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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Umständen getan hätte. Seine Wangen waren mehlig blass, nur auf den hohen Wangenknochen prangten hektische Flecken. Der Silberohrring schaukelte und schlug mir ins Gesicht, als Graves blind vor Angst in mich hineinrannte. »Lauf los, verdammt!«
    Das war nicht meine Stimme, sondern Dads rauhes Brüllen, das aus meinem Hals kam.
    Ich hatte keine Ahnung, ob ich den Werwolf schwer genug verwundet hatte, und das elektronische Geheul sowie der Dampf machten es schwierig, klar zu denken. Aber ich musste für uns beide denken, wenn wir hier lebend rauswollten.
    Du bist auf dich allein gestellt, Dru. Kein Dad, der mich aus dem Schlamassel rettete.
    Wir rutschten in den Wasserpfützen aus. Ich verlor Blut und fiel unsanft auf meine Knie. Deshalb war es meine Schuld: Wäre ich nicht hingefallen und hätte mir beim Aufprall fast ein Stück von meiner Zunge abgebissen, hätte der Werwolf mich erwischt, nicht Graves. Die beiden krachten mit voller Wucht zusammen, und Graves schrie schrill auf wie ein Eichhörnchen in einer Falle.
    Ich brüllte etwas Unaussprechliches, was sowieso nicht zu verstehen war, schwang die Waffe herum und trat zu. Mein Stiefel rammte den schmalen Hundekopf des Werwolfs, und zum Glück drehte sich das Biest, das über Graves hockte, knurrend zu mir um. Seine Augen glühten wie schmutziges Sonnenlicht; sein grauer Fellstreifen bildete einen grellen Kontrast zu dem ansonsten dunklen Drahthaar.
    Mir kippte die Stimme, als ich schrie und gleichzeitig den Abzug drückte. Der Knall war ohrenbetäubend. Schleim spritzte. Eine Schmauchfahne stieg aus der Waffe auf. Dann lief der Werwolf aus, das Maul weit aufgerissen.
    Ich hatte ihn in den Kiefer getroffen.
    Er fiel über den Brunnenrand und fing an, stinkende, rötlich dampfende Wasserfontänen auszustoßen. Das kochende Fell setzte dem ohnehin schon bestialischen Gestank die Krone auf.
    Graves stöhnte lautlos inmitten des lärmenden Alarms. Sowie ich begriff, dass das Feuerwehrsirenen waren, fluchte ich laut. Noch lauter fluchte ich, als ich Graves’ zerfetzte Schulter sah. Der Wolf hatte ihn gebissen.
    Oh, Mist, verdammter!
    Ich rang mit mir. Das Beste wäre gewesen, ihn hierzulassen. Er war gebissen worden. Das war eine denkbar schlechte Neuigkeit. Außerdem musste ich schnellstens weg. Die Polizei und die Feuerwehr konnten jeden Moment aufkreuzen, trotz des Schnees draußen, und wie sollte ich ihnen dies hier erklären? Der Aufgabe wäre nicht einmal ich mit meinem wohltrainierten Talent im kreativen Lügen gewachsen gewesen.
    Graves öffnete die Augen, sah mich an und bewegte die Lippen. Bei den lauten Sirenen war nicht zu hören, was er sagte. Wasser platschte. Ich blickte zu dem Wolf auf, der sich in der brodelnden Brühe wälzte und sein Maul mit zwei schmalen pelzigen Händen hielt. Mit jedem Atemzug gab er ein merkwürdig blubberndes Heulen von sich. Ich wandte mich wieder zu dem Jungen, und eine Sekunde lang erinnerte ich mich nicht mehr, wer zur Hölle er war und was ich hier tat. Ich konnte einzig an den fiesen, scheußlichen Gestank von Dads verwesendem Leib vor mir denken.
    Ich war allein.
    Diesmal bist du ganz auf dich gestellt, Dru. Jetzt bestimmst du.
    »Steh auf!« Wieder erkannte ich meine Stimme nicht. »Steh verdammt noch mal auf, Mann! Wir müssen weg!«
    Tatsächlich biss er die Zähne zusammen und richtete sich mühsam auf, wobei er sich die Schulter hielt. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, das im gedämpften Licht schwarz aussah.
    Als Erstes müssen wir von dem Wolf weg. Seine Wunden verheilen schnell, und hinterher wird er ziemlich angefressen sein. In den Raum unten können wir nicht zurück, denn dahin würde er uns folgen, und wir säßen in der Falle. Wohin kann ich ihn bringen? Denk nach!
    Es gab nur einen Ort. Ich musste beten, dass die Polizei nicht dort war – und auch nichts anderes.
    Was bedeutete, dass ich Graves auf die Beine bekommen, ihn verarzten musste, bevor er in einen Schockzustand verfiel, und dann musste ich uns beide durch den Schneesturm dirigieren.
    O Gott! Blut rann mir über die Schläfe, warm und feucht. Mein Rücken krampfte, und ich hatte mir auch noch etwas im Arm gezerrt. Alles an mir schmerzte, so dass ich mich am liebsten hingelegt hätte. Sollten sie doch mit mir machen, was sie wollten, solange ich mich bloß nicht mehr rühren und nicht mehr denken musste!
    Super!

Kapitel 11
    S obald ich uns beiden das Blut abgewaschen, Graves einen Druckverband angelegt – genau genommen war es

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