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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Und wie zum Teufel konntest du so schnell durch den Schnee flitzen? Ein scheußlicher Verdacht regte sich in meinem Hinterkopf, den ich sogleich wieder verwarf. Ich hatte genug andere Sorgen. Wortlos entwand ich mich ihm.
    Graves kniff trotzig die Lippen zusammen. Im selben Moment wurde der Wind schneidend kalt. Mein Haar schien mir an der Kopfhaut festzufrieren, und die vielen Schichten, die ich trug, halfen längst nicht so gut, wie ich gehofft hatte.
    »Du hast mir das eingebrockt.« Seine Hand sank seitlich hinunter, und er drückte seine Schultern durch. »Ich wurde von einem Ding gebissen, das gar nicht echt sein dürfte. Nichts von dem Ganzen dürfte scheiß real sein. Und du willst mir erzählen, ich soll ein braver Junge sein und nach Hause gehen? Das läuft nicht! Ich habe dir gesagt, dass das erste Mal gratis ist, Dru, aber dies hier ist nicht das erste Mal. Hierfür bezahlst du, und du nimmst mich mit! Du schuldest mir was!«
    »Ich schulde dir rein gar nichts!« Noch während ich ihn anschrie, wurde mir klar, dass das nicht stimmte. Hätte ich mich nicht in dem gottverdammten Einkaufszentrum versteckt, wäre das brennende Hundedings dann zum Haus gekommen? Wie hätte ich das Biest da wohl loswerden wollen? Nein, Graves hatte mir das Leben gerettet, und er wusste es nicht einmal, weil er keine Ahnung von nichts hatte. Ich hingegen wusste es.
    Die Andersons bleiben niemandem etwas schuldig, hatte Dad immer gesagt. Und sie bauen ihre Schulden schnell ab, ehe sie sich auftürmen.
    Aber was war mit dem Ding, das an die Vordertür geklopft hatte? Irgendjemand wusste, wo ich wohnte.
    Irgendjemand oder irgendwas.
    Mir drehte sich wieder einmal der Magen um. Graves sah mich an, als wollte er mir ein Loch in die Stirn gucken. Derweil nisteten sich winzige Eiskristalle in seine schwarzen Strähnen ein, und seine Wangen waren nicht mehr nur rot, sie glühten. Wir beide bibberten vor Kälte.
    Er hatte nicht einmal einen Schal um. Für einen Einheimischen, der mit dem hiesigen Extremklima vertrauter sein sollte, war er jämmerlich schlecht gerüstet.
    Und ich hatte keinen Schimmer, was ich tun sollte. Mein Beschwichtigungsversuch bestand darin, dass ich artig stehen blieb und sagte: »Mein Dad ist tot.« Dabei überraschte mich, wie flach meine Stimme klang, vollkommen normal, wie bei einer Unterhaltung am Esstisch. Aber natürlich dämpften der Schnee und der Wind meine Worte, ließen sie ermattet heruntersinken, kaum dass sie mir über die Lippen kamen. »Es tut mir leid, dass ich dich in das alles mit hereingezogen habe. Tu mir einen Gefallen und geh nach Hause, ehe du am Ende noch tiefer drinsteckst!«
    »Hallo? Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich habe zufällig kein Häuschen mit weißem Gartenzaun und Kamin, in das ich zurückkehren kann. Ich bin genauso auf mich allein gestellt wie du, und das schon länger, wohlgemerkt.« Er zog die Schultern hoch und sah jetzt bereits aus, als würde er erbärmlich frieren. »Ich hätte dich auch einfach in dem Einkaufszentrum hocken lassen können. Nein, ich habe mich eingemischt, weil ich es wollte, und jetzt stecke ich mit drin. Also, wollen wir jetzt vielleicht gehen, ehe ich mich hier zu Tode friere, oder wäre das zu viel verlangt?«
    Ich trat einen Schritt zurück, fand Halt und drehte mich um. Dann gingen wir die Straße hinunter. Einige Nachbarn hatten ihre Gehwege geräumt, die meisten sich allerdings die Mühe gespart. An den Bordsteinen türmte sich ohnedies der graubraune Matsch von den Schneepflügen.
    Graves schritt gebeugt neben mir her, und ich bemühte mich, ihn zu ignorieren. Klasse, Dru! Wozu in aller Welt brauchst du ihn? Er zieht dich bloß noch tiefer herunter. Oder du ihn.
    Aber er holte mich an der Straßenecke ein, und ich lief nicht weg oder versuchte, ihm voraus zu bleiben. Eine ganze Weile sprach er kein Wort, und obwohl ich das vollkommen in Ordnung fand, wünschte ich auch, er hätte mit mir geredet.
    Es hätte mich abhalten können, furchtbare, beängstigende Sachen zu denken.

Kapitel 17
    I n dem Coffee-Shop war ich noch nicht gewesen, und er war dicht besetzt mit Leuten in dicken Wintermänteln und -jacken, deren Atem die Scheiben beschlug. Ich beobachtete die Straße, während Graves mir gegenüber mit einem Pappbecher spielte. Er hatte seine Beine ausgestreckt, und seine Knie schlugen dauernd gegen meine, bis ich mich seitlicher setzte.
    »Na gut«, begann ich, nachdem ich dem Verkehr lange genug zugeschaut hatte. Ich nahm

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