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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Kugel sechs andere Kugeln küsst.“
    „Gut, sehr gut“, lobte der Professor. „Aber das haben sie nicht gerechnet sondern nur vermutet.“
    „Ich nicht vermutet, ich sehe. Hier, zählen: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Ende. Ich habe gerechnet.“
    „Nun“, schmunzelte der Professor, „schauen wir uns mal die nächste Dimension an. Denn das Problem ist dreidimensional.“
    Hüseyin lachte. „Gestapelte Kugeln? Hüseyin fragen, ich bin Spezialist für Stapeltechnik von Kugeln aller Art. Ich staple jeden Morgen Melonen, Apfelsinen, Äpfel, Clementinen, ich habe beste und stabilste Stapel, Sie können fragen überall.“
    „Na dann verraten sie mir mal, wie das Keplersche Problem, das im Übrigen in der 1900 von David Hilbert aufgestellten Liste der 23 ungelösten Probleme als Spezialfall auftaucht, gelöst werden kann.“ sagte der Professor.
    Hüseyin war inzwischen so aufgeregt, dass der köstliche Fisch, den er vor sich stehen hatte, bereits drohte, kalt zu werden. Er schaute aus dem Fenster und rechnete. Dann zog ein Lächeln über sein Gesicht. „Eine Apfelsine kann zwölf andere Apfelsinen berühren, wenn sie in drei Schichten gestapelt ist.“
    „Brillant!“ rief der Professor. „Haben Sie schon mal was von Isaac Newton gehört?“
    „Der Fotografen mit den Mädchen?“
    „Nein, Newton ist ein bekannter Wissenschaftler, der sich 1692 mit David Gregory über das Keplersche Problem gestritten hat. Er hat vermutet, dass es unmöglich sei, dass eine Kugel dreizehn andere gleichgroße Kugeln berührt. Gregory meinte, es geht. Erst der Holländer van der Waerden hat bewiesen, dass Newton Recht hatte. Die Kusszahl der zentralen Kugel ist zwölf.“
    „Ich habe Ihnen gesagt, nur müssen Hüseyin fragen.“
    „Gut“, sagte der Mathematikprofessor, aber wie errechne ich nun die dichteste Kugelpackung?“
    „Was heißt das?“
    „Welches ist die optimale Verpackung für Kugeln, in welche Form gehen die meisten Kugeln?“
    „Das ist einfach. Ich nehmen verschiedene Formen Kisten und packe ein, dann sehe ich, wie viel gehen in welche Form. Wahrscheinlich Rechteck, sonst Apfelsinen nicht darin geliefert werden.“
    „Schätzen sie mal, wie viel Prozent eines Raumes füllen die Kugeln?
    „Ich würde sage äh, dreiviertel.“
    „Sie haben wahrscheinlich, fast recht. Kepler hat folgendes vermutet“, der Professor griff zum Messer und malte auf das Tischtuch:

    π /6ּ√2 ≈ 74,05 %.

    „Wir müssen es nur noch beweisen.“
    Hüseyin war fassungslos. „Ich habe gedacht, der Mensch intelligent. Sogar Bienen sind mehr intelligent. Wissen genau, wie passen die meisten Waben ins Nest.“
    „Angewandtes Nichtwissen“, sagte der Professor. „Es ist wichtig, dass wir irgendwann wissen, wie man das errechnet.“
    „Wofür?“ fragte Hüseyin.
    „Damit wir es verstehen.“
    Nachdem der Professor bezahlt hatte, schlenderten die beiden ein Stück den Bosporus entlang. „Schauen Sie, dort drüben Asien“ sagte Hüseyin. „Sie können es sehen, aber auch, wenn Sie es beweisen, können Sie Asien verstehen?

Endstation

    Noch während die Ansagen aus dem Lautsprecher dröhnten, fuhr der silber-blaue „Train à Grande Vitesse“ ein. Sabine zog ihr graues Kostüm glatt, fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare und fasste ihre Handtasche ein wenig fester. Die meisten Menschen an Gleis drei auf dem Gare de Lyon drängelten zu den Zugeingängen, die Kofferträger standen mit ihren Rollis bereit und nur ein paar hoffnungslose Gestalten, die an den Aufgängen lungerten, schien der TGV nicht zu interessieren.
    Als sich die Zugtüren fast lautlos öffneten, spuckten sie hektische Passagiere in allen Hautfarben aus. Sabine stellte sich auf die Spitzen ihrer schwarzen Pumps und versuchte IHN in der Menschenmenge auf dem Bahnsteig auszumachen. Da! Der Mann mit dem beigefarbenen Trenchcoat und dem schwarzen Koffer! Breite Schultern, platte Nase und eine Haut, die aussah wie Blutwurst. Sie lächelte in seine rotunterlaufenen Augen und schwenke den „Spiegel“, das verabredete Kennzeichen, mit der linken Hand. Mit einem Zeichen des Erkennens ging er auf sie zu. Gerade als sie ihm die Hand hinstrecken und sich als „Rechtsanwältin Dr. Meyerbrink“ vorstellen wollte, drängelte sich ein Herr im grauen Flanell an ihr vorbei. „Docteur Herbé, bien venue à Paris“, sagte das graue Flanell und das Blutwurstgesicht verzog sich zu einem ultraweißen XXXL-Lächeln. „Monsieur le professeur, quelle

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