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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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an« über »Ruf mich an!« bis zu » RUF MICH AN! «. Widerwillig rief er den Anrufbeantworter seines Telefons ab, löschte zwei Mitteilungen von Vicky – der Warhol und das Kreditkartenlimit – und hörte sich die letzte Nachricht an, die Connie hinterlassen hatte. Wie alle von Connies Mitteilungen begann sie mit einigen Sekunden Stille, statischem Rauschen, Gefummel in der Handtasche. Es folgte ein »Ähhh, oh«, während Connie versuchte, sich daran zu erinnern, wen sie eigentlich angerufen hatte, und schließlich: »Ach ja … hallo … Kennedy, Darling! Connie hier. Hör mal … ähm …« Dann kam wieder eine Pause, in der sie mit jemand anderem sprach, einem Hund oder vielleicht einem Assistenten. »Es gibt eine ziemlich, äh, ziemlich interessante Entwicklung, ähm, über die ich mit dir reden müsste. Keine Angst, es handelt sich um gute Neuigkeiten. Zumindest potenziell …« Es folgten weitere »Ähs« und »Ähms«, bevor sie schließlich zum Ende kam: »Ruf mich doch bitte zurück, wenn du das abhörst. Bussi. Tschüüüss.«
    Kennedy blickte auf die Uhr. Kurz vor sechs. Drüben in England war es demnach zwei Uhr nachts. Was soll’s – das würde auch noch bis morgen warten können. Er nahm den Macallan aus der oberen Schublade seines Schreibtischs. Da er kein Glas fand, trank er direkt aus der Flasche, zündete sich eine Marlboro an und schlenderte hinaus auf den Balkon in die sich ankündigende Dämmerung. In der Ferne erklang das Heulen von Sirenen und das rhythmische Knattern der Hubschrauber. Während er das Brennen des edlen Whiskys und das rußige Aroma des Nikotins genoss, dichtete Kennedy Marr:
    In unsern Rücken, die dürren Winde
    Kräfte lang getroffener Entschlüsse
    Die uns hier an diese
    Letzte Tafel führten.
    Im Süden begann Downtown L. A. zu funkeln. Auf der Franklin Avenue quietschten und quäkten die Reifen und Hupen. Am sich verdunkelnden Himmel hing bereits der Mond, ein Nimbus »so bleich wie einer der Sex Pistols«. Die Formulierung stammte von Martin Amis. Nicht schlecht, dachte Kennedy. Gar nicht schlecht.
    Unter ihm räkelte sich die Stadt und streckte ihm ihren gespreizten Hintern entgegen.

dreizehn
    »Könntest du das bitte wiederholen, Connie?« Braden stand auf dem Balkon seiner Eigentumswohnung in Brentwood und blickte nach Nordosten über die mitternächtliche Stadt in Richtung der düsteren Hollywood Hills zu Kennedy hinüber, der vermutlich gerade weggetreten in seinem Bett lag. Oder, schlimmer noch, irgendwo mit dem Kopf auf der Bar.
    Connie wiederholte die Summe und fügte dieses Mal ein »steuerfrei« hinzu. Sie stand in ihrer hellen Küche in Clapham, vor ihr Tee und Toast, während auf Radio 4 sanft, aber schrill John Humphrys plapperte. Sie hatte es aufgegeben, Kennedy zu erreichen. Stattdessen war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie von Braden mehr Einsicht und Enthusiasmus erwarten konnte. Und damit lag sie völlig richtig.
    »Steuerfrei?« In Bradens amerikanischen Businessohren klang das Ganze so süß wie »Weltfrieden«. So süß wie überhaupt nur irgendetwas, vielleicht abgesehen von »prozentuale Beteiligung«.
    »In der Tat, Darling.«
    »Pfund Sterling, richtig?«, fragte Braden, und die Worte fühlten sich auf seiner Yankeezunge altertümlich, geradezu archaisch an.
    »Ganz genau. Gute, alte englische Pfund.«
    »Wahnsinn.«
    »Oh ja. Wenn er nur an sein dämliches Telefon gehen würde.«
    »Tja, wir hatten einen ziemlich ausgedehnten Lunch heute. Irgendwie hatte ich im Urin, dass er es nicht dabei belassen würde.« Braden lehnte sich gegen das Geländer und begutachtete sein Wohnzimmer durch die offene Schiebetür: nichts als Beige und Glas. Die Autoschlüssel und die Evian-Flasche auf dem Tisch waren die einzigen Hinweise darauf, dass es sich nicht um eine Musterwohnung handelte. »Ich muss sagen: Das sollte eine Menge Probleme lösen.«
    »Das sollte es allerdings. Obwohl ich dich darauf hinweisen muss, dass es sicher auch einige neue aufwirft. Namentlich Millie und Robin. Kriegst du das mit seinem ganzen Film-Kram unter einen Hut?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden. Wann muss er bei euch drüben antanzen?«
    »Das Semester beginnt im Oktober, aber sie wollen ihn Mitte September hier haben, damit sie alles organisieren können.«
    »Himmel. Er wird sich den Arsch abarbeiten müssen, um wenigstens einen Teil der Aufträge abzuliefern. Gut möglich, dass wir ein paar der kleineren Fische abfinden und von den Projekten zurücktreten

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