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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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»Sie sind also immer noch Raucher?«
    Er hatte drei Zigaretten am Stück gequalmt. Eigentlich müsste ihm der Rauch aus den Poren quellen. Kennedy grinste müde und ignorierte sie.
    »Haben Sie schon mal versucht, aufzuhören?«, fragte Drummond.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    »Was haben Sie da gerade gesagt?« Kennedys Akzent verhärtete sich bedrohlich. Millie warf ihm einen warnenden Blick zu. Sie kannte die Feinheiten von Kennedys Ausdrucksweise gut genug, um erste Warnzeichen frühzeitig zu erkennen. Um zu wissen, welch enorme Willensanstrengung es ihn gekostet hatte, zwischen den Wörtern »was« und »haben« nicht giftig »zur Hölle« zu zischen.
    »Ich bin bloß überrascht, dass Sie in Ihrem Alter immer noch rauchen. Sie wissen schon: Wenn man erst einmal Vater ist …«
    »Verstehe …«, sagte Kennedy, nickte und rieb sich das Kinn. »Ich sag Ihnen was, Dennis. Ich höre auf, wenn Sie mir dabei helfen. Ernsthaft, ich höre auf – allerdings unter einer Bedingung: Wären Sie bitte so freundlich, sich mit Aids anzustecken?«
    Sämtliche Gesichter wandten sich ihnen zu.
    »Kennedy!« Das war Millie.
    »Wie bitte …«, stammelte Drummond.
    »Aids. Würden Sie sich bitte Aids holen? Vielleicht könnten Sie ein gewisses Faible für Heroin entwickeln und Ihre Spritze mit einem Rudel obdachloser Stricher teilen?«
    »Kennedy«, zischte Millie.
    »Oder Sie lassen sich von einer durchgeknallten, HIV-positiven Muskeltrine den Riesenschwengel in den Arsch rammen. Obwohl diese Methoden zugegebenermaßen voraussetzen würden, dass Sie sich noch zu einem leidlich interessanten Kerl entwickeln. Weshalb vermutlich beides nicht infrage kommt. Vielleicht wäre es ja eher Ihr Ding, sich einfach irgendeinen mutierten Strang der Syphilis einzufangen? So einen, der Ihren Schwanz in einen blau glänzenden Blumenkohl verwandelt, bevor er Sie dahinrafft …«
    Die Frau des Dekans starrte Kennedy an wie jemand, der gerade dabei zusehen muss, wie sich das Flugzeug mitsamt der eigenen Familie an Bord in die Landebahn bohrt.
    »Denn ich bin wirklich überzeugt«, fuhr Kennedy fort, »dass es mir den körperlichen Entzug enorm erleichtern würde, wenn ich Sie jeden Tag im Krankenhaus oder Hospiz besuchen könnte, um zuzusehen, wie Ihre arrogante Nichtraucherfresse immer wächserner und eingefallener wird, während Sie langsam krepieren. Wenn ich die motivierende Aussicht hätte, an Ihrer Seite zu weilen, während es mit Ihnen zu Ende geht. Dann könnte ich Ihnen ein paar wohlplatzierte, höhnische Bemerkungen ins Ohr flüstern, wenn Ihr ausgemergelter, achtundvierzig Kilo schwerer Körper seinen letzten Atemzug tut. Ich könnte Ihnen dann zum Beispiel erzählen, was ich mir überlegt habe, um unserer armen Karen hier« – er deutete auf Drummonds Frau – »über ihre Trauer hinwegzuhelfen. Wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    Die letzte Bemerkung provozierte das eine oder andere Keuchen, ein entsetztes Quieken und ein aufgebrachtes »KENNEDY!« von Millie, die ihn nun am Ellbogen zerrte.
    »Wären Sie wohl so freundlich, mir diesen kleinen Gefallen zu tun? Sich irgendeine tödliche Seuche einzufangen und mir so dabei zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören? Hmm, Dennis? Sie alter Mist…«
    Drummond schlug Kennedy mit der Faust mitten ins Gesicht.
    Es war ein verdammt guter Schlag, wie Kennedy eingestehen musste, während er rückwärts taumelte und zu Boden ging. Ein schneller Aufwärtshaken mit viel Kraft und ordentlich Schwung dahinter. Möglicherweise hatte Kennedy den guten alten Drummond ja unterschätzt.

neunundvierzig
    Kennedy trat aus der Tür und ging die Stufen zur Harley Street hinunter. Um ihn herum erhoben sich die großen georgianischen Stadthäuser, in denen sich die Noblen und Angesehenen seit Jahrhunderten von Leid und Schande zu befreien suchten. Wie viele edel beschuhte Füße hatten bereits die bleischweren Herzen ihrer Besitzer über diesen Bürgersteig getragen? Ein Pub. Er musste unbedingt ein Pub finden. Er ging nach links bis zur Great Portland Street und dort ins George. Holzvertäfelte Wände, Spiegel, kleine Sitznischen. Jetzt, um drei Uhr nachmittags, war der Laden so gut wie leer, abgesehen von ein paar BBC-Typen, die an der Theke zusammenstanden – das Sendezentrum lag gleich um die Ecke. Im Ausschank gab es verschiedene Biere der Hausmarke. Keine der sonst alles dominierenden großen Marken wie Stella, Kronenbourg oder Amstel. Er bestellte ein großes Glas des stärksten Lagers sowie

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