Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Wein, der nach Asche und Metall schmeckte, kursierte sie in meinen Adern.
»Es stinkt«, flüsterte Graves. »Was ist das?«
Ich habe keine Ahnung, aber eines steht fest: Es ist übel. Richtig, wirklich übel. Ich schluckte vier oder fünf Mal, denn mein Hals war abscheulich trocken. »Kannst du das riechen?«
»Ja. Es riecht eklig – irgendwie rostig.« Seine Nasenflügel weiteten sich ein bisschen beim Einatmen, dann sein Brustkorb. Muskeln wölbten sich an seinem Hals und seinen Schultern, und ich bemerkte, dass er ebenfalls zitterte.
»Das ist kein Rost. Es ist Blut.« Wir beide atmeten gleichzeitig aus, ich am Ende des Satzes und er, als hätte er auf mein Kommando gewartet. »Bist du übersinnlich veranlagt?«
»Ich? Nee. Ich kriege ja nicht mal ein Date.« Er sah mich mit geradezu fluoreszierend grünen Augen an. Sein leicht brauner Teint war kreidebleich, so dass die leuchtenden Augen einen befremdlichen Kontrast bildeten. »Es ist weg, oder?«
»Ist es.« Ich wünschte, meine Beine hörten zu zittern auf. »Ich weiß nicht, was es war.« Aber raten konnte ich, und mein Tipp war, dass bei diesem Ding selbst Dad die Flucht ergriffen hätte.
Und daher hoffte ich sehr, dass ich falsch lag.
Der Morgen graute klar und eiskalt. Fahles Sonnenlicht fiel aus einem schmerzlich blauen Himmel mit weißen Zirruswolken und wurde vom Schnee reflektiert. Ich zog mir eine Jeans, Dads Army-Pullover und seine Jacke an, stieg in meine Stiefel und stampfte die Treppe hinunter. Dann blickte ich in die Munitionskiste, was weit besser war, als auf den schmierigen Staubfleck auf dem Teppich zu gucken.
Wollte ich am helllichten Tag bewaffnet herumlaufen? Diese Idee kam mir sekündlich klüger vor. Trotzdem war der Gedanke beunruhigend, mit einer Waffe, dürftigen Papieren und einer noch dürftigeren Erklärung, weshalb ich wie Rambo unterwegs war, erwischt zu werden.
Und beunruhigend war noch harmlos umschrieben.
»Ich finde nach wie vor, dass ich mitkommen sollte«, sagte Graves. Er lehnte in der Wohnzimmertür, die Hände in seinen Jeanstaschen.
Als ich den Kopf schüttelte, hüpfte mein Pferdeschwanz auf der Schulter. Ich hatte mein Haar in Spülung ertränkt und es danach zu einem Zopf geflochten, um es aus dem Weg zu haben. »Dad würde mich killen, wenn ich einen Zivilisten da mit reinziehe.« Kaum hatte ich es ausgesprochen, krümmte ich mich innerlich. »Das Beste für dich ist, alles zu vergessen, was du gesehen hast, und wieder zurück an die Highschool zu gehen.« Weil bei mir unheimliche Sachen an die Tür klopfen und ich aus der Stadt fliehen muss, was bedeutet, dass ich den Truck brauche. Du hast schon mehr als genug mitbekommen.
»Ja, klar.« Er zuckte mit seinen hageren Schultern. »Träum weiter! Was hast du überhaupt vor?«
Ich warf noch einen sehnsüchtigen Blick in die Waffenkiste und schnappte mir meinen Rucksack. Der gleißende Schnee draußen machte die Wände noch weißer, was die Einschusslöcher neben Graves betonte. »Ich will jemanden anrufen.«
»Wen? Die Ghostbusters?«
Ich schätze, dieser Witz musste früher oder später kommen. Im Geiste ging ich alles durch, was ich in meinem Rucksack hatte, und überschlug noch einmal, wie viel Geld ich noch besaß. »Weiß ich noch nicht.«
»Du weißt nicht, wen du anrufen willst?« Seine durchgezogene Braue wanderte auf beiden Seiten hoch und legte seine Stirn in Falten. »O Mann!«
»Hör mal, ja, ich mache das schon fast mein ganzes Leben. Auf deine schlauen Kommentare kann ich verzichten!« Ich überlegte kurz, dann ging ich zu der Kiste mit den kleineren Waffen hinüber, wühlte ein paar Sekunden darin und holte schließlich ein Springmesser heraus. Als ich den Knopf drückte, wurde ich mit einem wohltuenden Pling! belohnt, mit dem die mörderische Klinge aus dem Griff schnellte. Ich überprüfte die Silberbeschichtung auf der Klingenfläche.
Die Schneiden wurden nicht mit Silber überzogen, weil es dort abgewetzt wurde. Bezog man die flachen Messerrücken damit, konnte das zwar die Balance beeinträchtigen, aber es hielt auch eine Menge Dinge auf. Zudem konnte ich weit leichter erklären, warum ich ein Militär-Springmesser bei mir hatte als eine Schusswaffe. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich mich aus einer Verhaftung herauswinden könnte, wenn man nichts außer dem Messer bei mir fand.
Zufrieden drückte ich abermals auf den Knopf und benutzte den Kistendeckel, um die Klinge wieder hineinzuschieben, ehe ich das Messer in
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