professor Wallace.«
    »Du nimmst mich auf den Arm, oder?«
    »Das würde ich doch niemals tun.« Sie ging um ihn herum und öffnete die Tür des Wagens.
    »Ach, komm schon. Das kannst du

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