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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Beverly Hills: eine riesige Villa mit ausgedehntem Grundstück. Zu seiner Rechten konnte Kennedy im Dunkeln die weißen Grundlinien des umstrittenen Tennisplatzes erkennen. Im Haus selbst schien kein Licht zu brennen, obwohl vor der Tür – neben einem Polo, der vermutlich einem Mitarbeiter gehörte – Spenglers Range Rover parkte. Kennedy stieg aus und ging über den knirschenden Schotter auf die Vorderseite des Hauses zu. Was, wenn Spengler bereits im Bett lag? Immerhin war der Mann Amerikaner. Schlimmer noch: Kalifornier. Dass er um halb zehn bereits schlief, war alles andere als ausgeschlossen. Kennedy schlich seitwärts um das Haus herum und sah einen Lichtschein, der aus einem der rückwärtigen Fenster zu dringen schien. Er nahm den Pfad nach hinten und konnte nun auch leise Musik hören. Irgendeinen R&B-Song. Das klang doch schon besser. Er wusste, dass Spenglers Frau in Los Angeles geblieben war. Vielleicht veranstaltete er eine kleine Party. Möglicherweise hatte er einige der Schauspieler und Crewmitglieder eingeladen. Und wo war seine verdammte Einladung? Er betrat den Rasen und folgte dem Licht und der Musik zu einer Reihe von Terrassentüren. Die Nase gegen die Scheibe gedrückt, spähte er in eine Art Wintergarten. Es war niemand zu sehen, aber auf einem Tisch stand eine leere Flasche Cristal in einem Eimer mit Eis. Kennedy klopfte ein paarmal an die Tür, erhielt jedoch keine Antwort. Die Musik klang jetzt lauter, kam von irgendwo drinnen im Haus.
    Eine Tür stand offen, also ging er hinein. Alle paar Schritte rief er leise: »Scott? Scott? Hallo?« Dann betrat er ein großes Wohnzimmer, aus dem die laute Musik ertönte. Im Kamin brannte ein Feuer, und dort auf dem Fußboden, mit dem Rücken zu ihm, nackt auf einem Handtuch, lag … Paige.
    Kennedy blieb wie angewurzelt stehen. Der Song klang aus. Paige drehte sich um, ihre Blicke trafen sich. Sie schrie und hielt sich die Hand vor den Mund. Im nächsten Moment – wie in einem Horrorfilm – öffnete sich die Tür, und Spengler trat ein, nur mit einem Bademantel bekleidet und eine Flasche Champagner in der Hand. Er blickte von Paige zu Kennedy und sagte: »Fuck.«
    »Kennedy …«, stammelte Paige.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und lief los. Lief immer weiter, drehte den Zündschlüssel um und raste mit durchdrehenden Reifen davon. Der Schotter spritzte gegen Spenglers gemieteten Range Rover, der danach neu lackiert werden musste.

achtundvierzig
    Ursprünglich hatte sich Kennedy vor der Dinnerparty des Dekans am folgenden Abend drücken wollen. Doch der alte Junge hatte ihm immer den Rücken gestärkt. Außerdem, brachte es nichts, sich in seinem Leid zu suhlen, dachte er – wenn man angesichts der zahlreichen Martinis, die Kennedy hinuntergekippt hatte, bis er fertig angekleidet war, überhaupt von »denken« sprechen konnte. Besser, man ging unter Leute. Frei nach dem Motto: Lebe, liebe und schäm dich nie dafür, wer du bist.
    Das Haus war ein großes, frei stehendes viktorianisches Gebäude und lag an einer von Bäumen gesäumten Straße am Stadtrand von Deeping. Gehobene Mittelklasse, aber nicht ganz so groß, wie Kennedy es erwartet hatte. Was hatte er eigentlich erwartet? So, wie er den Dekan kannte, wohl ein wenig mehr Brideshead -Adelsflair: Diener in der Halle und gebügelte Zeitungen mit Schlagzeilen wie »Duke of Soundso erschossen!«. Kennedy hatte den Ehrenplatz zur Rechten des Dekans inne. Um den langen Esstisch herum waren außerdem die Gattin des Dekans, Millie, Professor Bell vom F.-W.-Bingham-Komitee, ein weiterer Dozent der Fachschaft Anglistik, dessen Name Kennedy entfallen war, eine Amerikanerin, die beim Dekan zu Besuch war und sich als Fan Kennedys zu erkennen gab, sowie Drummond mit seiner Frau Karen versammelt. Letztere sprach reichlich dem Alkohol zu. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der natürlich noch fahren musste, obwohl die Drummonds bloß am anderen Ende der Stadt wohnten.
    »Also, Kennedy … wie hat es Ihnen bisher gefallen, jetzt da das erste Semester fast vorüber ist?«, fragte Professor Bell.
    »Es war … ereignisreich.« Kennedy füllte sein Weinglas mit Rioja auf.
    »Und ob!«, pflichtete der Dekan ihm bei und nahm sich mehr Kartoffeln. »Mal unter uns«, sagte er und beugte sich verschwörerisch zu Kennedy hinüber. »Ich würde manches dafür geben, Sie noch ein Jahr hierbehalten zu können. Die Bewerberzahl schießt durch die Decke. An der Redensart ›Jede Publicity ist gute Publicity‹ ist offenbar

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